Ausstellung in Unkel Bühne frei für das Welttheater

UNKEL · Die Kölner Bildhauerin Ingrid Roscheck zeigt in der Galerie Kunst Faktor 20/21 in Unkel einen Querschnitt ihres Schaffens. Ihre Kunst-Philosophie lehnt sich an die barocke Idee des Theatrum mundi an: Jedes Element, und sei es noch so unbedeutend, hat seinen Platz auf der Welt-Bühne.

 "Solo für Unkel": Ingrid Roschek mit Hund Fränzi in der Ausstellung.

"Solo für Unkel": Ingrid Roschek mit Hund Fränzi in der Ausstellung.

Foto: Frank Homann

Professor Lars Ulrich Schnackenberg sparte bei der Vernissage in seiner Galerie Kunst Faktor 20/21 nicht mit Lob: „Sie ist die beste Künstlerin Deutschlands!“ Die Rede ist von Ingrid Roscheck. Sie gibt aktuell ein „Solo für Unkel“ – so jedenfalls lautet der Titel der Schau der Kölner Künstlerin in dem Unkeler Ausstellungsraum an der Frankfurter Straße.

Ein großflächiges Aquarell zum Thema „Mikro- und Makrokosmos“, das zur Serie „Schöne Grüße aus dem Jenseits“ zählt und erst am Abend zuvor fertig wurde, fand dafür in der kleinen Galerie ebenso seinen Platz wie das „Stativ“ genannte Werk im Foyer. An diesem hängen Gebilde aus hochwertigem, thermoplastischem Kunststoff, die eine Vorstellung davon geben, was Roscheck unter ihrem Welttheater versteht.

In seiner Einführung zitierte Schnackenberg die Künstlerin, für die die Auseinandersetzung mit Naturwissenschaft und Technik, mit Philosophie und Literatur unabdingbare Voraussetzung und Teil ihres eigenen kreativen Prozesses ist, mit den Worten: „Ich baue an einem Welt-Ort mit dem Wunsch nach Verstehen, ich will wissen, in welchem geschichtlichen Tun ich lebe und wie ich mich darin einrichten kann.“

Dabei sei nicht ihr eigenes Leben der Inhalt ihrer Arbeit, sondern ihr Beruf als Künstlerin. Roscheck: „Ich baue mir mein eigenes Welttheater mit einer umfassenden neuzeitlichen Kunst- und Wissenskammer-Idee.“

Und dies ganz im Sinne der barocken Idee des Theatrum mundi, das die Welt als Bühne erfasst, auf welcher kleinste Requisiten genauso ihren Platz finden wie große Handlungsspielräume. „In diesem Theater bin ich gleichzeitig die Verwalterin des Fundus – die Requisiteurin und die Erfinderin der Handlungsebene“, so Roscheck.

Wichtig ist ihr dabei, in ihrem Welttheater die in den Museen und Bildungsinstituten der Moderne konsequent durchgesetzte Trennung durch Formen der Spezialisierung und Aufteilung in Wissensgebiete zu überwinden, um „zu einer neuen Form einer Wunder- und Wissenskammer mit Netzwerken zu möglichst vielen Bereichen des Daseins und seines Designs, des Denkens und seiner Datenbanken“ zu gelangen.

Unter diesem Aspekt werden den Betrachtern vielfältige, assoziativ geprägte Arbeiten präsentiert, darunter auch mehrere Keramiken oder eine Sammlungswand mit Einzelteilen unter Titeln wie „merkwürdig“, „neue Seele“, „Genese“, „Ur-Kirche“, „Parallels“, „0 pro Sec“ oder „angeflogen“.

Die in Oberhausen geborene Bildhauerin, Jahrgang 1957, die bereits als „Alchimistin der zeitgenössischen Kunst“ bezeichnet wurde, bezieht beim Aufbau ihres Welttheaters alles ein – Fundstücke, Alltagsgegenstände, Biografisches – und formt daraus Konstruktionen als Teil eines Ganzen, nämlich ihres Welttheaters.

„Solo für Unkel“ ist bis zum 25. Februar im Kunst Faktor, Frankfurter Straße 37, zu sehen: bis 18. Dezember donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr sowie sonntags von 14 bis 18 Uhr; ab dem 9. Januar mit Anmeldung. Infos unter: www.kunst-faktor.de

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