Obst- und Gartenbauverein Gründungsmitglieder des Vereins Rheinbreitbach zahlten eine Reichsmark

Kreis Neuwied · 1907 wurde der Obst- und Gartenbauverein Rheinbreitbach gegründet. Sämtliche schriftlichen Unterlagen sind jetzt im Heimatvereinsarchiv für jedermann zugänglich.

 Aktenübergabe im Heimatarchiv (v.l.): Thomas Napp, Gustl Richarz, Dankward Heinrich, Kartini Klein und Gisela Richarz.

Aktenübergabe im Heimatarchiv (v.l.): Thomas Napp, Gustl Richarz, Dankward Heinrich, Kartini Klein und Gisela Richarz.

Foto: Frank Homann

Mit kostbarerer Frachtbeladen kamen die Vorsitzenden des Obst- und Gartenbauvereins Rheinbreitbach, Kartini Klein und Gustl Richarz, sowie Schriftführerin Gisela Richarz im Heimatmuseum des Ortes an: Im Gepäck hatten sie sämtliche schriftlichen Unterlagen des Vereins seit seiner Gründung im Jahr 1907, die nun im Archiv des Heimatvereins lagern und für jedermann zugänglich sind.

Die Möglichkeit, Dokumente und Schriftstücke im neu gestalteten Archiv auf der zweiten Etage des Museums zu lagern, biete der Heimatverein schon lange an, so der Vorsitzende Dankward Heinrich. Üblich sei es, dass Protokollbücher und Artikel bei einem Vorstandsmitglied aufbewahrt werden. So seien sie nicht allgemein zugänglich und es bestehe die Gefahr, dass sie bei einem Amtswechsel den Nachfolgern nicht vollständig übergeben werden.

Die Unterlagen waren im Keller gelagert

Beim Obst- und Gartenbauverein war dies nicht anders. „Auch unsere Unterlagen, der gesamte Schriftverkehr und die vier Protokollbücher, waren bei der Familie Richarz im Keller gelagert. Jetzt übergeben wir sie dem Heimatverein als Dauerleihgabe“, sagte Kartini Klein. Den Anstoß zu diesem Schritt hatte Heimatverein-Archivar Thomas Napp gegeben, der auf ein Dokument des Vereins gestoßen war und ihm dieses für eine Fotokopie zur Verfügung stellte. „Die Auswertung von Dokumenten ist für uns ja fremdes Gebiet, sodass die Unterlagen bei den Fachleuten vom Heimatverein auch unter diesem Aspekt besser aufgehoben sind“, erklärte Gisela Richarz.

Also machte sich ihr Mann an die Arbeit, die Dokumente chronologisch zu ordnen. „Nicht immer waren Schriftstücke aus dem Jahr in den Mappen zu finden, das auf dem jeweiligen Deckel stand“, beschrieb Gustl Richarz, was er vorfand. Ältestes Dokument des Vereins sei die Gründungssatzung vom Frühjahr 1907. Darin wurde der Beitrag für die damals 17 Mitglieder auf eine Reichsmark jährlich festgelegt. „Anton Josef Westhofen wurde zum 1. Vorsitzenden gewählt, sein Stellvertreter war Adolf Steeg und als Schriftführer wurde Albert Westhofen gewählt“, berichtete Gustl Richarz.

Erstes Protokollbuch endet mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges

Die Eintragungen im ersten Protokollbuch enden mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges. Aus den Folgejahren sind keine Aufzeichnungen mehr vorhanden. In den Protokollen der Folgezeit ist dann von einer am 4. Januar 1934 durch den damaligen Gemeindevorsteher einberufenen Versammlung die Rede, „um den hier bestehenden Obst- und Gartenbauverein, entsprechend den Grundsätzen des 3. Reiches auf neue Grundlagen zu stellen“. In den Aufzeichnungen, die bis 1938 reichen und dann erst wieder mit dem Jahr 1943 einsetzen, ist etwa von der Anschaffung einer Obstbaumspritze und der Beteiligung an Gartenbauausstellungen die Rede sowie von der Beschaffung von Kunstdünger und vom Anbau und Absatz von Obst und Gemüse.

„Da schriftliche Aufzeichnungen aus den Jahren 1944 bis 1951 fehlen, kann man davon ausgehen, dass die Vereinsarbeit nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zur Neugründung am 1. Juli 1952 im Gasthaus Schneider ruhte“, so Richarz. Auf der Versammlung schlossen sich 30 Rheinbreitbacher zu einer Interessengemeinschaft der Erdbeer- und Obstbauern zusammen. Mit Sekt feierten die Beteiligten die Aktenübergabe. Dankward Heinrich führte die Gäste durch die neuen Archivräume.

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