Petrolkoks aus Wessling Belastete Shell-Rückstände wurden in Troisdorf eingesetzt

Wessling · Eine Kleine Anfrage der SPD im Landtag sorgte für Wirbel um Industrierückstände aus Wesseling. Das Umweltministerium stufte den 20 Jahre lang verwendeten Stoff als „gefährlichen Abfall“ ein. Shell habe sich stets an das Gesetz gehalten, betont das Unternehmen.

 Die Shell-Raffinerie, Standort Wesseling, aus der Luft gesehen in Richtung Köln.

Die Shell-Raffinerie, Standort Wesseling, aus der Luft gesehen in Richtung Köln.

Foto: Shell

In der Diskussion um Industrierückstände von Shell betont der Mineralölkonzern, alle gesetzlichen Vorschriften eingehalten zu haben. Im nordrhein-westfälischen Landtag war aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der SPD hervorgegangen, dass Unternehmen in 20 NRW-Kommunen die mit Schwermetall belasteten Shell-Rückstände verbrannt oder gelagert haben, darunter auch Troisdorf.

Zum Hintergrund: Bei den Rückständen handelt es sich um abfiltrierten Ruß, der bei der Schwerölvergasung im Wesselinger Werk von Shell angefallen war, sogenanntes Petrolkoks, auch Öl-Pellets genannt. Diese können entweder verbrannt oder in Deponien gelagert werden. Im Juli 2019 bewerteten das Umweltministerium und die Bezirksregierung Köln den Stoff neu: Er gilt seitdem nicht mehr als Brennstoff, sondern als Abfall. Denn im Vergleich zu herkömmlichem Petrolkoks sind darin die Anteile der Schwermetalle Vanadium und Nickel erhöht. Diese sind potenziell krebserregend und umweltschädlich.

„Nach der früheren Genehmigungslage handelte es sich bei dem abfiltrierten Ruß von Shell um einen Brennstoff, und die Raffinerie hat sich im Einklang mit geltenden Genehmigungen verhalten“, erklärt Shell-Pressesprecher Mauritz Faenger-Montag auf Anfrage des GA. Unmittelbar nach der Neubewertung im Juli habe Shell erklärt, den Ruß „künftig wie gefährlichen Abfall zu behandeln“. Nachdem die im Juli wegen Wartung stillgelegte Anlage wieder hochgefahren war, sei so verfahren worden. Das heißt für die Weiterbehandlung: Ein von Shell beauftragtes Unternehmen habe den Stoff nicht mehr zur Verbrennung, sondern nur noch an Deponien verkauft.

An Unternehmen in 20 NRW-Städten wurde Shell-Petrolkoks geliefert. Einem Bericht der NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser vom Oktober 2019 zufolge, seien die Emmissionswerte bei zwei untersuchten Unternehmen, die die Rückstände verbrannt hatten, jedoch nicht überschritten worden. „Der Bericht (...) zeigt an, dass die behördliche Überprüfung keine Hinweise auf eine Überschreitung der für die jeweiligen Anlagen maßgeblichen Grenzwerte ergeben hat“, betont auch Shell-Pressesprecher Faenger-Montag.

Der Bericht beschreibt den Zeitraum, in dem Shell den Ruß verkaufte. Demnach liegen dem Ministerium Daten der Abnehmer der Rückstände bis 2008 vor. Für den Zeitraum davor ab dem Jahr 2000 seien die Daten wegen abgelaufener Aufbewahrungsfristen unvollständig. Der Antwort auf die Kleine Anfrage zufolge kannten die abnehmenden Unternehmen den Schwermetallgehalt der Rückstände. Auch der Bericht des Umweltministeriums bestätige, „dass bei allen untersuchten Anlagen einem Einsatz (der Rückstände) ausdrücklich zugestimmt worden ist“, so Faenger-Montag.

Die Rückstände, die wiederum in den Kraftwerken anfielen, die die Shell-Rückstände verbrannt haben, könnten derweil weiterverwendet worden sein. Laut der Antwort würden solche Rückstände zum Teil als Abfall oder Nebenprodukt in der Baustoffindustrie eingesetzt.

Die SPD-Abgeordneten Michael Hübner und Thomas Göddertz hatten in ihrer Kleinen Anfrage vom November kritisiert, dass die Rückstände jahrelang fälschlicherweise als Regelbrennstoff deklariert waren. Es sei nicht ausreichend, nur alle drei Jahre zu prüfen, ob Emissionswerte eingehalten wurden, meinte Hübner.

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