Tour im Jachthafen Mit Kalli den Steg entlang

Köln · Seit 45 Jahren hat Köln einen Sportboothafen. Jetzt gibt der Hafenmeister beim Stadtentdeckungsfestival „Expedition Colonia“ erstmals eine Führung.

Vor 45 Jahren entstand im ehemaligen Industriehafen in den Kölner Rheinauen eine Heimat für Sportbootfreunde.

Vor 45 Jahren entstand im ehemaligen Industriehafen in den Kölner Rheinauen eine Heimat für Sportbootfreunde.

Foto: Fabian Vögtle

Sie heißen „Einhorn“, „Kölsche Jung“, „Seebär“, „Naxos“, „Cohiba“ oder „Liberty“. Zwischen den modernen Kranhäusern und den denkmalgeschützten Hafengebäuden haben die schicken Boote ihre Heimat. „Wir haben hier 156 Festanlieger und dazu im Jahr rund 1000 Wasserwanderer“, erzählt Karl-Heinz Zündorf.

Der 60-Jährige mit der Fischmütze ist Geschäftsführer des Kölner Jachthafens oder genauer: des Rheinau-Sporthafens Köln-Marina. „Kalli“, wie ihn hier alle nennen, bezeichnet den Hafen selbst lieber als Sportboothafen. „Wenn man von Jachten spricht, denken immer gleich alle an Millionäre. Aber wir haben hier auch Kleinverdiener.“

Seit 1971 fahren hier Jachten ein und aus

1896 als Industriehafen feierlich eröffnet, ist das Areal seit 1971 für Sportboote reserviert. Der Vertrag läuft noch über 30 Jahre. „Von Denkmalschutz können wir aber nur träumen.“ In den vergangenen zehn Jahren hat sich drum herum viel verändert. War der Hafen Jahrzehnte nur von einigen Speicherhäusern und dem historischen Hafenamt umgeben, der Blick auf Rhein und Dom fast frei, hat er inmitten von modernen Architekturbauten nun einen ganz anderen Charme.

„Kalli“ gefällt, dass direkt an der Marina der Köln-Triathlon, Beachvolleyball-Turniere oder das Open-Air-Kino stattfinden und der Hafen somit an Attraktivität gewonnen hat. „Es ist doch klasse, wenn hier was passiert.“ Ungern denkt er an die Bauarbeiten zurück, die über Jahre einen fürchterlichen Lärm gemacht hatten. „Wir habenviele Gäste verloren.“ Von 180 Anliegern seien am Ende der Bauprojekte 2012 nur 52 geblieben.

Wer mit „Kalli“ den 320 Meter langen Steg entlang geht, erfährt viel über den Jachthafen, der selbst vielen Kölnern gar nicht so bekannt ist. Im Rahmen von „Expedition Colonia“ haben sie nun die einmalige Chance, ihn kennenzulernen.

Der Untergang der "Samara" war ein das Schlimmste

Während er an einem der zwei übrig gebliebenen Kräne vorbei geht, erzählt er vom Untergang der „Samara“, einem der schönsten Schiffe, die das Hafenbecken jemals gesehen hat. „Der Besitzer hat sie nicht gut genug gepflegt.“ Im Rumpf des Holzschiffes hatten sich Bakterien eingenistet. Das Boot wurde immer undichter, da halfen irgendwann auch keine Pumpen mehr.

„Eines Nachts lief das Wasser voll rein, der Strom fiel aus und in 20 Minuten lag das Schiff auf Grund.“ Feuerwehr, Polizei, das Amt für Umweltschutz und „Kalli“ mit seinem Team waren da und haben kräftig gepumpt, bis ein Frachtschiff die Samara in den Mülheimer Hafen schleppen konnte, wo sie bis heute liegt.

Ein paar Meter weiter, wo sich der Vorhafen für Fahrschulen befindet, berichtet “Kalli“ von kleinen Bootsunfällen und Wasserspringern, die wohl zu tief ins Kölsch-Glas schauten. Schützen müsse man den Hafen auch. „Ich hätte am liebsten gar keinen Zaun, aber der NATO-Draht muss leider sein“, sagt er.

Begegnung von Unterweltgröße und Hausbesetzern

Denn hin und wieder brechen Leute ein. In den letzten 30 Jahren wurden drei Boote geklaut. „Die machen eine Plane drüber, verladen die woanders auf den Lkw und dann ab ans Mittelmeer“, sagt der Hafenchef. Auch an die Zeiten von “Schäfers Nas“, der berühmt-berüchtigten Kölner Unterweltgröße, erinnert er sich. Der war Stammgast auf der „Colorado“. Zur selben Zeit wohnten in der Galerie am Jachthafen Hausbesetzer. „Die sind öfters mit einem Ruderboot den Hafen auf- und abgefahren und hatten eine Fahne, auf der stand: 'Wir begrüßen die Bourgoisie'“, erzählt „Kalli“.

Er selbst hat kein Boot. 15 Jahre als Matrose auf Containerschiffen und Tankern in der ganzen Welt und einige Jahre als Kapitän auf dem Rhein reichen ihm. Jetzt hütet er schon seit 35 Jahren den Jachthafen und taucht ab und zu ab ins Wasser. Zündorf ist ein leidenschaftlicher Taucher.

Neun Anlieger haben hier im Hafen ihren festen Wohnsitz. „Die heizen mit Pellets“, weiß er und sagt: „Bootsfahrer leben schon in einer eigenen Welt.“

Die Einladung zum Schnaps lehnt "Kalli" ab

Immer wieder werden er und seine Kollegen von Gästen auch auf deren Boote gebeten. Er heuchle dann immer Neugier vor und schaue pflichtbewusst mal kurz auf dem ein oder anderen Deck vorbei. „Aber zum Schnaps lasse ich mich nicht einladen“, betont er.

Bleibt die Frage, wie viel ein Parkplatz im Kölner Jachthafen, in dem es die einzig übrige Bootstankstelle Nordrhein-Westfalens gibt, kostet. 220 Euro pro Meter im Jahr müsse man berappeln, sagt „Kalli“ und stellt fest: „Das ist geschenkt, wenn ich da an Mallorca oder Saint Tropez denke.“ Für Mai ist die Eröffnung eines Restaurants mit Dachterrasse geplant. Vielleicht kommt dann noch ein bisschen südliches Flair auf.

Der Rundgang dauert rund 2,5 Stunden. Preis: 12,50 Euro, Termine: 7. und 14. April jeweils um 17 Uhr, Treffpunkt: Steg Köln-Marina, Vorverkauf: siehe Infos unten.

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