Interview mit Schornsteinfeger Wilfried Engels „Viele wollen die Knöpfe berühren“

Swisttal · Rhein-Sieg-Kreis. Früher war doch nicht alles besser. Denn wenn der Kamin verstopft war, konnte nicht gekocht werden. Zum Glück gab es da den Schornsteinfeger. Nachdem er den Kamin gereinigt hatte und dieser wieder zog, war es wieder möglich, zu kochen und zu heizen. Im GA spricht Wilfried Engels, Bezirksschornsteinfeger in Swisttal, über Glück.

 Glücksbringer: Wilfried Engels auf einem Dach in Heimerzheim.

Glücksbringer: Wilfried Engels auf einem Dach in Heimerzheim.

Foto: Hans-Peter Fuß

Sind Sie glücklich damit, anderen Menschen Glück zu bringen?

Wilfried Engels: Sicher. Gerade zum Jahresbeginn zaubert man den Leuten ein Lächeln ins Gesicht. Viele Menschen glauben ja daran, dass Schornsteinfeger Glück bringen.

Haben Sie anderen Menschen denn schon mal Glück gebracht?

Engels: Beim Sammeln für den Heimerzheimer Köttzug trafen wir einmal eine ältere Frau an, die in ihrem Hof hingefallen war und nicht mehr selbst aufstehen konnte. Wir konnten ihr dann helfen. Vor zwei Wochen konnten wir in einem Nachbarbezirk einen Kaminbrand durch rechtzeitiges Eingreifen verhindern. Bei der Hochzeit des Kollegen Etzbauer vor zwei Jahren haben wir Kollegen in voller Montur Spalier gestanden. Auch bei meiner eigenen Hochzeit vor einem Jahr waren die Kollegen in Arbeitskleidung dabei. Und diese Maßnahme hat uns auch Glück gebracht.

Werden Sie bei Ihrer Arbeit oft auf den Status des Glücksbringers angesprochen?

Engels: Hin und wieder sagen die Leute: Bringst Du uns Glück ins Haus? Manchmal wollen sie auch die goldenen Knöpfe oder den Ruß an meiner Jacke berühren. Das soll ja angeblich Glück bringen.

Wer oder was bringt Ihnen Glück?

Engels: Meine Frau Sabrina. Ich bin sonst nicht abergläubisch.

Was bedeutet für Sie Glück?

Engels: Glück bedeutet für mich auch, jemanden glücklich zu machen. Zufriedenheit, Gesundheit, eine gute Partnerschaft. Und die Möglichkeit, schöne Urlaubsreisen zu unternehmen. Wir waren beispielsweise vor Weihnachten auf Fuerteventura.

Kann man sich Glück erarbeiten oder erzwingen?

Engels: Ich glaube schon. Durch handwerkliches Geschick, durch Fleiß und Ehrgeiz. Glücklich sein heißt für mich nicht, das Beste von allem zu haben, sondern das Beste aus allem zu machen.

Was muss 2017 passieren, damit es für Sie ein glückliches Jahr wird?

Engels: Ich möchte gesund bleiben, natürlich wünsche ich mir das auch für meine Familie. Und der 1. FC Köln sollte sich für die Champions League qualifizieren.

Wie sieht der Arbeitstag eines Schornsteinfegers aus?

Engels: Wir reinigen Kamine, kümmern uns um vorbeugenden Brandschutz, überprüfen Heizungsanlagen, beraten in Sachen Energiesparen und informieren über den Gebrauch von Kaminöfen.

Wie häufig tragen Sie die klassische schwarze Uniform?

Engels: Nicht mehr so oft. Das ist eher die Ausnahme. Auch der Zylinder, der früher eine Art Kopfschutz war, wird nicht mehr benötigt.

Macht es Ihnen etwas aus, sich bei der Arbeit schmutzig zu machen?

Engels: Nein, das gehört dazu. Ich komme jeden Tag mit schwarzen Händen nach Hause. Dafür gibt es ja Duschen.

Wie hat sich Ihr Beruf in den vergangenen Jahren verändert?

Engels: Es geht mehr in die Richtung einer beratenden Tätigkeit, besonders was das Thema Energiesparen angeht. Die technische Komponente wird angesichts elektronischer Messgeräte immer anspruchsvoller.

Wie verbringen Sie die Silvesternacht?

Engels: Zu Hause mit meiner Frau. Ich koche gerne. Es gibt ein Überraschungsmenü.

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