Konzert mit französischen Nachtwandlern

"Sie sind so klein - und so brav! " Zum Glück rief Monique Arramy das gestern Nachmittag auf Französisch aus, und kaum einer der 40 Sängerinnen und Sänger des Schedrik-Chores bekam es mit. Sonst hätte die Vorsitzende des Comité de Jumelage von Cognac bestimmt Protest der "Braven" geerntet.

Cognac. "Sie sind so klein - und so brav! " Zum Glück rief Monique Arramy das gestern Nachmittag auf Französisch aus, und kaum einer der 40 Sängerinnen und Sänger des Schedrik-Chores bekam es mit. Sonst hätte die Vorsitzende des Comité de Jumelage von Cognac bestimmt Protest der "Braven" geerntet.

So aber saßen die Sängerinnen und Sänger etwas abgekämpft von der langen Busfahrt friedlich im Garten der Kirche Saint Antoine und verspeisten unter schattigen Bäumen die frisch belegten Baguettes, die das Partnerschaftskomitee von Cognac zum Empfang für die weit gereiste Gruppe vorbereitet hatte.

Monique Arramy und ihr Mann Alain überzeugten sich persönlich davon, dass es den deutschen Gästen, inklusive Chorleiter Pavel Brochin und Französischlehrer Clas Nordmann vom Oberpleiser Oelberg-Gymnasium sowie drei weiteren Betreuern an nichts fehlte und alle mit Getränken und Imbissen, die das Komitee gestiftet hatte, versorgt waren.

So entspannte man sich gestern Mittag erst einmal im Freien unter strahlend blauem französischen Himmel, konnte durchschnaufen und mit Stolz sagen "Nous sommes arrivé - wir sind angekommen."

Nach fast genau 13-stündiger Busfahrt war gestern Vormittag um 11.11 Uhr das Ortsschild "Cognac" im Blickfeld der Königswinterer Reisenden aufgetaucht: Verhaltener Applaus im Bus von der noch etwas verschlafenen Truppe: Geschafft. Keine Staus, keine Pannen, keine Kranken. "Herr Brochin, ich bin heiser", krächzte eine, aber das war auch schon die einzige Klage, die Chorleiter Pavel Brochin erreichte, und es gab auch nur ein ungerührtes "Das höre ich" zur Antwort.

Die Nacht war schneller als erwartet verflogen, der Bus hatte drei Mal gestoppt: einmal zum Fahrerwechsel in Belgien, das zweite Mal ab 5.30 Uhr für eine Stunde vor Orleans, das dritte Mal gegen 9 Uhr 50 Kilometer südlich von Tours. "Ich empfehle euch allen, euch ein bisschen zurückzuhalten in eurer Lebensfreude, bitte noch nicht voll aufdrehen. Wir haben heute noch zwei Stunden Proben vor uns und abends unser Konzert", warnte Brochin, wenn mal welche der Zwölf- bis 17-Jährigen übermütig zu werden drohten.

Die Mahnung fruchtete, es blieb ruhig im Bus und manche schliefen früh. Und in der Tat war es gut, über ein paar Reserven zu verfügen für die Proben und das abendliche Konzert, bei dem der Schedrik-Chor nicht alleine auftreten musste: Den Anfang machte der Chor "Les Noctambules" ("Die Nachtwandler"), ein Laienchor von 27 Erwachsenen aus Boutiers.

Zuhörer in der Kirche waren die Gastfamilien der Oberpleiser Sängerschar, die ihre Schützlinge zur Kirche kutschiert hatten, sowie interessierte Bürger aus Cognac. Der Schedrik-Chor sang unter anderem "Vois sur ton chemin" und "Ave Maria". Heute dürfen die Sänger ausnahmsweise komplett entspannen: Geplant ist eine Fahrt ans Meer.

Die mittelalterliche Stadt Cognac rüstet sich derweil für ein turbulentes Wochenende: Wenn morgen die 20-jährige Städtepartnerschaft mit Königswinter gefeiert wird, sind auch Gäste aus Schottland und Spanien dabei, wo Cognac ebenfalls Städtepartnerschaften pflegt.

Hinzu kommen die Königswinterer Delegation aus Politik und Verwaltung, der Schedrik-Chor sowie fast 50 Königswinterer, die mit dem Partnerschaftsverein Königswinter/ Cognac unter Leitung von Reinhard Gärtner dabei sein wollen. Aufgrund von Zwischenstopps wird diese Gruppe aber erst heute Abend in Cognac eintreffen.

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