Internationales Kunstprojekt Hotel Löwenburg macht Unkel weltweit bekannt

UNKEL · Leuchtend pinkfarbener Kaninchendraht quillt aus den Fenstern des abbruchreifen Gebäudes in Unkels Altstadt - eine Installation der Künstlerin Martine Seibert-Raken. Ein Beitrag zum weltumspannenden „sculpture network start 18“.

„Wat soll dat denn? Is dat Karneval?“ Irritiert schauten Passanten auf die pinkfarbenen Wolken, die aus den Fenstern des ehemaligen Hotels Löwenburg quellen. Am Sonntag konnten Interessierte von Martine Seibert-Raken erfahren, was es mit diesen eigenartigen Gebilden aus leuchtfarbenem Kaninchendraht auf sich hatte. Die Concept-Art-Künstlerin hatte in ihr Atelierhaus an der Frankfurter Straße zur Eröffnung des internationalen Projekts „sculpture network start 18“ eingeladen, an dem sie unter dem Motto „Architektur und Skulptur“ teilnahm.

Mehr als 100 Künstler in 21 Ländern nehmen teil

Sie war eine von weit über 100 Künstlern, die in 21 Ländern an 95 Veranstaltungsorten zeitgleich ihre Arbeiten ausstellten. Dank einer Liveschaltung war das Kunstevent weltweit zu sehen, so auch auf einem großen Bildschirm in Seibert-Rakens Atelier. Auf einer Bildschirmhälfte wurden wechselnd 15 Ausstellungsorte gezeigt, auf der anderen Hälfte die Künstlerin bei der Arbeit. So richtete sich der Blick nach Unkel wie auch nach Nizza, Rom und Malaga, war die Löwenburg gleichberechtigt neben dem Centro de Arte in Caracas oder dem Kronborg Castle im dänischen Elsinore zu bewundern.

Der Bonner Kunsthistoriker und Fotograf Rolf Sachsse, Professor für Designgeschichte und -theorie an der Hochschule für bildende Künste in Saarbrücken, sprach zur Einführung. „Martine Seibert-Raken hat Holzbearbeitung gelernt, sich dann aber mit Stein und Metall über das Handwerkliche hinaus anderen Materialien zugewandt“, erklärte er.

Wenn zwei sich einig sind, ist es Kunst

Bei der Umsetzung ihrer Ideen spiele sie mit den Formen, was hinsichtlich Funktion und Intention irritiere. Durch diese Brüche spiele die Künstlerin auch mit der Erwartungshaltung der Betrachter. „Ob man ihre Kaninchendrahtwolken als Kunst ansieht, bleibt jedem einzelnen überlassen. Nach Theodor Adorno ist Kunst aber schon gegeben, wenn sich zwei Leute einig sind.“ Zur Installation in der abbruchreifen Löwenburg sagte er, mit dem Verbot, das Gebäude zu betreten, werde ihm die ureigene Funktion eines Hauses genommen.

Diese Funktionslosigkeit steigere Seibert-Raken durch das Dekor in Neon-Pink. Das Material habe eigentlich eine Schutzfunktion, in diesem Fall seien es aber Wucherungen, die als Störfaktoren aus den Öffnungen des Hauses quellen. Der „Schandfleck Löwenburg“ sei durch die Installation zur Skulptur, zu einem Gesamtkunstwerk geworden, das zumindest eine temporäre Daseinsberechtigung habe, sagte Sachsse.

Und da sich im Laufe der Zeit die Metallgeflechte auch durch Rost verändern, könne man auch Kunst im Prozess von Erneuerung und Vergänglichkeit erleben, so Seibert-Raken.

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