Ortsgemeinde kauft Zillertalbahn Eine Lok kommt zurück nach Asbach

ASBACH · Die Ortsgemeinde und Eisenbahn-Liebhaber Wolfgang Clößner haben mit der Zillertalbahn "ein Stück Geschichte" gekauft. Sie dampft nicht, raucht nicht, zischt nicht. Wird sie auch nicht mehr, und doch sagt Wolfgang Clößner fasziniert: "Das ist ein Filetstück." Die originale Zillertalbahn, eine 60 Jahre alte Diesellok der Rhein-Sieg-Eisenbahn, steht seit Mittwochnachmittag im Schuppen des Eisenbahn-Liebhabers.

Er hat sie gemeinsam mit der Ortsgemeinde Asbach gekauft, für rund 30 000 Euro. Trotz eines Getriebeschadens. "Die Gemeinde hat damit ein Stück ihrer Geschichte zurückgeholt", sagt Clößner vom Museum Asbach.

Die Diesellok V13 ist die letzte Maschine, die von der Rhein-Sieg-Eisenbahn erworben wurde. Die Lokomotive erreichte im Jahr 1960 noch Asbach. Als Clößner zu Ohren kam, dass die Lok verkauft werden soll, zögerte er nicht lange. Er informierte die Ortsgemeinde, und die stimmte zu. "Es ist der Verdienst von Asbach, dass kein anderer Verein diese Lokomotive bekam", lobt Clößner, "unser Museum ist klein, aber fein und in der Szene inzwischen bekannt."

Es war nicht der erste Streich des Mannes, der seit eineinhalb Jahren passenderweise im Asbacher Bahnhof lebt. Die Geschichte begann vor 43 Jahren. Clößner dürfte gerade in der Pubertät gewesen sein, als die Lok 53 der Rhein-Sieg-Eisenbahn von den Gleisen verschwand.

Von jetzt auf gleich war sie nicht mehr da, seine Jugendliebe, ohne eine letzte Verabschiedung, ohne Fotos zu hinterlassen. Und wie es mit unerfüllten Jugendlieben halt so ist, schloss auch Clößner dieses Kapitel nie so ganz ab. 1999 kaufte der heute 57-Jährige die alte Dampflok, die zwischen Waldbröl, Hennef, Oberpleis und natürlich Asbach fuhr, für rund 50 000 Euro. Sie hatte bis dahin im Harz gestanden.

Was ihm jedoch fehlte: ein geeigneter Stellplatz. "Eine Lok im Freien abzustellen, wird zwar oft gemacht, ist aber nicht klug. In 20 Jahren könnte ich sie verrostet zusammenfegen und wegschmeißen", sagt Clößner.

Nach einem Aufruf im General-Anzeiger nahm die Ortsgemeinde Asbach Kontakt mit ihm auf. Sie bot ihm einen in die Jahre gekommenen Schuppen an, stellte diesen wieder her. "Nach drei Tagen war alles spruchreif", erzählt der Eisenbahn-Fan. Es sollte der Anfang eines gut harmonierenden Doppels gewesen sein.

Wolfgang Clößner, der bereits Fachbücher zum Thema Eisenbahn geschrieben und rund 1000 abdruckfähige Fotos gemacht hat, verbindet nicht nur schöne Momente mit seiner Leidenschaft. Als der Zwei-Meter-Mann vor 26 Jahren am Buß- und Bettag eine Dampflok im westfälischen Rheine ablichtet, kommt er zu nah an die Oberleitung. Der Stromschlag dringt durch die linke Hälfte seines Körpers - als er wieder zu sich kommt, ist sein linkes Bein amputiert, die Haut zweiten und dritten Grades verbrannt. Seitdem sitzt er im Rollstuhl.

"Für mich ist der Kauf der beiden Eisenbahnen ein Stück Alterssicherung. Nicht finanziell, sondern sozial - so kann ich viele Leute kennenlernen", erklärt Clößner. Als "Museums-Eisenbahner" wolle er aber nicht bezeichnet werden. Das sei für ihn ein Schimpfwort. "Die sind oft rückwärtsgewandt und kümmern sich meist nur um das, von dem das Ende klar ist", sagt Clößner. "So bin ich nicht. Mich interessiert das gesamte Kulturgut Eisenbahn." Dafür hat er die Rücken-Deckung seiner Ortsgemeinde. "Man muss sich ja immer wieder etwas Neues überlegen, um die Leute anzulocken", sagt er.

Am Mittwoch brachte ein Tieflader die neue Lok aus dem Zillertal nach Asbach. Mehrere Eisenbahn-Freunde kamen, um sich das Schauspiel anzusehen und anzupacken. "Touristisch kann man da sicher etwas draus machen", ist sich der Lok-Besitzer sicher.

Der Basaltpark und das angrenzende Eisenbahnmuseum sollen Menschen aus der Region anziehen. Nur das Geld, das werde wie auch in den meisten anderen Museen nicht mehr wieder hereingeholt, prophezeit Clößner. Doch darum ginge es auch nicht. Es sei ein Stück Zeitgeschichte. Und das ist nun wieder zurück im Westerwald.

Asbach übergibt den historischen Bahnhof der Öffentlichkeit

Vor 150 Jahren fuhr die erste Dampflok zwischen Hennef und Ruppichteroth. Sie löste damals die provisorische Pferdebahn ab. Das Jubiläum der ältesten Schmalspurbahn Deutschlands nimmt die Ortsgemeinde Asbach zum Anlass, den historischen und nun fertiggestellten Bahnhof der Öffentlichkeit zu übergeben. Am Samstag und Sonntag, 24. und 25. August, findet die Feier statt. Am Samstag um 15 Uhr eröffnet der Asbacher Ortsbürgermeister Franz Peter Dahl die Jubiläumsfeier. Im Untergeschoss des Bahnhofes sind historische Fotografien zu sehen.

Seit Jahrzehnten suchen Carsten Gussmann und Wolfgang Clößner historische Bilder. Ihr ältestes Foto stammt aus dem Jahr 1861. Die Sammlung diente unter anderem als Grundlage für Modellbahnanlagen. Am Samstag ist das Gelände von 15 bis 22 Uhr geöffnet. Die Gartenbahn verkehrt bis 22 Uhr. Der Asbacher Verein Anual bietet an beiden Öffnungstagen um 12 und 14 Uhr Wanderungen zum Steinbruch Bennau an. Am Sonntag ist das Gelände zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist an beiden Tagen frei. Getränke und Speisen stehen bereit.

Weitere Informationen im Internet auf www.museum-asbach.de

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