Leihsystem von Nextbike So fahren sich die E-Bikes auf der Apfelroute

RHeIN-SIEG-KREIS · Von Alfter nach Meckenheim: GA-Mitarbeiter Marco Dittmer testet auf der Apfelroute durch das Vorgebirge und die Voreifel das neue E-Bike-Leihsystem von Nextbike.

120 Kilometer auf einen Rutsch? Warum nicht. Mit dem neuen E-Fahrradverleihsystem von Nextbike, einem Gemeinschaftsprojekt, an dem die Regionalverkehr Köln (RVK) und die sechs linksrheinischen Kommunen inklusive der Gemeinde Weilerswist teilnehmen, dürfte das doch zu schaffen sein.

Wie berichtet, wurde Anfang Mai mit dem Roisdorfer Bahnhof die erste Station in Betrieb genommen. Einmal heruntergeladen, kann die Nextbike-App sowohl für die Ausleihe in Alfter und Bornheim als auch in Meckenheim, Rheinbach, Swisttal, Wachtberg und Weilerswist genutzt werden. In jeder Kommune gibt es eine feste Ausleih- und Rückgabestation. Die Reichweite einer Akkuladung liegt bei rund 80 Kilometern. Im Basistarif zahlen Radler zwei Euro pro halbe Stunde, maximal 18 Euro am Tag. In Kombination mit einem VRS-Abo sinken die Preise.

Die „Apfelroute“, der erste Themenradweg der Rhein-Voreifel-Region, kann also kommen. Mit dem Rundkurs, der am 19. Mai eröffnet wurde, wollen die Initiatoren – ebenfalls die sechs Linksrheiner, aber ohne Weilerswist – die Voreifel- und Vorgebirgsregion als landwirtschaftliches Anbaugebiet, aber auch als Tourismusziel bekannter machen.

Los geht es für mich an der Bahnstation Alfter/Alanus Hochschule. Dort gibt es zwölf E-Bike-Ladestationen, drei davon sind mit einem Fahrrad besetzt. Ich zücke mein Smartphone, lade die App, gebe eine Zahlungsart an und scanne den QR-Code auf dem E-Bike vor mir. Es piept, das Schloss schnappt auf. Ich bin begeistert. So schnell habe ich weder in Paris, London oder Hamburg ein Fahrrad ausgeliehen. Ich springe auf den Sattel, trete in die Pedale – und muss mich erstmal festhalten. Die Beschleunigung gefällt mir sofort, und die erste Anhöhe, die gleich hinter der Bahnstation wartet, ist ohne viel Anstrengung zu schaffen.

Kurz vor Berkum meldet sich bereits der Akku

Nach einer Stunde mache ich am Naturhof Wolfsberg in Impekoven Halt. Dank des kräftigen E-Motors fahre ich im Schnitt 25 Kilometer pro Stunde. Ich komme also gut voran – denke ich jedenfalls. Was mir allerdings fehlt, ist eine Smartphone-Halterung. Schließlich nutze ich das Handy zum Navigieren, zumal die Apfelroute zum Teil über versteckte Schleichwege führt.

Nun geht es geradewegs durch den Kottenforst in die Gemeinde Wachtberg. Kurz vor Berkum leuchten an meinem E-Bike plötzlich nur noch zwei von fünf Statusleuchten, die die Akkuladung anzeigen. Über die App finde ich schnell die nächste Station. Ich gebe mein Rad ab, und eine Minute später sitze ich auf einem neuen Leihrad mit voll aufgeladenem Akku. Hier sehe ich auch, dass mich der Tag ein bisschen was kosten wird. Für die vergangenen knapp zweieinhalb Stunden habe ich zehn Euro gezahlt. Zwar wirbt Nextbike bei seinen Preisen damit, dass am Tag maximal 18 Euro anfallen. Der Preis bezieht sich allerdings auf ein Fahrrad.

Wer längere Strecken zurücklegen will und mehrere Räder dafür braucht, zahlt also drauf. Von Berkum mache ich mich über Klein Villip und Adendorf Richtung Meckenheim auf, vorbei an diversen Plantagen. Wie idyllisch muss das erst sein, wenn hier alles in Blüte steht? An einem Erdbeerfeld kurz vor Meckenheim lege ich einen weiteren Zwischenstopp ein. Wieder blicke ich auf die Uhr. Drei Stunden sind um. Gefahren bin ich gerade mal 30 Kilometer.

E-Bikes: Leihräder unterstützen auf ganzer Strecke

Trotz allem steht fest: Die Leihräder funktionieren auf jeder Strecke. Ob bergauf, im dichten Verkehr oder auf langen Geraden – mit einem Handgriff hat man den E-Motor auf die optimale Unterstützung eingestellt. Was mir aber auch nach dem Praxistest noch nicht ganz klar ist: Für wen eignet sich das Netz am besten? Da die Ladestationen an den Bahnhöfen in Bornheim-Roisdorf, Weilerswist, Swisttal-Odendorf, Rheinbach und Meckenheim sowie an der Haltestelle der Linie 18 „Alfter/Alanus Hochschule“ und an der Bushaltestelle „Berkum EKZ“ in Wachtberg installiert wurden, wird hier wohl kaum ein Pendler vom Zug auf das Rad umsteigen. Schon gar nicht, wenn er dafür am Ende sogar noch draufzahlt.

Für Touristen sind die Fahrräder auch nur bedingt geeignet. Zwar funktioniert die Technik, für einen längeren Tagesausflug reicht aber weder die Akkuleistung noch ist ausreichend Platz am Rad, um Gepäck zu verstauen. Maximal eine kleine Tasche kann man im Korb am Lenker verstauen. Was einen Kurztrip ins Bonner Umland angeht, sind die E-Bikes hingegen ideal. Obendrein gibt es einen Bonuspunkt für das Fahrgefühl. Doch neben einem Smartphone und einem Helm sollte man auch ein wenig rechnen können.

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