Weinfest in Erpel Erpeler huldigen ihrer Weinkönigin Nina I.

ERPEL · Fackelzug, Blütenkorso und beste Stimmung: Drei Tage feierten die Erpeler ihr Weinfest. Am Korso beteiligen sich in diesem Jahr 16 Motivwagen und zehn Fußgruppen, die auch den Verkehr auf der B42 für rund 40 Minuten zum Erliegen bringen.

Im traditionellen Fackelzug, eskortiert vom mächtigen Bacchus Andreas Schwager und seinen Bacchantinnen Daniela und Laurie, zog am Freitagabend die Erpeler Weinkönigin Nina I. mit ihren Weinprinzessinnen Jana und Madeleine in das Weindorf am Rathaus zur Eröffnung des Weinfestes ein. „Im schönen Blumendorf am Rhein regierte seit jeher der rot-weiße Wein. Darauf möchte ich mit euch das Glas erheben, freudig und gesellig das Fest verleben!“, verkündete sie dort ihren Weinspruch.

Mit dem hatte sie genau den Nerv der Gäste getroffen, die noch einmal einen milden Spätsommerabend genossen. „Hoffentlich kommt heute nicht das bittere Erwachen“, so Werner Henneker, der Vorsitzende des Brauchtumsvereins „Freunde des Erpeler Weinfestes“, angesichts der dunklen Wolken über dem Rheintal am Samstagnachmittag. Doch Nina I. konnte mit ihrem Gefolge, angeführt vom Tambourcorps, am frühen Abend trockenen Fußes ins Weindorf einziehen.

An dessen Ständen hatten sich längst zahlreiche Besucher, bestens unterhalten von der Band „Let's Dance“, in weinselige Stimmung gebracht. Eskortiert wurde die Weinkönigin nicht nur von den Offizieren der Junggesellen. In grüner Uniform der preußischen Armee-Gendarmerie samt güldener Pickelhaube war Karel Harmsen von der Band „De Volle Blâos“ aus Nimwegen vorneweg marschiert. Mit diesem Outfit griff er das Motto des Festes „Pfauenglanz und Preußenadler – 200 Jahre Landkreis Neuwied“ auf. Das stand auch am Sonntagnachmittag im Mittelpunkt – beim Erpeler Blütenkorso, der aus 16 Motivwagen und zehn Fußgruppen bestand.

Weinfest in Erpel
26 Bilder

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Begleitet wurden sie von den Tambourcorps Ohlenberg und „Frei weg“ Selhof, den Schloßberg-Musikanten Bad Hönningen, dem Tambourcorps Erpel und der niederländischen Bigband „Timbre Tajiri“ sowie der „Null-Uhr-Kapell“. Die „Mitternachtsmusikanten“ bildeten mit den Dahlien verteilenden Gärtnerinnen der Prinzengarde den Abschluss des Blütenkorsos, der zuvor an der rot-weißen Hofburg von Nina I. vorbeigezogen war. Bestaunen konnten die zahlreichen Weinfestgäste zunächst das Rathaus des Ortes als Amtssitz von Landrat Philipp von Hilgers, der – dargestellt von Altbürgermeister Edgar Neustein – in seiner Kutsche vom „Weise-Haus“ aus Heister angereist war.

Als kleine Pfauen folgten die Regenbogenland-Kinder dem Neuwieder Wappentier, während die Erpeler Möhnen Zeugen waren, wie der preußische König dem Fürsten zu Wied im Schlosspark die standesherrlichen Regierungsrechte übergab. Sogar ein waschechter Indianer, den Prinz Maximilian zu Wied auf seiner Forschungsreise durch Amerika als Nachfolger von Alexander von Humboldt 1836 getroffen hatte, war mit seinem Stamm, den die Drittklässler der Grundschule bildeten, nach Erpel gekommen.

Ihm führte der nächste Motivwagen die Weinlagen von der Leutesdorfer Gartenley bis zum Unkeler Sonnenberg vor Augen, die von den kleinen Winzern des vierten Schuljahrs beackert worden waren. Noch härter malochen mussten die Zweitklässler, die sich ihr Brot als Arbeiter im Steinbruch verdienten. Da hatten es die „Leev Pänz“ schon besser, die als Touristen dem riesigen Hirsch folgten, der aus dem Naturpark Rhein-Westerwald röhrte. Die Herzdamen und die Stadtsoldaten gaben schließlich dem Weingott, der mit seinen Bacchantinnen in einem römischen Streitwagen angerollt kam, das Geleit. Über die Bahnhofstraße zog der Korso die Hündelsgasse hinab zur Rheinallee.

Für gut 40 Minuten war die B 42 für den gesamten Verkehr gesperrt, bis auch der Prunkwagen der Weinkönigin zum Neutor in die Rheinstraße eingebogen war.

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