Streit in Kretzhaus Panzer in Linzer Vorgarten missfällt der Nachbarschaft

KRETZHAUS · Gary Blackburn sammelt auf seinem Grundstück in Kretzhaus britische Skurrilitäten – seine neueste Errungenschaft ist ein Panzer. Nicht allen Nachbarn gefällt das.

 Little Britain: Die Queen mit ihren Corgis in der Robin-Hood-Hütte.

Little Britain: Die Queen mit ihren Corgis in der Robin-Hood-Hütte.

Foto: Frank Homann

Briten sind bekannt für ihren schwarzen Humor und ihre Liebe für Skurriles. Bei Gary Blackburn kommt noch die Sammlerleidenschaft dazu. Sein jüngstes Objekt, ein britischer Centurion-Panzer, den er auf seinem Firmengelände am Forsthaus Reifstein in Linz-Kretzhaus ausstellt, sorgt jetzt allerdings für einige Aufregung. Die reichte bis in den Mainzer Landtag.

Dort stellte Ellen Demuth, Abgeordnete aus dem Kreis Neuwied und in Linz geboren, eine Anfrage, nachdem sie von einer Bewohnerin aufmerksam gemacht worden war. „Panzer werden in so vielen Kriegen eingesetzt, das ist eine Verhöhnung aller Opfer“, meint Demuth. „Der Panzer steht auf einem Privatgrundstück und ist weder fahr- noch einsatzfähig“, antwortete das Landesinnenministerium. Er falle damit nicht unter das Kriegswaffenkontrollgesetz. Demuth war mit der Auskunft nicht zufrieden: Es sei geschmacklos, Kriegswaffen auf Privatgelände auszustellen. Sie hoffe, dass alle Beteiligten noch einmal darüber nachdenken.

Bei Gary Blackburn dürfte diese Hoffnung vergebens sein. „Ich habe von Frau Demuth weder etwas gesehen noch gehört“, wundert sich der Eigentümer des Panzers. Von seinem Urlaubsort Nottingham aus verfolgt er interessiert die Medienberichterstattung der vergangenen Tage. Ein Fernsehteam vom SWR musste sein Sohn Kevin über das Gelände führen. Auch die größte deutsche Boulevardzeitung berichtete.

Blackburn gründete Anfang der 1980er Jahre den Baumdienst Siebengebirge. Zuvor hatte der Engländer eine mehrjährige Ausbildung am Merrist-Wood-College absolviert. Im legendären Sherwood Forest, wo einst Robin Hood zu Hause war, lernte er, wie man Bäume richtig fällt. Die Firma läuft offensichtlich gut, so dass Blackburn seiner Sammlerleidenschaft frönen kann.

Nach und nach hat er sich im Siebengebirge sein „Little Britain“ geschaffen. Eine Telefonzelle vom Trafalgar Square. Ein Briefkasten aus der Heimat – in klassischem Rot. Lebensgroße Statuen der Queen und ihrer Corgis, Mr. Beans Mini. Robin Hoods Hütte.

Auf den Panzer ist Blackburn aber besonders stolz. Auf die Idee für seine spektakulärste Anschaffung kam er vor einem Jahr, als er bei einem Kundenbesuch im Westerwald auf einem Hof einen Panzer sah. Der Kontakt war da, und Blackburn erfüllte sich einen Kindheitstraum. „Mein Vater hat mir, als ich drei Jahre alt war, ein Modell des Centurion-Panzers geschenkt. Da konnte ich nicht widerstehen“, sagt er. 30.000 Euro kostete der echte Kampfpanzer, 5000 Euro allein der Transport des 52 Tonnen schweren Ungetüms, Baujahr 1953, aus Schweizer Armeebeständen. „Der hat keinen Krieg gesehen.“ Den Transport nach Kretzhaus konnte man beim TV-Sender Dmax mitverfolgen.

Menschen, die meinen, durch den Panzer werde der Krieg verherrlicht, widerspricht Blackburn. „Er ist ein Mahnmal für Frieden und Freiheit“, sagt er. Schließlich hätte es in dieser Gegend im Rheinland im Zweiten Weltkrieg intensive Kampfhandlungen gegeben. Er stellt sich vor, dass Eltern, die mit ihren Kindern an dem Panzer vorbeiwandern, dem Nachwuchs einiges über die Geschichte zu erzählen haben.

Um seine friedlichen Absichten zu unterstreichen, hat er Kränze aus Mohnblumen und Friedenstauben auf dem Stahlkoloss angebracht. Allerdings gibt er zu: „Ich bin Engländer. Wir dürfen etwas spleenig sein.“

Mit „Little Britain“ erfüllt sich Blackburn nicht nur einen Kindheitstraum, sondern ist überzeugt, auch etwas für den Tourismus zu tun. Der Waldweg ins Kasbachtal ist sein Privatweg, worauf auch das Schild „Blackburn's Way“ hinweist. Von dort hat man ebenso wie von der Kasbachtalbahn den besten Blick auf die Objekte. „Ich mag den Tourismus und wenn die Leute bei mir vorbeilaufen“, sagt er. Er hat eigens ein Gästebuch ausgelegt . „Da schreiben die Leute nur schöne Sachen rein. Wie zum Beispiel: God save the Queen.“

Einem Nachbarn gefällt so gar nicht, was Gary Blackburn auf seinem Privatgrundstück treibt. Die spirituelle Beraterin Andrea und ihr Mann, der systemische Berater Matthias Oppermann, die auf dem Gelände des Forsthauses Seminare anbieten, halten die „Ausstellung“ einfach nur für geschmacklos. Sie seien es jedoch nicht gewesen, die die Politik mit dem Thema beschäftigt hätten. Sie seien mit ihrer Meinung schließlich nicht allein.

„Es haben sich einige Mitbürger beschwert“, sagt Andrea Oppermann. Doch die Gemeinde schaue nur zu. „Herr Blackburn kann hier machen, was er will.“ Sie halte überhaupt nichts davon, wenn Kinder mit Kriegsgeräten in Kontakt kommen. Auch für ihre Kunden sei der Anblick problematisch. „Es kommen Menschen zu uns, die kriegsgeschädigt sind.“

Der Panzer ist allerdings nicht der Grund dafür, dass sie die Meditation mit Tieren nicht mehr anbietet. Bei dem Kursus sollten die vom Leben gestressten Teilnehmer ihre innere Mitte finden, indem sie Schweine beobachten. „Mein Mann konnte die Meditation nicht mehr machen, weil Herr Blackburn stets alle Arbeitsgeräte anstellte.“

Dass das Zielrohr des Panzers nach der Ankunft auf dem Blackburn-Grundstück zunächst genau auf das von ihr und ihrem Mann bewohnte Forsthaus gerichtet war, hält sie nicht für einen Zufall. Inzwischen zielt der Panzer in eine andere Richtung.

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