Ausstellung im "Kunst Faktor 20/21" in Unkel Nach dem Thron folgt das Unkeler Ei

UNKEL · Spaziergänger kennen den am Pfad von Unkel nach Bad Honnef gelegenen Thron. Von dort aus schweift der Blick der „Thronbesteiger“ bis zum Rolandsbogen. Den Titel „View“ gab der Künstler Klaus Hann (48) diesem Werk. Nun begeistert der Bildhauer erneut mit einem dicken Basaltbrocken.

 Klaus Hann und sein „Brutkasten“ in der Galerie „Kunst Faktor“ in Unkel.

Klaus Hann und sein „Brutkasten“ in der Galerie „Kunst Faktor“ in Unkel.

Foto: Frank Homann

Das Werk hat die Form eines Eies, dem Synonym für den Ursprung des Seins, der Fruchtbarkeit und des Wandels. Den 350-Kilo-Koloss gibt es aber auch in klein, dann sogar als echtes Ei. Im „Kunst Faktor 20/21“ präsentiert Hann seine spannungsreiche Ausstellung unter dem Motto „Beständig“.

Hausherr Lars Ulrich Schnackenberg sagte zur Einführung: „Klaus Hann sucht sich sogenannte aufgeladene Orte, zum Beispiel Kirchen. Stellen, die unbewusst zum Verweilen animieren oder Aussichtspunkte.“ Eben solche wie für den Thron. Aber: „Wenn Klaus Hann keinen aufgeladenen Raum zur Verfügung hat, lädt er ihn durch seine Kunst auf.

Er versucht bewusst, in seinen Installationen die Besucher in eine bestimmte Atmosphäre zu versetzen. Wenn sie sich mit den Objekten konfrontieren, ist es eine Spiegelung mit sich selbst. Der Künstler inszeniert dort mit Objekten die Gedanken und Gefühle ihrer Betrachter, die wiederum Assoziationen ihrer eigenen Geschichte mit einbringen.“

Den „Ei-Stein“ fand Klaus Hann in einem Basaltsteinbruch bei Kasbach. Er lag zwischen Geröll, war nur zu einem Viertel zu sehen. Aber der Künstler scheute keine Mühe, ihn auszubuddeln, mitzunehmen und – ihn zu bearbeiten, ihn zum Ei zu machen. Nach der Ausstellung findet der Stein sein endgültiges Zuhause – im ehemaligen Unkeler Armenhaus.

Denn: Klaus Hann richtet sich das historische Gebäude an der Lehngasse als Atelier her. „Der Kreis schließt sich“, so der Künstler, der in Lüneburg aufgewachsen ist und dessen Leben früh durch längere Auslandsaufenthalte in Südamerika geprägt war. Künstlerische Fragestellungen spielen seit seiner Kindheit eine Rolle. Aber erst spät entschloss er sich, ein Bildhauer-Diplom anzustreben.

Seinem Studium an der Alanus-Hochschule von 2006 bis 2010 ging eine Ausbildung zum Steinmetz voraus. Er wirkt auch in der Kunstdachgartenplanung, als Kunstprojektleiter internationaler Künstler sowie auch als Dozent in der Bildhauerei. 2010 bis 2015 erhielt Hann ein Atelierstipendium des Kunstvereins Bonn; ab Anfang 2017 wird er im ehemaligen Armenhaus arbeiten. Davor liegt aber noch eine Ausstellung in der Bretagne, nachdem Klaus Hann in diesem Jahr bereits in Berlin, Bonn und in Dakar im Senegal Arbeiten zeigte.

Und derzeit eben ist er in Unkel präsent. Im Kunst Faktor ist neben dem Schwergewicht auch das „Normalo-Ei“ zu entdecken. 240 hartgekochte Eier in einem „Brutkasten“. Wobei es sich um einen Teewagen handelt, den Klaus Hann bei einem Gang über den Flohmarkt entdeckte. Er wurde zum Brutkasten. „Als Kind hatte ich einen echten, eigene Hühner und Küken.“ Der Junge konnte das Schlüpfen der Küken beobachten, das Zerbrechen der Schalen. Und in der Ausstellung sind auch in Holzkästen zarte Eierschalen zu sehen oder der Eikoffer.

Wer sich vor den Spiegel im Holzkasten stellt, kann den Titel „sub rosa“ – unter der Rose oder unter dem Siegel der Verschwiegenheit – nachempfinden. Schnackenberg: „Hier geht es nicht darum: Was will uns der Künstler sagen. Sondern: Du, der du da reinschaust, was ist mit dir, unter deinem Siegel der Verschwiegenheit. Es gehört dir, es ist dein eigenes Leben.“

Und als der Hausherr bei der Vernissage eine Sprachinstallation mit einem Textauszug des Goethe-Gedichtes „Selige Sehnsucht“ mit der berühmten Sentenz „Stirb und werde!“ vorstellte, forderte das Publikum von ihm gleich die Rezitation des ganzen Gedichts.

Was die Galerie angeht: Nach drei Jahren „Kunst Faktor 20/21“ heißt die Entscheidung Lars Ulrich Schnackenbergs: Weitermachen! „Aber ich werde etwas verändern, höchstens noch vier Ausstellungen pro Jahr machen.“

Die Ausstellung „Beständig“ in der Galerie „Kunst Faktor 20/21“ an der Frankfurter Straße 37 ist bis zum 20. November zu sehen, immer donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr.

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