Musical am Martinus-Gymnasium Linz Der Büroalltag wird zur Musik-Revue

LINZ · Schüler des Martinus-Gymnasiums in Linz zeigen das Musical „Sekretärinnen“. Schauspiel wird bald reguläres Unterrichtsfach.

 Außer Rand und Band im Büro: Lebhafte Szenen spielen sich auf der Bühne ab.

Außer Rand und Band im Büro: Lebhafte Szenen spielen sich auf der Bühne ab.

Foto: Horst-Dieter Küsters

Längst hat der Computer die gute alte Schreibmaschine ersetzt, auch die Berufsbezeichnung „Sekretärin” ist kaum mehr üblich. Und die Damen, denen Chefs früher Briefe in den Stenoblock diktierten, haben heute als „Team-Assistentin“ oder „Office-Managerin“ ganz neue Aufgaben.

So war schon viel Nostalgie im Spiel bei der Musik-Revue „Sekretärinnen“, die die Musical-AG des Martinus-Gymnasiums Linz (MGL) in der Stadthalle zeigte. Das Stück aus der Feder von Franz Wittenbrink dreht sich um sieben „Tippsen“ samt ihren alten Schreibmaschinen. Im Original wären es neun Sekretärinnen gewesen – und die Schüler modernisierten die Vorlage.

Die Mitglieder der Theater-AG hätten angeregt, einmal ein Musical aufzuführen, berichtete Deutsch- und Philosophielehrer Eric Feldges, der im kommenden Schuljahr in der Oberstufe Schauspiel als reguläres Fach bis zum Abitur anbieten wird. Er übernahm die Leitung des Projekts, Musiklehrer Tobias Lehmann zeichnete für den musikalischen Part verantwortlich.

Die Theater AG-Schülerinnen aus den Klassen 7 bis 11 entschieden sich für das Wittenbrink-Stück, das in einer Mischung von Volksliedern, Schlagern, Popsongs und Arien den Arbeitsalltag in einem Großraumbüro erzählt. „Allerdings haben sie die Musik-Revue entstaubt, die seit der Uraufführung 1995 in Hamburg schon etwas in die Jahre gekommen ist“, so Feldges. Sie modernisierten sie auch durch neue Songs, um die von ihnen entworfenen Geschichten zu erzählen. Jeder Sekretärin im Büro war dabei eine bestimmte Rolle zugeteilt.

Wie die des „Mobbing-Opfers“, dargestellt von Nicole Kühnapfel aus der 7 a. Sie saß als erste im Großraumbüro und tippte bereits eifrig, während ihre Kolleginnen auf das „Startsignal“ warteten. Das war die von der Big-Band des Gymnasiums gespielte „Typewriter“-Melodie von Leroy Anderson (1950), die der Komiker Jerry Lewis in einem seiner Filme bekannt gemacht hat.

„Für mich soll's rote Rosen Rosen regnen“, schmachtete die hochschwangere „Öko-Mami“ – Maja Zimmermann aus der Stufe 11 –, bevor das von ihrem Mann verlassene „Trophy-Wife“, Amelie Zimmermann (Stufe 11), in Tränen ausbrach. Von ihren Kolleginnen getröstet, erklärte sie mit Gittes Song trotzig: „Ich bin stark“. Als „Die Affäre“ zitierte Justine Perth (Stufe 11) die Boygroup One Direction mit „They don't know about us“. Gemeint war damit ihre Beziehung zum Boss, gespielt vom ehemaligen MGL-Schüler Christian Schmelzer.

Der Job ist nur Mittel zum Zweck, um am Wochenende ausgehen und feiern zu können – so lautete das Credo des „Party-Girls“, Annabell Teufel (Klasse 10 c), das sich mit den „Phantastischen 4“ einig war („Ich bin zu geil für diese Welt!“) und selbstbewusst den Katy Perry-Song „Roar“ schmetterte. Ihrer Rolle entsprechend beschrieb „Die Verliebte“, Veronika Strauch (Stufe 11), mit Nenas Hit „Liebe ist“ ihre Gefühle.

Bettina Wegners Song „Sind so kleine Hände“ charakterisierte das „Mobbing-Opfer“, deren Situation erst richtig deutlich wurde, nachdem der Bürobote (Philipp Schlemmer) dem „Trophy Wife“ ein Paket voller Schmuckstücke gebracht hatte. Sie beschenkte ihre Kolleginnen – außer der einen.

„Stimmen im Wind“ hörte wie Juliana Werding die „Witwe“ (Celine Fumfack,Klasse 9 d), auf deren Tisch ein Bild des geliebten Mannes mit Trauerflor stand, bevor „Die Affäre“ mit John Legend erklärte, sie müsse „All of me“ für ihren Liebsten geben. Dass der, zumindest moralisch, zur Kategorie „Männer sind Schweine“ gehörte, wurde ihr erst später klar. Der Boss sagte es dann mit James Brown: „It's a man's world“.

Jede Menge eingängige und bekannte Songs rissen auch das Publikum mit, wie Aretha Franklins „Respect“, Gloria Gaynors „I will survive“, „Dream am little dream“ von den Mamas and Papas und „Ein bisschen Frieden“ von Nicol. Donnernder Applaus belohnte die jungen Darsteller.

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