Shell-Konzern in Köln Neues Sicherheitscenter soll Vertrauen bei Kundschaft stärken

WESSELING/KÖLN · "Die Ereignisse der vergangenen zwei Jahre waren nicht akzeptabel." Sichtlich zerknirscht sprach Bram Steenks die Worte aus. Die Shell Rheinland Raffinerie habe feststellen müssen, dass die Ansprüche in Bezug auf die Sicherheit nicht eingehalten werden konnten, sagte der Raffinerie-Direktor.

 Im Sicherheitscenter: Dieter Hövelmann erläutert eines der Module, an denen das Erkennen von Gefahren trainiert werden soll - hier am Beispiel eines Hochdruck-Reinigungsgerätes.

Im Sicherheitscenter: Dieter Hövelmann erläutert eines der Module, an denen das Erkennen von Gefahren trainiert werden soll - hier am Beispiel eines Hochdruck-Reinigungsgerätes.

Foto: Christop Meurer

In der Tat war der Konzern in den vergangenen 24 Monaten aufgrund zahlreicher Unfälle (siehe Kasten) in die Kritik geraten. So soll es nicht weitergehen, sind sich die Verantwortlichen einig. Steenks: "Wir arbeiten daran, das Vertrauen zurückzugewinnen."

Ein Schritt dazu soll das neue "Safety Center", sprich Sicherheitscenter, auf dem Werksgelände in Köln-Godorf sein. Gestern wurde es offiziell eingeweiht. In der Halle sollen Shell-Mitarbeiter und Angestellte von Partnerfirmen, die in der Raffinerie tätig sind, in der Erkennung und der Vermeidung von Gefahren bei der Arbeit geschult werden.

In zwölf Modulen sind typische Arbeitssituationen dargestellt. In diese wurden bewusst Fehler eingebaut, die es zu erkennen gilt, darunter eine nicht richtig befestigte Kette, angerissene Seile, fehlerhafte Sicherheitskleidung, gelockerte Schrauben und herumliegendes Werkzeug.

Auf Tafeln sind dazu neben vielen Sicherheitshinweisen auch Unfälle aus der jüngsten Zeit abgebildet. "Das hier ist keine Ausstellung", erläuterte Sicherheitstechniker Dieter Hövelmann, der mit seinen Kollegen die Arbeiter im Center schult. Es gehe darum, an konkreten Beispielen die Sinne für Gefahren zu schärfen.

Nach Angaben von Shell ist das Sicherheitscenter einzigartig in Deutschland. In mehreren Monaten Vorbereitungszeit wurde es nach niederländischem Vorbild konzipiert. Laut Claus-Christoph Hoppe, Sicherheitsmanager der Rheinland Raffinerie, dauert die Einweisung in dem Center für jeden Mitarbeiter zwei Stunden. Das Bestehen des Parcours sei Voraussetzung für neue Mitarbeiter, um auf dem Werksgelände arbeiten zu dürfen.

Darüber hinaus präsentierte Raffinerie-Direktor Steenks gestern weitere Maßnahmen zur Vermeidung von Unfällen. Unter anderem sollen bis 2018 alle Rohrleitungen in Wesseling und Godorf, von denen einige 50 Jahre und älter sind, unter die Lupe genommen werden. Laut Steenks handelt es sich um 80.000 Leitungen, deren Gesamtlänge nicht ohne Weiteres zu beziffern sei.

Bis Ende 2014 solle überdies die von NRW-Umweltminister Johannes Remmel im Februar geforderte externe Sicherheitsüberprüfung ablaufen. Auch würden die Abstimmungsverfahren zwischen Werks- und Berufsfeuerwehr überarbeitet. Zudem wird weiter daran gearbeitet, den Kerosinsee in Wesseling abzupumpen und den verschmutzten Boden zu reinigen (der General-Anzeiger berichtete).

Wie Shell bereits im März mitgeteilt hatte, wird die sogenannte Nordtrasse am Standort Wesseling für rund zehn Millionen Euro neu gebaut. An einer der acht Rohrleitungen der Trasse war im Februar 2012 das Kerosin ausgelaufen. Nach eigenen Angaben ist die Rheinland Raffinerie mit ihren Standorten in Köln-Godorf und Wesseling die größte Raffinerie Deutschlands und die viertgrößte Anlage Europas.

Jährlich werden rund 16 Millionen Tonnen Rohöl verarbeitet, ein Großteil davon zu Treibstoffen. Dazu kommen Heizöl und Produkte für die Chemieindustrie. Die Raffinerie hat rund 1600 fest angestellte Mitarbeiter. Dazu kommen etwa 1300 Mitarbeiter von Partnerfirmen und gut 100 Auszubildende.

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