Fußball-Bezirksliga Jugend-Trainer attackiert Schiedsrichter

ERPEL/LINZ · Der Schiedsrichter ist unantastbar. Doch immer häufiger verkommt dieses Fußballgesetz zur leeren Worthülse. Hans-Werner Bald, 40, aus Erpel musste dies nun am eigenen Leib erfahren: Der Unparteiische leitete am Dienstagsabend das A-Jugendspiel zwischen dem VfB Linz und FV Engers in der Bezirksliga.

 Aggressionen ausgesetzt: Schiedsrichter haben es manchmal nicht leicht. Hier steckt einer die Rote Karte zurück in seine Tasche.

Aggressionen ausgesetzt: Schiedsrichter haben es manchmal nicht leicht. Hier steckt einer die Rote Karte zurück in seine Tasche.

Foto: dpa

Linz verlor erst das Spiel und danach die Nerven. Ihr Trainer sah die Schuld für die Niederlage maßgeblich beim Referee: Er beleidigte Bald wüst, ehe dieser eine Notizkarte zückte, um die Entgleisungen für einen Sonderbericht zu notieren. Daraufhin schlug der Jugendtrainer dem Schiedsrichter die Karte so aus der Hand, dass dieser eine Prellung am Finger erlitt.

Hans-Werner Bald hat selbst 35 Jahre lang Fußball - unter anderem in der Bezirksliga - gespielt. Doch so etwas habe er noch nie erlebt. Bald ist zudem noch selbst Trainer der F-Jugend bei der SG Erpel/Unkel: "Ich sage den Kindern immer: 'Egal, was der Schiedsrichter pfeift - keinen Ton.'"

Der Linzer Jugend-Trainer sah das offenbar anders. Doch er ist kein Einzelfall. "Allein in dieser Saison hatten wir schon drei solcher Fälle zu verhandeln", sagte Werner Maxeiner von der zuständigen Bezirksspruchkammer: "Die Gewalt im Fußball nimmt zu." Der südbadische Fußballverband hat kürzlich darauf reagiert: Dieser setzte wegen der zunehmenden Aggressivität gegenüber den Unparteiischen einen kompletten Spieltag aus.

"Das war ein Schuss vor den Bug, um die Vereine zur Vernunft zu bringen", kann Maxeiner dieser Idee viel abgewinnen. Es käme auch gar nicht darauf an, so Maxeiner, welches Ausmaß die Attacke annimmt - eine Fingerprellung sei keine Lappalie. "Tätliche Angriffe auf Schiedsrichter ziehen stets eine deftige Strafe nach sich", betont der Fußballrichter.

Dem Linzer Trainer drohe nun eine Geldstrafe sowie eine Sperre von drei Monaten bis zwei Jahren. Diese würde sich im Falle einer Verurteilung auch auf seine Spielertätigkeit beziehen. Hans-Werner Bald hat den Trainer inzwischen auch wegen Körperverletzung angezeigt. Der Linzer Trainer war gestern für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Hans-Werner Bald werde sich von der Attacke aber nicht die Freude am Schiedsrichter-Dasein verderben lassen: "Die meisten Spiele enden ja friedlich."

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