Historie in Linz Eine Zeitreise ins Jahr 1816

Linz · Linz, Unkel und Erpel begehen das 200-Jährige des ehemaligen Landkreises. Im Juli stehen dazu mehrere Veranstaltungen auf dem Programm, darunter eine besondere historische Führung in Erpel.

 Linz aus der Vogelperspektive: Das 200-jährige Bestehen des ehemaligen Landkreises wird im Juli groß gefeiert.

Linz aus der Vogelperspektive: Das 200-jährige Bestehen des ehemaligen Landkreises wird im Juli groß gefeiert.

Foto: Frank Homann

Anfang Juni feierte der Kreis Neuwied im Schlosstheater mit geladenen Gästen aus Politik, Wirtschaft, Ehrenamt und Verwaltung das 200-jährige Bestehen des Landkreises mit einem Festakt. „Nicht nur die Deichstadt, auch wir haben Grund zum Feiern. Denn auch Linz war einmal Kreisstadt“, so Stadtbürgermeister Hans Georg Faust. Zum 200-Jährigen gibt es am Samstag, 16. Juli, einen Festakt. Am Samstag, 23. Juli, gehen die Interessenten in Unkel-Heister auf Zeitreise.

Laut Bekanntmachung vom 14. Mai 1816 im Amtsblatt der Königlich Preußischen Regierung wurde der Kreis Linz mit Amtssitz in der Burg Linz gebildet und umfasste die Bürgermeistereien Leutesdorf, Linz und Unkel. Königlich Preußischer Kreis-Commissar, dann Landrat, war der 31-jährige Freiherr Philipp von Hilgers, Sohn des Kölner Bürgermeisters Franz Jakob Joseph Freiherr von Hilgers. „Dass dies selbst bei vielen Linzern in Vergessenheit geraten ist, kann nicht verwundern, ging der kleine Kreis doch schon nach sechs Jahren in dem größeren Landkreis Neuwied auf“, so Faust.

Das hindere die Stadt nicht, das Jubiläum zu feiern, wenn auch in bescheidenerem Ausmaß. Am Samstag, 16. Juli, sind ab 11 Uhr beim Festakt in der Linzer Stadthalle nicht nur geladene Gäste, sondern alle Bürger aus den drei ehemaligen Bürgermeistereien eingeladen. Nach der Begrüßung durch den Hausherrn sowie den Grußworten der Bürgermeister von Leutesdorf und Unkel, Volker Berg und Gerhard Hausen, halten der Erste Kreisbeigeordnete Achim Hallerbach und die Linzer Stadtarchivarin Andrea Rönz Vorträge.

Anschließend führt Rönz durch die Ausstellung „Der preußische Kreis Linz“. Zu der gibt es auch einen Katalog, in dem in 20 Kapiteln die Geschichte der Region zwischen Rheinbreitbach und Leutesdorf vom „Ende der Kurstaaten“ bis zur „Auflösung des Kreises“ beleuchtet wird. Auch Unkel und Erpel feiern mit: Am Samstag, 23. Juli, 13 Uhr, geht es mit Gerhard Hausen auf Zeitreise. Start ist in Unkel-Heister an der Sebstianstraße 41 vor dem „Von-Weise-Haus“.

Erpel war die heimliche Kreisstadt

Grund: „Das Haus hatte von Hilgers nach seiner Offizierslaufbahn in Napoleons Armee 1809 bezogen, um von dort aus das väterliche Weingut zu verwalten“, so Hausen bei der Programmvorstellung. Das Gebäude mit Kelterhaus war 1598 vom letzten Probst zu Münstereifel erbaut worden. 1817 bat von Hilgers die Bezirksregierung, die Kreiskanzlei von der Burg Linz in das nur zehn Minuten von seinem Wohnort entfernte Rathaus von Erpel verlegen zu dürfen – mit Erfolg. Faktisch war damit Erpel heimliche Kreisstadt. „Das fanden die Linzer gar nicht witzig“, so Hausen. Die Proteste des Linzer Magistrats seien aber ohne jede Wirkung verpufft. „Von Hilgers scheute wohl nicht nur die dunkle Linzer Burg, in der sein Geschäftslokal und die Kreiskasse mit allen Schlüsseln, Stempeln und Siegeln untergebracht war, sondern er zog der langen Rumpelstrecke von Heister nach Linz auch die kurze Kutschfahrt nach Erpel vor“, mutmaßte Faust.

Zu letzterer bricht man nach einem Umtrunk am besagten Samstag noch einmal auf. „Bevor uns Bürgermeisterin Cilly Adenauer am Rathaus empfängt, legen wir noch eine kleine Pause am Bürgersaal des Ortes ein, um Anekdoten über den eigenwilligen Landrat zu erzählen“, so Faust.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort