Politisches Kabarett Der Wutbürger kommt im Morgenmantel nach Rheinbreitbach

RHEINBREITBACH · Thilo Seibel schien es sich bequem gemacht zu haben, wie er da in die Obere Burg schlurfte. Doch dann holte der Kabarettist zum unbequemen Rundumschlag in alle politischen Richtungen aus.

 Das Publikum wartet schon: Thilo Seibel vor seinem Auftritt in der Oberen Burg.

Das Publikum wartet schon: Thilo Seibel vor seinem Auftritt in der Oberen Burg.

Foto: Frank Homann

Er kam im roten Morgenmantel und in Schlappen auf die Bühne. Doch so bequem sein Outfit war, so ungemütlich waren die Themen, denen sich Thilo Seibel in Rheinbreitbach widmete. Mit seinem Soloprogramm „Wenn schon falsch, dann auch richtig“ gastierte der Kabarettist, der seit mehr als 20 Jahren auf der Bühne steht, auf Einladung des Fördervereins Obere Burg.

„Sie sind hier in absoluter Sicherheit, geschützt durch dicke Mauern. Das da draußen muss Sie nicht kratzen“, versicherte der gebürtige Münchner und Wahl-Kölner. Und holte dennoch die Groko ins Gemäuer und damit die „Koalition der Gescheiterten“. Die SPD liege nur noch ein Prozent vor der AfD, die Horst Seehofer doch kleinhalten wollte. „Dafür jagt man diesen Politiker mit dem Temperament einer vom Himmel gefallenen Tontaube jetzt nach Berlin.“

Die Trachten-AfD aus Bayern macht weiter wie gehabt

Alternative zu Groko: Neuwahlen. „Das bedeutet: Ihr Bürger habt Mist gewählt. Macht's gefälligst besser!“ Die FDP um „Oberhemd-Model Christian Lindner“ werbe weiter mit dem Kampfruf: „Digit first, Bedenken second!“ Zwei Halbsätze, das komplette Konzept der Liberalen. Auch die „Trachten-AfD aus Bayern“ laufe unentwegt gegen dieselbe Wand, aber mit mehr Schwung. „Und Alexander Gauland tönt: 'Wir werden uns unser Volk zurückholen!' Aber keiner spricht ihn in Talkrunden darauf an, dass die Zeit der Leibeigenen längst vorbei ist.“

Unter dem Morgenmantel kam ein Trainingsanzug zum Vorschein, und schon verwandelte sich der Kabarettist in den Ukrainer Jegor. Aus dem ist durch eine „Manipulation im Passport“ ein Pole geworden, sodass er im Schlachthof bei Schwerin nicht mehr an letzter Stelle hinter Rumänen und Bulgaren, sondern unmittelbar hinter Türken rangiere.

Fataler Wurf mit einer Blaubeertorte

Wieder im Morgenmantel widmete sich Seibel der Migration, eine Folge vor allem der Freihandelsverträge mit afrikanischen Staaten zum Vorteil deutscher Unternehmer. Die Folge seien die großen Flüchtlingsströme. Diese durch eine Verbesserung der Bedingungen in den Herkunftsländern abzubauen, sei Augenwischerei. Schon Walter Steinmeier und die GIZ hätten mit Diktatoren zusammengearbeitet – damit man dort die Menschen noch besser einsperren könne.

Dann ließ Seibel die Katze aus dem Sack. Der Besuch von Veranstaltungen der nach einer Farbe benannten Partei hatten ihn endgültig zum Wutbürger werden lassen, erzählte er. Die Folge: Der Wurf mit einer Blaubeertorte brachte ihn in eine geschlossene Anstalt. Und nur dort sei man sicher vor dem ganz normalen Wahnsinn draußen.

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