Urgestein aus Windhagen Bürgermeister nach 54 Jahren im Amt verabschiedet

WINDHAGEN · Der Windhagener Rat verabschiedet den Rekordbürgermeister Josef Rüddel, der ganze 54 Jahre im Amt war. Seine Nachfolge tritt Martin Buchholz an. Rüddel ist der älteste Bürgermeister Deutschlands.

 Bürgermeister Martin Buchholz (l.) bedankt sich bei seinem Vorgänger Josef Rüddel.

Bürgermeister Martin Buchholz (l.) bedankt sich bei seinem Vorgänger Josef Rüddel.

Foto: Horst-Dieter Küsters

Mit der Vereidigung seines Nachfolgers Martin Buchholz trat Josef Rüddel nach 64 Jahren, 56 davon als Ortsbürgermeister in Windhagen, von der kommunalpolitischen Bühne ab. „Ich danke allen Wählern, die mir immer wieder ihre Stimme gegeben haben sowie allen Bürgern, die mich all die Jahre ertragen haben“, so Rüddel in der konstituierenden Sitzung des Windhagener Ortsgemeinderates nach der Kommunalwahl am 26. Mai. Die war zugleich markiert von einem nicht zu überhörenden Misston im Nachgang des Wahlkampfes.

Angesichts der langen Zeit als Bürgermeister von 1963 bis 2019 könne er ja nicht allzu viel falsch gemacht haben, zog der 94-jährige Rekordbürgermeister Rüddel in seinen Abschiedsworten eine persönliche Bilanz. „Jetzt ist meine Mission zu Ende. Ich wünsche Dir, Martin, viel Glück zum Wohle von Windhagen“, wandte er sich an seinen Nachfolger, bevor er auch die Ratsmitglieder in diesen Wunsch einbezog.

Die hatten sich zuvor allerdings auf Antrag der Bürger für Windhagen (GBfW) einstimmig dafür ausgesprochen, erst nach der Amtseinführung von Buchholz als Bürgermeister auch die Verpflichtung der Ratsmitglieder durchführen zu lassen – eine Aufgabe, die andernfalls Rüddel als noch geschäftsführender Bürgermeister hätte vornehmen müssen. „Sie haben uns im Wahlkampf als Thekenmannschaft bezeichnet und daher wollen wir es Ihnen nicht zumuten, diese per Handschlag auf die gewissenhafte Erfüllung ihrer Pflichten zu verpflichten“, begründete Wolfgang Probandt den Antrag seiner Fraktion.

Rüddel parierte, er habe diese Bezeichnung keineswegs beleidigend gemeint, sondern lediglich an alte Zeiten erinnern wollen, in denen Kommunalpolitik im Ort noch an der Theke gemacht worden sei. „Wenn einige von Ihnen den Händedruck von mir nicht vertragen, kann Martin Buchholz diesen ja gegebenenfalls stellvertretend für mich vornehmen“, schlug der Altbürgermeister denn auch vor. Darauf aber ließ sich die GBfW angesichts der, so hieß es wörtlich, „Herabwürdigung von potenziellen Mandatsträgern“ seitens des Altbürgermeisters nicht ein.

Dessen ungeachtet zollten sie dem scheidenden Bürgermeister zusammen mit den anderen Fraktionen langanhaltenden Beifall, nachdem Buchholz diesen mit einem großen Delikatessenkorb verabschiedet hatte. „Du hast hier wirklich einiges bewirkt. Windhagen war 1963 noch das Armenhaus von Rheinland-Pfalz. Jetzt ist der finanzstarke Ort angesichts seiner Einnahmen bei der üppig fließenden Gewerbesteuer nicht nur für die VG eine enorm wichtige Stütze. Auch der Kreishaushalt profitiert davon durch die Umlage deutlich mit“, so Buchholz. Rüddel habe ihm mächtig große Schuhe hinterlassen.

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