Gespräch am Wochenende "Ein Geschichtsbuch, aufgehängt an Straßen"

UNKEL · Der Unkeler Geschichtsverein hat etwa 100 Straßenporträts erstellt und für das "Buch der Unkeler Straßennamen" zusammengestellt. Woher die Namen der Straßen stammen und welche - warum - im Laufe der Zeit geändert wurden, ist darin zu lesen.

 "Besonders beschäftigt haben uns Straßennamen, die wir nicht aufklären konnten", so Piet Bovy.

"Besonders beschäftigt haben uns Straßennamen, die wir nicht aufklären konnten", so Piet Bovy.

Foto: Frank Homann

Das Buch wird am Freitag, 5. September, vorgestellt. Mit dem Ersten Vorsitzenden des Vereins und Mitautoren, Professor Piet Bovy, sprach Alev Dogan.

Herr Bovy, warum heißt die Straße "Auf dem Rheinbüchel" so?
Piet Bovy: Der Rhein ist in unserer Region sehr kurvig, und Unkel liegt an einer besonders steilen Innenkurve des Rheins - daher übrigens auch der Name: Unkel kommt aus dem lateinischen Wort für Haken. Jedenfalls dürfte bekannt sein, dass Flüsse an Außenkurven viel schneller fließen als an Innenkurven. Und an diesen schwerfälliger fließenden Teilen des Stroms kommt es zu einer Depotablagerung. Sand und Kies, mitgetragen von der Strömung, werden hier wieder abgelassen. Dabei entsteht im Laufe der Jahrtausende eine Erhöhung aus diesem Rheinsand und -kiesel. Es entsteht ein Buckel, wofür Büchel auch nur ein anderes Wort ist.

Wie kommt man auf die Idee, ein Buch über Straßennamen zu schreiben?
Bovy: An anderer Stelle wurde das schon einige Male gemacht - meistens in größeren Städten -, und davon haben wir uns inspirieren lassen. Die Idee entstand quasi an der Biertheke. Man unterhält sich und fragt sich, wer diese manchmal doch recht fremden Namen sind, nach denen Straßen benannt sind. Dann werden immer mal wieder Straßennamen geändert, und das alles hat uns dazu gebracht, diesen Fragen systematischer nachzugehen. Und so entstand zuerst die Idee und dann das Buch.

Wie lief die konkrete Arbeit ab? Sie sind wohl kaum alle Straßen abgelaufen und haben sich die Namen notiert.
Bovy: Zwei der Autoren sind gleichzeitig auch Unkeler Stadtarchivare. Das war natürlich mehr als hilfreich. Wir haben uns an das offizielle Straßenbuch der Stadt Unkel gesetzt und sind jedem einzelnen offiziellen - es gibt auch durchaus inoffizielle Straßenbezeichnungen - Straßennamen auf den Leim gegangen. Die Arbeit haben wir unter uns vier in Kategorien eingeteilt. Ich habe mich zum Beispiel um Straßen gekümmert, deren Namen auf geografische Umstände zurückzuführen sind.

Das hört sich nach viel Arbeit und auch viel Inhalt an. Wie wird dem Leser des Buches diese Menge an Informationen präsentiert?
Bovy: Wir haben die Straßen - und damit auch das Buch - natürlich eingeteilt. Es gibt vier "Kapitel": Unkel-Nord, -Süd, -Zentrum und -Heister. Am Anfang jedes Abschnittes steht eine Straßenskizze, auf der die Unkeler Bürger mit Leichtigkeit ihre Straße finden können. Daran schließen sich dann die Straßenporträts in alphabetischer Reihenfolge an. Am Ende des Buches finden die Leser auch ein Straßen- und Personenregister. Persönlichkeiten der Stadt wie Maler, Schriftsteller und ehemalige Bürgermeister sind dort aufgelistet. Eigentlich ist es eine Art Geschichtsbuch, nur eben aufgehängt an den Straßen.

Gab es außergewöhnlich kuriose Straßennamen, deren Aufklärung Sie besonders überrascht hat?
Bovy: Eher andersherum. Was uns besonders beschäftigt hat, waren Straßennamen, die wir nicht aufklären konnten. Zum Beispiel die sogenannte "Lühlingsgasse". Das ist eine sehr kleine Straße, zu der wir kaum etwas fanden. Kommt das "lühling" vom englischen "little"? Wir wissen es nicht genau, haben den Lesern aber in solchen Fällen Interpretationsmöglichkeiten angeboten.

Und Namensänderungen?
Bovy: Passieren aus zwei Gründen: Entweder ein wohlhabender Herr spendet der Stadt etwas und man zeigt sich dankbar, indem man eine Straße nach ihm umbenennt, wie es der Fall Fritz-Henkel-Straße zeigt - ja, der Henkel. Oder der Namensträger verliert seine Reputation. Kaiser Wilhelm hat seinerzeit sehr viel Begeisterung bei der Bevölkerung ausgelöst. Als er nach dem Ersten Weltkrieg nach Holland floh, war das nun nicht mehr der Fall. So benannte man die Straße kurzerhand in Bahnhofstraße um.

Weitere Informationen

Im Rahmen des Heimatfestes Unkel, Freitag bis Sonntag, 5. bis 7. September, wird das "Buch der Unkeler Straßennamen" ab 18 Uhr am Oberen Markt vorgestellt. Nach einer Ansprache des Bürgermeisters Gerhard Hausen wird Wolfgang Ruland, einer der Autoren, über die Idee und das Zustandekommen des Buches erzählen.

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