Schokoladenmuseum Köln Menagerie zum Anbeißen

KÖLN · Schon bevor sie das Gebäude betreten haben, wissen Besucher, was derzeit im Schokoladenmuseum los ist. Auf der Mauer zum Hafen hin hockt ein 2,80 Meter großer "Goldhase". Der Riesenmümmler mit der roten Schleife ist Botschafter der großen Sonderschau "Tierisch süß - Im Schokoladenzoo", die seit gestern dort zu sehen ist.

Im Foyer und im Restaurant, in der Afrika- und in der Amerika-Abteilung, in der Produktion und im Raum mit den historischen Schokoladenautomaten, auf allen drei Ebenen des Hauses, tummeln sich Katze, Kolibri & Co. Knallgrüne Schilder weisen auf die jeweiligen Stationen hin.

"Die Ausstellung erläutert auf erlebnisreiche, bunte und spannende Weise die Geschichte der Schokoladenwerbung mit Tieren über 130 Jahre hinweg", sagt Maria Mrachacz, Direktorin des Schokoladenmuseums. Die meisten der 275 Exponate von 89 Firmen stammen aus eigenen Beständen, aber auch Sven Stabroth aus Kiew, der in 25 Jahren über 15 000 Tafelverpackungen mit Tiermotiven gesammelt hat, trägt zur Farbigkeit der Schau bei.

Die Menagerie zum Anbeißen beleuchtet nicht nur den Werbeaspekt: Auch zoologische Fakten und kulturhistorische Entwicklungen werden beleuchtet. Hierzu tragen der Kölner Zoo und das Museum Koenig in Bonn bei. Gemeinsam mit Kuratorin Andrea Durry wurde vor zweieinhalb Jahren mit der Konzeption begonnen.

Die lange Vorlaufzeit hat sich gelohnt. Niedliche Haustiere, ihre exotischen Artgenossen und lustige Comicfiguren tummeln sich auf Verpackungen von Schokolade, Pralinenschachteln und Tüten, die Schokoriegel enthalten. "Mitzi Blu", die braunweiße Kuh, lässt aus dem Euter Milch in einen Eimer laufen, von den "ChocStars"-Täfelchen feixen Hunde, die wie Karl Lagerfeld, Michael Jackson oder dem Rapper Snoop Dog gestylt sind.

Die Firma Hachez setzt mit den Bremer Stadtmusikanten, dem gestiefelten Kater und dem Froschkönig auf märchenhafte Tiermotive. Langbeinige Giraffen werben ebenso für den deutschen Hersteller Droste wie für die slowakische Marke Figaro, Côte d'Or wählte den Elefanten als mächtigen Werbeträger und beim Knusperriegel "Lion" gibt der Name die verkaufsfördernde Raubkatze ganz klar vor.

Während die VEB Thüringen Schokowerke 1990 nicht nur für, sondern auch mit "Naschkatzen" produzierten, setzte Lindt Ende des 19. Jahrhunderts lieber aufs "Bärli" - und welch anderes Tier als ein massiger Eisbär hätte in den 1960ern für "Eisschokolade" werben dürfen? Von Lohmanns Pralinenbox blinzelt in den 1930er/40er Jahren ein treuherziges Rehkitz, Katzenzungen von Waldbaur bewerben dagegen Kater und Kätzchen in drolligen Biedermeierkostümen.

Auch Fische, Frösche und sogar ein Faultier kommen hier zum Einsatz, und natürlich dürfen weder die lila Milka-Kuh noch die kleineren Geschwister des Goldhasen von Lindt fehlen. Papageien und Panther, Krokodile und Kamele, Berry, der Kaba-Bär und der Bugs Bunny auf der Nesquik-Dose sind nicht nur schön anzusehen und wecken Kindheitserinnerungen, sondern spiegeln auch auf faszinierende Weise wechselnde Moden und Trends über die Jahrzehnte hinweg. Unbedingt sehenswert!

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