Alter Baum in Rheinbreitbach gefällt Gefällte Eiche an der Schulstraße sorgt für Ärger

Rheinbreitbach · Anwohner der Schulstraße in Rheinbreitbach wollten eine alte Eiche erhalten. Die Kirche sah jedoch durch schwere Schäden die Sicherheit in Gefahr und ließ den Baum fällen. Nun plant der Kreis zu dem Fall ein Anhörungsverfahren.

Monatelang haben sich Anwohner der Schulstraße in Rheinbreitbach für den Erhalt einer rund 150 Jahre alten Eiche eingesetzt, die auf einem Grundstück der Kirchengemeinde an der Schulstraße stand. Genützt hat es nichts, und mittlerweile sind unumkehrbare Fakten geschaffen: Die Eiche wurde gefällt. Grund, so ließ die Kirchengemeinde wissen: Die Verkehrssicherheit sei nicht mehr gegeben gewesen beziehungsweise „erhebliche und aufwändige Pflege-, Unterhaltungs- und Sanierungsmaßnahmen“ nötig geworden, um den Baum zu erhalten. Der Kirchenvorstand habe die Fällung als einzig gangbaren Weg gesehen, die Sicherheit der Bürger aufrechtzuerhalten. Ganz abgeschlossen scheint die Sache indes damit noch nicht: Obwohl der Baum schon der Vergangenheit angehört, hat sich nun der Kreis Neuwied eingeschaltet und eine Anhörung in Gang gesetzt. Ergebnis: offen.

Der Disput um die Eiche währt insgesamt schon gut ein Jahr. Seinerzeit hatte Verbandsgemeindebürgermeister Karsten Fehr zum Sachverhalt mitgeteilt: „Seit 2005 gibt es zwar eine Baumschutzsatzung. Die bezieht sich jedoch nicht auf den Außenbereich des Ortes, sondern betrifft nur Bäume auf Grundstücken in bebauter Ortslage oder im Geltungsbereich eines Bebauungsplans, der für das betreffende Grundstück an der Schulstraße nicht besteht.“

Heißt: Die Eiche war dadurch nicht geschützt. Die Kirchengemeinde hatte vor einigen Jahren beantragt, das Grundstück als Bauland auszuweisen. Der Gemeinderat hatte dem nicht zugestimmt, so Ortsbürgermeister Wolfgang Gisevius auf GA-Anfrage.

„Optisch ist das jetzt eine traurige Geschichte“, sagt Silvia Sellmer-Wilsberg, eine Anwohnerin der Schulstraße, nach der Fällung. Im vergangenen Dezember habe sie von den Plänen erfahren, dass die Kirche auf dem Land Fällarbeiten durchführen wolle. Anwohner wurden aktiv sammelten Unterschriften, um die Kirchengemeinde von dem Fällvorhaben abzubringen. „Wir wollten damit unterstreichen, dass die Eiche schützenswert ist und der Baum nicht gefällt werden soll“, sagte Sellmer-Wilsberg nun rückblickend.

Verfahren soll "Tatsachen" ermitteln

Ob alles rechtens zugegangen ist, das scheint nun Inhalt eines Anhörungsverfahrens beim Kreis Neuwied. Schriftlich teilte die Kreisverwaltung lediglich mit, dass das Verfahren alle, so wörtlich, „Tatsachen“ ermitteln soll. „Wir werden die Bilder auswerten, bezüglich der Beurteilung der Vitalität des Baumes mit unserem Biotopbetreuer und mit den Baumpflegediensten sprechen und ihre Beurteilung erfragen, danach werden wir entscheiden“, so Jürgen Opgenoorth, Sprecher des Kreises Neuwied, auf GA-Anfrage.

Weiter hieß es, dass der Kreis in jedem Fall „vor eventuellen Schritten alle Betroffenen anhören“ müsse, bevor eine Entscheidung in Frage komme. Und im vorliegenden Fall seien durchaus noch Fragen offen, so Opgenoorth; zu Details mochte er sich trotz mehrfacher Nachfrage nicht äußern. Dazu gehört auch, dass der Kreis laut Sellmer-Wilsberg eine Fällung der Eiche sogar untersagt haben soll. Doch auch dazu äußerte sich der Kreissprecher nicht.

Die Kirchengemeinde hingegen fühlt sich in ihrem Handeln bestätigt. Zu den Hintergründen für die nun durchgeführte Fällung hieß es schriftlich: Die Eiche habe bei der vorgeschriebenen Inspektion im vergangenen Winter erhebliche Schäden aufgewiesen. So hätten sich in der großen, im Vorfeld bereits einmal fachmännisch behandelten Abbruchstelle bereits neue Risse entwickelt. „Wären sie weiter aufgerissen, drohten dicke Äste auf die darunter stehende Ruhebank, die Straße und das gegenüberliegende Grundstück zu brechen“, so die Mitteilung.

Sicherheit konnte nicht gewährleistet werden

Da der Vorstand erneute Sanierungsmaßnahmen nicht für geeignet gehalten habe, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten, sei die Fällung beauftragt worden, betonte auch Heinz Schmitz vom Kirchenvorstand. Für Sanierungs- und Pflegemaßnahmen sowie für einen Rückschnitt hatten sich die Anwohner zuvor noch mit der Unterschriftenaktion eingesetzt. Viele Leute seien entsetzt, so Sellmer-Wilsberg: „Es herrscht eine ziemlich negative Stimmung.“ Auch wenn der Anwohnerin klar ist, dass die Pflegearbeiten Geld kosten, bedauert sie die Entscheidung. „Die Schulstraße sieht jetzt aus wie jede andere Straße.“

Die Kirchengemeinde hatte Ende vergangenen Jahres überdies auch die Naturschutzbehörde über ihre Pläne unterrichtet. Die Behörde forderte daraufhin eine Prüfung des Inhaltes, dass von einer Fällung „weder ein Lebensraum noch eine geschützte Tierart“ betroffen sein dürften. Nachdem die Pläne zur Fällung über die Vegetationsphase hinweg auf den Herbst verschoben wurde, hatte die Kirche Ende September dieses Jahres festgestellt, dass die Schäden weiter fortgeschritten waren. Ein Gutachter habe dann, so die Kirchengemeinde, die geforderten Prüfungen durchgeführt.

Demnach seien die Voraussetzungen für die Fällung erfüllt gewesen. Die Kirchengemeinde sah zudem „akute Gefahren durch bevorstehende Herbststürme“ und entschied, „Risiken für die Verkehrssicherheit abzuwenden“. Der gefällte Stamm habe dann die tiefgreifenden Schäden des Baumes offenbart. Der Stamm sei tief gespalten gewesen. Bei der Fällung sei er sofort auseinandergebrochen. Zum Widerstand der Anwohner teilte der Kirchenvorstand mit, dass er Verständnis für das Bedauern der Anwohner habe und dass die Entscheidung „nicht leicht gefallen“ sei. Auf dem Grundstück sei nun eine Ersatzbepflanzung geplant.

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