Am Kaiserberg in Linz Arbeiter stoppen den Hangrutsch

Linz · Die Rechnungen der Experten scheinen aufzugehen: Seit Sonntagnachmittag ist dem Hangrutsch am Kaiserberg in Linz Einhalt geboten. Die Arbeiter rückten ab.

Ganz geschlossen werden kann die Akte Kaiserberg, die eine Familie um ihr Eigenheim und ihr ganzes Hab und Gut gebracht hat, allerdings noch nicht. Ab heute geht es für die Experten darum, den Hang auf Dauer zu sichern. Hierzu sind weitere Berechnungen und weitere Arbeiten nötig, hieß es gestern beim vorläufigen Ende des spektakulären Einsatzes. Der Hang werde bis zur endgültigen Entwarnung aber weiter beobachtet.

Zuvor hatte sich die Sache noch einmal dramatisch zugespitzt. Nachdem das einsturzgefährdete Haus Nummer 13 am Donnerstag hatte abgerissen werden müssen, begann der Hang kräftiger denn je zu rutschen. Es war eine weitere unruhige Nacht für die Familie von Sven Kramer, deren Eigenheim "Am Gericht 15" nun bedroht war.

Nachdem der Hangrutsch am Kaiserberg zwischenzeitlich hatte verlangsamt werden können, rutschte das aufgeweichte Erdreich mit einer Geschwindigkeit von zehn bis 15 Zentimetern pro Stunde auf das akut bedrohte Eigenheim der jungen Familie zu. Die Helfer arbeiteten Tag und Nacht, um den Hang zum Stillstand zu bringen. Die gute Nachricht schließlich lautete: Die fatale Entwicklung konnte erst verlangsamt, dann gestoppt werden.

Wie berichtet, hatten die Eigentümer des Hauses Am Gericht 13 heute vor einer Woche die Behörden informiert, weil der Hang hinter ihrem Haus auf das vor zehn Jahren gebaute Eigenheim zurutschte. Das Haus war einsturzgefährdet. Nur mit dem Nötigsten verließ die Familie das Haus - und durfte nicht zurückkehren.

Am Donnerstagabend musste das Haus abgerissen werden. Vom gesamten Hab und Gut der Betroffenen blieb nur ein Haufen Schutt. Die Eigner waren gegen den Elementarschaden nicht versichert. Mittlerweile hat sich eine Hilfs-Initiative gebildet, die Spenden sammelt.

Seit Sonntag ruhen die Arbeiten am Hang des Kaiserbergs. "Die Geologen und Vermessungsingenieure haben uns heute mitgeteilt, dass die Verschüttung mit dem Basaltschotter gegriffen hat. Die 30 000 Tonnen schwere Erdscholle ist zum Stillstand gekommen und zerbröselt jetzt in sich, so dass ihre Schubkraft sukzessiv nachlässt." Das verkündete Stadtbeigeordneter Karl-Heinz Wölbert.

Die Familie von Sven Kramer, in deren Haus Nummer 15 zurzeit bereits aufgeräumt wird, könne am Montag wieder einziehen. Man habe den Wettlauf mit der Erdscholle offenbar gewonnen, so Wölbert. Möglich sei dies nur gewesen, weil alle Beteiligten Tag und Nacht mit größtem Einsatz zusammengearbeitet hätten. "Das Haus ist gerettet", so Wölbert.

Dass hatte 36 Stunden zuvor noch ganz anders ausgesehen. "Vor allem durch den anhaltenden Regen, möglicherweise auch, weil nach dem Abriss von Haus 13 ein massiver Widerstand fehlte, hatte der Hang zeitweise enorm Fahrt aufgenommen", so Wolfgang Beck von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord am Samstag.

Dann die gute Nachricht: Die 30 000 Tonnen schwere Erdscholle wurde langsamer. Nach Messungen am Samstagnachmittag legte sie noch etwa 0,5 bis 0,2 Zentimeter pro Stunde zurück. Zu verdanken war dieser Teilerfolg nicht zuletzt den Mitarbeitern des Rheinbreitbacher Unternehmens Mechnig, die den Wall aufschütteten, und der Transportfirma, die von der Mannschaft des Steinbruchs Naack mit dem Schotter bedient worden waren. Insgesamt werden wohl 5 500 Tonnen aufgeschichtet, hieß es.

"Alle haben mit Hochdruck malocht", so Wölbert. Mit Stadtbürgermeister Hans Georg Faust war er am frühen Samstag wieder an Ort und Stelle. Da türmte sich das Widerlager aus Basaltschotter schon von der Nordostecke des Parkplatzes bis in Höhe des Kramer-Hauses auf. Von der vier Meter hohen Stützmauer am Parkplatz ist nichts mehr zu sehen. Auch der Schotterwall auf dem Grundstück des abgerissenen Hauses wuchs.

"Das Problem ist, dass man den Beton nicht direkt an der Rutschkante anbringen kann. Die rund 14 bis 15 Kubikmeter umfassenden Massen würden das nicht ausgehärtete Material nur vor sich her schieben", so Faust. Durch die Verlangsamung der Erdbewegungen könne man mit den Betonriegeln nun aber näher an den Hang heran.

Erneut wurde auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag in zwei Schichten rund um die Uhr an der Sicherung des Hauses Nummer 15 gearbeitet. Die Abrissarbeiten am Donnerstag haben zugleich niemanden kalt gelassen: "Es war schon grausam, als wir durch das offene Dach den Weihnachtsbaum in dem Haus sehen konnten", berichtete ein Mitarbeiter des Abrissunternehmens.

Info

Die "Initiative Hangrutsch Kaiserberg" sammelt in Kooperation mit dem DRK Spenden und hat ein Konto bei der Sparkasse Neuwied eingerichtet:

BLZ 574 501 20,
Konto 302 999 94;
IBAN DE 16 5745 0120 0030 2999 94;
Empfänger DRK Linz e.V.;
Kennwort "Initiative Hangrutsch Kaiserberg".

Die Verbandsgemeinde hat eine Hotline eingerichtet, unter der die Daten auch abgerufen werden können: Tel. 0 26 44/5601 99.

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