Tradition der Klapperjungen Nur in der Linzer Kirchgasse schweigen die Klappern

LINZ · Immer an den Kartagen pflegen die Linzer mit den Klapperläufen eine jahrhundertealte Tradition, die in den 70er Jahren erfolgreich wiederbelebt wurde. Auch am Karsamstag sind die Läufer wieder um 6 und um 12 Uhr in der Stadt unterwegs. Bis zu 300 Teilnehmer machen mit.

 Hunderte Teilnehmer pflegen in Linz die Tradition und ziehen mit ihren Holzklappern durch die Stadt. Das Klappern ersetzt die Kirchenglocken, die an diesen Tagen schweigen.

Hunderte Teilnehmer pflegen in Linz die Tradition und ziehen mit ihren Holzklappern durch die Stadt. Das Klappern ersetzt die Kirchenglocken, die an diesen Tagen schweigen.

Foto: Frank Homann

Seine „Trophäen“ sind die silbernen Klapperjungen-Gedenkmünzen an der selbstgebauten Klapper. Roland Thees (56) wohnt seit 23 Jahren in Linz. Fast genau so lange gehört Klappern zu seinem Handwerk. Und auch in diesem Jahr reihte er sich am Karfreitag am Neutor in die Schlange der Linzer Klapperjungen ein, die sich neben ihrem Denkmal aus Bronze bildete. Und auch am heutigen Karsamstag wird er wieder mit dabei sein. Ehrensache. „Ich möchte diese Tradition pflegen. Meine Kinder haben auch mitgemacht.“

Es war noch dunkel, als sich Punkt 6 Uhr am Karfreitag erstmals die Läufer in Reihen hintereinander wie ein gut funktionierendes Uhrwerk in Bewegung setzten. Das Klappern hallte durch die Straßen und Gassen. So sollen die Gläubigen an das Angelusgebet erinnert werden. Denn die Kirchenglocken, die das sonst besorgen, schweigen während der Passion Christi am Karfreitag und Karsamstag. „Die Glocken fliegen nach Rom, um dort Grießbrei zu essen und sich zu stärken“, war die Erklärung für den alten Brauch, der vermutlich im 17. Jahrhundert nach Linz gelangte. Und da übernehmen eben die Klapperjungen dreimal am Tag ihr Amt.

Vom Neutor geht es hinauf zum Marktplatz

Vom Neutor ging es, bergauf, bergab, zum Burgplatz, zum Grabentor, zur Marienkirche und zum Marktplatz. In den engen Gassen teilten sich die Läuferreihen und trafen später punktgenau mit einem „Hey“ wieder aufeinander. Ein paar Mal durften sie Atem schöpfen, da legten Michael Hoitz, Stephan Homscheid und Stefan Runkel, die quasi den Ton angeben, eine kleine Pause ein.

„Für mich ist das auch ein wenig Frühsport, einmal durch die ganze Stadt zu flitzen“, meinte Karin Rahm (62). Seit fünf Jahren ist sie dabei. „Früher durften Mädchen ja nicht klappern.“ Ihr Mann Hubert (64) hat noch seine Kinderklappe. „Als Messdiener habe ich damit angefangen.“ Und nach einer Pause, als es mit den eigenen Kindern immer in den Osterurlaub ging, setzte er die Tradition fort. Enkelin Emma (6) hatte extra bei den Großeltern übernachtet. Sie war am Abend vorher schon ganz aufgeregt. Von der Nachbarin Vivian hat sie die Kinderklapper übernommen, mit der sie sich nun schon seit einigen Jahren an diesem großen „Rennen“ beteiligt. „Nachher gehen wir zum Frühstück zu meiner Cousine Emilie“, so Emma. Die ist erst zwei Jahre alt. Aber auch sie hat bereits eine Klapper und startete am Freitagmittag ihre Klapper-Karriere.

Karsamstag nehmen bis zu 300 Läufer teil

Morgens finden sich immer um die 60 bis 80 Läufer ein, mittags bis zu 200 und am Samstagmittag können es bis zu 300 Klapperjungen werden. Dann gibt es beim Empfang für alle Klapperjungen in der Stadthalle für jeden die Medaille mit einem heimatlichen Motiv und der Abbildung des Klapperjungen auf der Rückseite. Seit 1982 wird sie von der Volksbank Neuwied-Linz herausgegeben. Diese Münze ist sehr begehrt. Und auch heute sind die Klapperjungen gespannt auf Münze und aktuelles Motiv. Zur 1100-Jahr-Feier der Stadt Linz 1974 wurde das Klappern reaktiviert. Hunderte liefen mit. Zuvor pflegte nur eine ganz kleine Gruppe dieses Brauchtum. „Früher waren es die Messdiener“, berichtet Michael Hoitz.

Die Altersspanne der Teilnehmer ist groß. Klappern vererbt sich. Tjasse-Elias (7) lief am frühen Freitagmorgen mit Papa Boris‘ alter Klapper mit, der als Kommunionkind seinen ersten Einsatz hatte. Auch Tjasse-Elias‘ Schwester Nele (10) war dabei, und mittags kam Mama Yvonne mit. Familie Adams klappert kräftig mit. Nadine (17) ist schon seit Kinderwagenzeiten im Rennen. Ihr Vater Rolf hat ihr damals die vom Onkel gebaute Kinderklapper vererbt. Und auch ihr Bruder Yannik Adams (19) kann sich Ostern ohne Klappern nicht vorstellen. „Das ist Tradition. Mein Vater hat mit sechs Jahren angefangen. Später haben uns unsere Eltern dafür begeistert.“

Auch Björn Hippenstrick (27) ist in der Karawane zu finden. „Ich mache seit meiner Kindheit mit.“ Oder der siebenjährige Luca. Steffen Schreiber (21): „Das bereitet Spaß.“ Klapp, klapp, klapp. Nur einmal verstummten die Klappern. In der Kirchgasse hielten die Klapperjungen die Bretter hoch. Stille. Einige zischten nur „Jeizzzz“, andere buhten. Denn hier wohnte mal ein Geizkragen, der beim Dotzen nie etwas herausrückte. Mittlerweile war es hell. Aus einem Fenster schaute ein Hund und bellte. Klappern auf andere Art.

Am Karsamstag, 15. April, sind die Klapperjungen wieder um 6 und um 12 Uhr unterwegs. Treffen ist jeweils am Neutor.

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