Ausstellung in Linz Das Messbuch ist schon 582 Jahre alt

LINZ · Der Förderverein „Sankt Martin Kirche Linz“ stellt historische Bücher und Handschriften aus.

 Die wertvollen Exponate schauen sich (v. l.) Andrea Rönz, Peter Gillrath und Denise Steger in der Sankt Martin Kirche an.

Die wertvollen Exponate schauen sich (v. l.) Andrea Rönz, Peter Gillrath und Denise Steger in der Sankt Martin Kirche an.

Foto: Frank Homann

Vor drei Wochen erst hatte der Förderverein „Sankt Martin Kirche Linz“ nach dreijährigen Arbeiten den Abschluss der Restaurierung der spätromanischen Wandmalereien (um 1240) feiern können. Jetzt begrüßte der Vorsitzende Peter Gillrath erneut zahlreiche Besucher in der dreischiffigen Emporenbasilika. Dieses Mal zur Ausstellung „Aus der Bibliothek von Stadt und Martinskirche“. Bereits vor zehn Jahren anlässlich der Feierlichkeiten „800 Jahre Grundsteinlegung Sankt Martin“ waren Handschriften und Drucke aus dem Kirchenarchiv zu bewundern gewesen, wenn auch nur in noch nicht restauriertem Zustand.

„Dank privater Spenden und mit Unterstützung der Stiftung Stadtsparkasse Linz ist es uns gelungen, unsere beiden kostbarsten Handschriften, das Linzer Missale (Messbuch) aus dem Jahr 1434 und das Linzer Antiphonar (um 1400), restaurieren zu lassen“, so Gillrath. Außerdem konnten weitere 30 Bücher des Kirchenschatzes fachmännisch gereinigt und teilweise repariert werden. Der Dank des Vorsitzenden galt zudem der Kunsthistorikerin Denise Steger, von der die Ausstellung vorbereitet worden war und die auch den Katalog geschrieben hat, sowie Stadtarchivarin Andrea Rönz, die Zunft- und Bruderschaftsbücher für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat.

„Die Ausstellung belegt, wie eng die Verbindung zwischen Stadt und Kirchengemeinde schon immer war“, so Gillrath. Gründe für den großen Bestand so vieler alter Bücher gebe es mehrere. Neben Spendern hätten Linzer Pfarrer wohl bei der Auflösung der Jesuiten-Bibliothek in Trier zugeschlagen, andere Bücher, wie ein Psalter, stammten wohl aus der Linzer Kapuzinerkirche. „Außerdem sind viele Dokumenten erhalten geblieben, nachdem das Stadtarchiv nach dem verheerenden Brand von 1391 über der Taufkapelle von Sankt Martin in Stein gebaut worden war.“

Steger ging näher auf die bibliophilen Schätze ein. Dabei stand das Herzstück, das mit kostbaren Malereien ausgestattete „Linzer Missale“ im Mittelpunkt. „Im Wesentlichen eine Stiftung des Kölner Erzbischofs Dietrich von Moers, wie eine der Wappeninitialen, der große Anfangsbuchstabe C zum Fronleichnamsfest, belegt“, berichtete Steger. Zudem wird die Vollendung der Handschrift am Festtag der Heiligen Vitus und Modestus 1434 bekundet.

In der Goldinitiale D zum Sonntag nach Pfingsten mit dem Wappen der Grafen von Westerholt ist der Name des Schreibers, Johannes Beck von Godesberg, zu lesen. „Ihm können auch die kunstvolle gestalteten 13 Bildinitialen zugeschrieben werden von König David für den 1. Advent über die Auferstehung Christi zur Ostermesse bis hin zu der Darstellung der Himmelsleiter und Jakobs Kampf mit dem Engel zu unserem Kirchweihfest“, schwärmte Steger.

Die Ausstellung „Aus der Bibliothek von Stadt und Martinskirche“ ist bis Ende Oktober mittwochs bis sonntags jeweils von 14 bis 8 Uhr zu sehen.

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