Stefan Andres Günther Nicolin stellt Briefwerk in Unkel vor

UNKEL · Das umfangreiche Briefwerk des Unkeler Bürgers Stefan Andres war bislang weitgehend unbekannt. Das hat Günther Nicolin, in Königswinter lebendes Mitglied des Unkeler Geschichtsvereins, mit seinem Buch nun geändert.

 Buchvorstellung (v.l.): Georg Guntermann, Irene Maria Röhrscheid und Günther Nicolin.

Buchvorstellung (v.l.): Georg Guntermann, Irene Maria Röhrscheid und Günther Nicolin.

Foto: Frank Homann

Das umfangreiche Briefwerk von Stefan Andres, von 1950 bis 1961 Unkeler Bürger und bekannter Vertreter der Literatur der Inneren Emigration, war bislang weitgehend unbekannt. Das hat Günther Nicolin, in Königswinter lebendes Mitglied des Unkeler Geschichtsvereins, mit seinem Buch „Briefe von und an Stefan Andres 1930 – 1970“ nun geändert. Der ehemalige Pädagoge am Collegium Josephinum Bonn stellte das Werk mit Mitherausgeber Georg Guntermann, früherer Präsident der Stefan-Andres-Gesellschaft, vor. Zur Präsentation war auch Andres' Tochter Irene Maria Röhrscheid mit ihrem Mann Freimund aus Kelkheim angereist.

Stefan Andres' Briefe umfassen Korrespondenzen mit berühmten Persönlichkeiten aus Literatur und Verlagswesen, Theater, Kunst und Musik, Theologie, Philosophie, Wissenschaft und Politik. Mit diesem bedeutenden Dokument deutscher und europäischer Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts schließe Nicolin, der bereits den Briefwechsel von Andres mit Ernst Jünger in Auszügen herausgegeben hat, eine Lücke, so der Vorsitzende des Geschichtsvereins, Piet Bovy.

Schreiben an den Philosophen Adolf Dyroff und Briefe an Günter Grass sind darunter. Auf Stefan Andres habe ihn ein Pater im Josephinum Anfang der 90er Jahre gebracht mit dem Hinweis, der Dichter sei Schüler des anfangs im niederländischen Vaals beheimateten Internats gewesen, berichtete der pensionierte Studiendirektor Nicolin. Andres habe die vom Redemptoristenorden gegründete Schule zwei Jahre lang besucht.

„Der Dichter hat seine Ankunft im Internat niedergeschrieben, die Seiten dann aber in den Papierkorb geworfen“, berichtete Nicolin. Das sei die geplante Fortführung des autobiografischen Romans „Der Knabe im Brunnen“ gewesen. Dorothee Andres habe die zerknüllten Seiten aus dem Papierkorb geholt und für die Nachwelt erhalten.

Udo Marquardt, der die Buchpräsentation moderierte, zählte Briefpartner von Stefan Andres auf: neben Jünger und Grass unter anderem der Dramatiker Josef Breitbach, die Philosophen und Soziologen Ernst Wilhelm Eschmann und Josef Pieper, die Schriftsteller Albrecht Goes und Wilhelm Lehmann, der Maler Georg Meistermann, der Politikwissenschaftler Dolf Sternberger und der Germanist Benno von Wiese.

Die Briefe wiesen den Dichter als streitbaren Zeitzeugen aus, der sich leidenschaftlich in künstlerische wie in gesellschaftliche Auseinandersetzungen einmischte und dabei souverän eine einseitige politische Parteinahme vermied.

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