Einbrüche und Überfälle in Köln und Niederkassel Zwei 19-Jährige in Bonn wegen schweren Raubs verurteilt

Bonn/Region · Bewaffnete Raubüberfällle und Beute im Wert von mehr als 120.000 Euro, ein Einbruchsversuch in ein Einfamilienhaus - zwei 19-jährige Freunde sind vor der Jugendkammer des Bonner Landgerichts verurteilt worden.

Am Ende liefen die Tränen bei den Schulfreunden, die nachts auf Raubtour gegangen waren: Der eine - 19 Jahre alt - weinte vor Erleichterung, weil er noch eine zweijährige Bewährungsstrafe bekommen hat. Sein gleichaltriger Kumpel jedoch stand unter Schock: Zu dreieinhalb Jahren Jugendstrafe hat ihn die das Bonner Landgericht jetzt verurteilt. Immerhin waren sie - mit verschiedenen Beteiligungen - bei drei bewaffneten Raubüberfällen, einem versuchten Einbruchsdiebstahl sowie einem gescheiterten Wohnungseinbruch dabei. „Das war kein Pappenstiel", versuchte Kammervorsitzender Volker Kunkel ihnen den Schuldspruch zu erklären, „sondern schwere Verbrechen.“ Hätten die beiden Angeklagten nicht freimütige Geständnisse abgelegt und auch den Hintermann genannt, hätte es noch bitterer ausgesehen.

Der spektakulärste Fall war der bewaffnete Raub am 20. April 2017 auf einen Juwelier in Köln-Chorweiler, wo vier Täter knapp zwei Kilo Goldketten erbeutet hatten. Zwei Maskierte hatten das Geschäft gestürmt, den 57-jährigen Inhaber mit Waffengewalt in den hinteren Teil des Ladens gedrängt und sich bedient. Draußen, mit Fluchtwagen, standen zwei weitere Komplicen Schmiere. Später wurde die Goldbeute im Wert von 44.000 Euro geteilt. Dass es - wie angeklagt - vier Kilo Königsketten gewesen sein sollen, konnte selbst der Juwelier nicht belegen. Es gab keinerlei Inventarlisten.

Zuvor bereits, am 21. März 2017, war einer der 19-jährigen Goldräuber mit zwei unbekannten Mittätern in einer Gaststätte in Niederkassel aufgetaucht. Hier wurden drei Skatbrüder (alle fast 70 Jahre alt) zwei Portemonnaies mit 420 Euro abgenommen. Unentdeckt blieb die Geldbörse des dritten Spielers: er hatte sie schnell noch unter den Tisch geworfen. Anschließend hielten sie der Wirtin die Pistole vor den Bauch. Die 62-Jährige, die den Überfall zunächst für einen Scherz gehalten hatte, zog schließlich 300 Euro aus ihrem Portemonnaie. Sie steht heute noch unter Schock.

In der Nacht zum 14. Juni 2017 wurden die Angeklagten festgenommen: Zu Dritt hatten sie versucht, das Schaufenster eines Goldschmieds in der Altstadt mit einem Kanaldeckel zu knacken. Aber die Wurfkraft der drei Täter reichte nicht aus, um den schweren Gullideckel mit ausreichendem Schwung zu werfen. Das Fensterglas ging zu Bruch, der Weg nach innen aber wurde nicht frei. Vom Krach alarmiert, riefen Nachbarn die Polizei. Der Goldschmied saß in dieser Nacht im Zug nach Paris, auf dem Weg zu einer bedeutenden Schmuckmesse. Nachdem der 62-Jährige vom Anschlag auf sein Bonner Geschäft erfuhr, nahm er am Gare du Nord sofort den ersten Zug retour.

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