Wissenschaftliche Befischung Bachpaten untersuchen die Artenvielfalt in der Wied

Kreis Neuwied · Mit Hilfe eines wissenschaftlichen Fischmonitoring wollen die Bachpaten Altenwied dem Artensterben in der Wied auf den Grund gehen. Dazu wurde eine gezielte Elektrobefischung in Auftrag gegeben.

 Zählen, messen, bestimmen: Die Wissenschaftler untersuchen die Fischfauna in der Wied.

Zählen, messen, bestimmen: Die Wissenschaftler untersuchen die Fischfauna in der Wied.

Foto: Bachpaten

Ein seltsames Schauspiel war in den vergangenen Tagen an der Wied zu sehen: Männer in langen Gummihosen und mit Fischkeschern wateten durch den Fluss, andere befuhren das Gewässer mit einem Boot. Die Aktivitäten waren Teil einer groß angelegten Elektrobefischung im Auftrag der Bachpaten Altenwied. Ziel: eine Fischbestandsaufnahme in der Wied im Gebiet der Gemeinde Neustadt und der Verbandsgemeinde Linz. Das sogenannte Monitoring soll unter anderem dabei helfen, die Ursachen für den Rückgang der Artenvielfalt in den vergangenen Jahren zu ergründen.

Die Erfassung der verbliebenen Arten und deren Populationen seien eine wichtige Grundlage, so die Bachpaten. Man hoffe, daraus konkrete Maßnahmen zum Artenschutz und auf lange Sicht eine Verbesserung der biologischen Güte des Flusses ableiten zu können. Bei der Elektrobefischung werden die Fische durch einen Stromstoß kurzzeitig betäubt. Sie steigen an die Wasseroberfläche, werden gezählt, vermessen und die Art bestimmt. Nach wenigen Sekunden haben sich die Tiere erholt und schwimmen weiter.

Die Befischung wurde von den Wissenschaftlern der Bürogemeinschaft für fisch- und gewässerökologische Studien in Frankfurt unter der Leitung von Jörg Schneider durchgeführt. Das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz und die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord hatten die Untersuchung genehmigt. Das Land förderte das Projekt über das Artenschutzprogramm "Aktion Grün". Unterstützt wurden die Bachpaten bei der Vorbereitung des Projektes auch durch die Obere und Untere Fischereibehörde in Koblenz und Neuwied.

Der Artenschutz in der Wied ist ein Hauptanliegen der Bachpaten. Gegründet im Frühjahr 2018 im Rahmen der "Aktion Blau Plus", wurde der Zusammenschluss durch den 1. Kreisbeigeordneten Michael Mahlert als Bachpatenschaft für den Bereich Neustadt/Ehrenstein bis Alsau/Brochenbach eingesetzt. Verbesserungen in der Gewässerstruktur, der Erhalt eines natürlichen gesunden Gewässers, ein daraus folgender hoher Erholungswert für den Menschen und die Aufwertung der Region sind Ziele der ehrenamtlichen Arbeit.

Die chemische Wasserqualität der Wied hat sich laut Bachpaten in den vergangenen Jahren durch die Anstrengungen der kommunalen Klärwerke stark verbessert. Trotzdem spreche man noch von einer Überdüngung (Eutrophierung), die zu übermäßigem Algenwuchs führe. Die absterbenden Algen entziehen vor allem dem Lebensraum am Boden des Gewässers den Sauerstoff. Auch invasive, also eigentlich nicht heimische Arten, wie der Amerikanische Flusskrebs (Signalkrebs), stören das Gleichgewicht. Ein Refugium ist die Wied für die bundesweit vom Aussterben bedrohte Kleine Bachmuschel (Unio crassus). Darin, dass diese sich in der Wied reproduziert, sehen die Bachpaten Anlass für Optimismus.

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