Kritik an der Deutschen Bahn Ärger in Unkel nach Großbrand eines Güterzugs

Unkel · Nach dem Großbrand an einem Güterzug in Unkel sind die Anwohner über die Informationspolitik der Deutschen Bahn verärgert. Währenddessen dauern die Aufräumarbeiten an, die Strecke bleibt weiter gesperrt.

Es ist Tag zwei nach dem Großbrand in Unkel. Noch immer fahren keine Züge zwischen Linz und Rhöndorf. Die Aufräumarbeiten an den Gleisen sind in vollem Gange nachdem in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag drei mit Hygieneartikeln und Spraydosen beladene Güterwaggons in Flammen aufgegangen waren. Die Stimmung vor Ort ist durchwachsen. Auf die Angst während des Brandes, bei dem viele Anwohner ihre Häuser verlassen mussten, folgt großes Unverständnis.

Stadtbürgermeister Gerhard Hausen war am Freitagvormittag erneut in der Siebengebirgsstraße vor Ort: „Die Stimmung ist katastrophal. Die Menschen wissen nicht was sie machen sollen.“ Noch immer gebe es bei der Bahn keinen Ansprechpartner oder Informationen über weiteres Vorgehen. „Es war noch niemand da und hat die Schäden aufgenommen“, so Hausen. Aus diesem Grund hatte er direkt am Donnerstagvormittag ein Team zusammengestellt, das alle Schäden vor Ort protokollierte.

"Anwohner haben kein Verständnis"

Laut Hausen wurde ein Swimmingpool beschädigt, etliche Rollläden sind defekt und selbst Dächer wurden in Mitleidenschaft gezogen. Die Spraydosen in der Waggonladung waren explodiert und bis zu 200 Meter weit geflogen. Entsprechend groß war die Kraft, mit der die Geschosse die Häuser direkt gegenüber der Lärmschutzwand trafen. „Die Anwohner haben kein Verständnis mehr für die Informationspolitik der Deutschen Bahn. Einige haben schon Rechtsanwälte und eigene Schadensermittler eingeschaltet.“

Auch das Gelände um den Bahndamm war am Freitagmorgen noch nicht gereinigt worden: „Eigentlich wäre auch dies die Zuständigkeit der Bahn gewesen, aber wir haben uns direkt heute morgen darum gekümmert.“ Mitarbeiter des städtischen Bauhofs entsorgten die nach Hausens Schätzung „tausend Dosen“ entlang der Siebengebirgsstraße. Die Bahn gebe auch keine Auskunft über den Zugverkehr. „Es wird lediglich auf die Homepage verwiesen, aber die Menschen wollen konkret wissen, wann sie wieder die Züge vor Ort nutzen können“, so der Bürgermeister.

Zugverkehr weiter eingestellt

Wie berichtet, wurde der Zugverkehr zwischen Rhöndorf und Linz am Donnerstagmorgen eingestellt. Zwischen den Bahnhöfen pendeln vier Busse und 20 Taxen. Ein Sprecher der Deutschen Bahn sagte auf GA-Nachfrage am Freitagnachmittag: „Die Waggons sind noch nicht vollständig weggeschafft, vorher können wir keine weiteren Prognosen stellen.“

Nach GA-Informationen waren allerdings bereits um 15.40 Uhr alle Waggons entfernt. Laut Bahn AG dauern die Aufräumarbeiten mindestens bis Samstagmittag. Mit Blick auf die kommende Woche konnte sie noch keine Auskunft geben. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran und binden alle Fachleute ein“, so der Sprecher. Mit den Anwohnern habe sich aus verschiedenen Gründen noch niemand in Verbindung gesetzt. Zum einen seien viele Kollegen bei den Aufräumarbeiten und im Tagesgeschäft eingespannt, zum anderen müsse erst einmal der Schadensverursacher ermittelt werden. „Dann können wir über die Haftung sprechen."

Ursache durch technischen Defekt?

Die Unglücksursache ist weiter unbekannt. Die Bahnpolizei geht aktuell von einem technischen Defekt und nicht von einem Fremdverschulden aus. „Das sind aber lediglich Vermutungen“, so ein Sprecher. Die Ermittlungen, die gemeinsam mit der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung durchgeführt werden, könnten mehrere Wochen in Anspruch nehmen. Auch die Schadenshöhe könne erst ermittelt werden, wenn die Arbeiten beendet seien. (mit Material von dpa)

Dieses Video ist Teil einer Kooperation von GA und WDR.

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