Neue Interpretationen von Klassikern Rheinbreitbach als "Mekka des deutschen Tango"

RHEINBREITBACH · Mehr Musik- als Tanzabend: Die Gruppe Las Sombras begeisterte mit neuen Interpretationen von Klassikern. "In meiner Musik tanzen die Engel mit den Teufeln", raunt Florian Gutmann wie eine schlechte Imitation Marlon Brandos in "Der Pate. Tatsächlich stellt er Astor Piazzolla dar, den großen Tangokomponisten, der die reine Tanzmusik konzerttauglich machte.

 Unter der Leitung von Flötistin Simone Graf hat sich die Gruppe Las Sombras einen bundesweit guten Ruf erspielt.

Unter der Leitung von Flötistin Simone Graf hat sich die Gruppe Las Sombras einen bundesweit guten Ruf erspielt.

Foto: Frank Homann

So spielten er und der Rest der Gruppe Las Sombras unter der Leitung von Flötistin Simone Graf unter dem Titel "Tango Geschichten" auch vor allem einen Musik- und keinen Tanzabend in der Oberen Burg in Rheinbreitbach, gewürzt mit Gutmanns launigen Geschichten aus dem Leben Piazzollas.

Das Quintett Las Sombras aus Überlingen am Bodensee hat sich mit seinen neuen Interpretationen von Tangoklassikern nicht nur von Piazzolla, sondern zum Beispiel auch von Julián Plaza oder Ángel Villoldo einen bundesweit guten Ruf erspielt und den galt es, in der Oberen Burg zu verteidigen.

Als Sprachrohr der Band ging Gutmann in die Charmeoffensive und ließ die eine oder andere Bemerkung über Rheinbreitbach als das "Mekka des Deutschen Tango" fallen, die vom Publikum jedes Mal mit Gelächter und Applaus belohnt wurden. Allein seine Darstellung eines selbstzweifelnden und dennoch in der chauvinistischen Welt des Tangos beheimateten Piazzolla hätte den Abend füllen können.

Sie war jedoch nur eine Beigabe zum eigentlichen Hauptcharakter der Vorstellung: dem Tango. Das Quintett (mit Pianist und Akkordeonspieler Burkhard Densch als Ersatz für das ausgefallene Gruppenmitglied Bernhard Sinz) spielt altbekannte Kompositionen in sehr eigenen Arrangements, häufig getragen von Grafs Querflöte oder Gutmanns Saxofon. Oder beide Instrumente umschleichen und umgarnen sich, treten in aggressive Konkurrenz oder befeuern sich gegenseitig, halten einen musikalischen Dialog wie ein eingespieltes Tanzpaar, schwankend zwischen Leidenschaft und Verzweiflung.

Die einzige wirkliche Eigenkomposition des Programms, "Tango Casino Noir", schwelgt in den Klängen von Grafs Vibrandoneon und steigert sich an anderen Stellen in humorvolle, klezmerartige Ekstase.

Nicht wenige Besucher hätten den Abend wohl gerne auch tanzend verbracht, waren umso erfreuter, dass Las Sombras eine Wiederkehr nach Rheinbreitbach versprachen.

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