„Skullbreaker-Challenge“ Schulministerium und Mediziner warnen vor gefährlicher Mutprobe

Düsseldorf · Im Netz kursiert die „Skullbreaker-Challenge“. Das Schulministerium warnt davor, auch Mediziner halten sie für gefährlich. Das Videoportal TikTok reagiert.

Im Netz kursiert die „Skullbreaker-Challenge“.

Im Netz kursiert die „Skullbreaker-Challenge“.

Foto: dpa-tmn/Jens Kalaene

Immer wieder kursieren sogenannte Challenges (Wettbewerbe) im Internet, nicht immer geht es nur um lustige Videos, teilweise stellt die Teilnahme eine Gefahr dar. So auch jetzt wieder: Bei der „Skullbreaker-Challenge“ (Schädelbrecher-Wettbewerb) stehen drei Personen nebeneinander. Zuerst springen die linke und die rechte Person hoch. Dann animieren sie die Person in der Mitte, es ihnen gleich zu tun. Sobald dann die mittlere Person hochspringt, treten ihr die Außenstehenden gegen die Wade. Dadurch verliert die mittlere Person das Gleichgewicht, die Beine werden nach vorne gerissen. Bei der Landung schlägt die Person ungebremst mit dem Gesäß, dem Rücken oder im schlimmsten Fall mit dem Kopf auf den Boden auf.

Auch in NRW ist dieser gefährliche Streich ein Thema, vor allem an den Schulen. „Soziale Netzwerke bringen immer wieder sogenannte Challenges hervor, die meisten sind harmlos. Die Skullbreaker-Challenge ist jedoch nicht harmlos, sondern gefährlich“, sagte NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) auf Anfrage. „Eltern, Lehrer, Schulleitungen, aber vor allem die Schülerinnen und Schüler sind aufgefordert, solchem gefährlichen Unsinn entschieden entgegenzutreten.“ Eine Verbreitung müsse sowohl an Schulen als auch im Internet gestoppt werden.

Ihren Ursprung hat das Phänomen Medienberichten zufolge auf dem chinesischen Videoportal Tik Tok. „Bei Tik Tok spielen Challenges eine wichtige Rolle und kommen häufig als Format vor“, erklärt Nadine Eikenbusch, Referentin bei der Landesanstalt für Medien NRW. „Das Skullbreaker-Beispiel zeigt, welche Gefahr von Wettbewerben ausgehen kann.“ Häufig sei das Echo darauf allerdings größer als die tatsächliche Anzahl an Videos.

„Ich warne eindringlich vor den Folgen dieser Challenge“, sagt Mathias Herwig, leitender Oberarzt der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin am Johanna-Etienne-Krankenhaus in Neuss. Nachahmungen könnten lebenslange Schäden hinterlassen: „Durch den harten Aufprall können Kinder und Jugendliche sich schwere Verletzungen wie Knochenbrüche und schlimmstenfalls Wirbelkörperbrüche mit Lähmungserscheinungen zuziehen.“

Generell sind Jugendliche die Zielgruppe dieser Wettbewerbe: „Sie sind entwicklungsbedingt besonders empfänglich dafür und reflektieren sich selbst wenig“, sagt Eikenbusch. „Sie wollen ihre Grenzen austesten, sich von ihren Eltern abgrenzen, Mutproben bestehen und suchen einen Adrenalinkick.“ Jugendliche schauen laut Eikenbusch generell gerne Challenges oder Pranks (Streiche). „Da diese Videos häufig aus dem Ausland stammen und sie die Personen in den Videos oft nicht persönlich kennen, ist ihr Mitgefühl gehemmt.“ Lehrer sollten ihre Schüler für die Nutzung sozialer Medien sensibilisieren, rät Eikenbusch. „Eltern oder Lehrer sollten die Jugendlichen bestärken, sich nicht in Gefahr zu begeben, und ihnen positive Alternativen aufzeigen.“

Auch TikTok hat sich bereits zur Debatte geäußert: „Die Sicherheit und das Wohlergehen unserer Nutzerinnen und Nutzer ist uns sehr wichtig“, teilte ein Unternehmenssprecher auf Anfrage mit. „Wir dulden keine Inhalte auf TikTok, die gefährliche Challenges verstärken, bewerben oder glorifizieren.“ Derartige Inhalte würden von der Plattform entfernt. Zudem durchsuche eine künstliche Intelligenz die Beiträge nach potenziell unangemessenen Inhalten. „Generell empfehlen wir Schülern, Lehrern und Eltern einen bewussten Umgang mit Social-Media-Plattformen“, heißt es weiter. Am Mittwoch hat TikTok außerdem in Europa eine neue Funktion eingeführt: Der „begleitete Modus“ ermöglicht es Eltern, die Nutzungszeit zu begrenzen, die Kontaktmöglichkeiten einzuschränken und Inhalte zu filtern.

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