Von Alfter bis Wachtberg Mehr Touristen besuchen den Rhein-Sieg-Kreis

Rhein-Sieg-Kreis · Mehr Gäste, mehr Übernachtungen - das ist das Fazit einer Statistik des Landes NRW. Gut 302.000 Menschen haben zuletzt den Rhein-Sieg-Kreis besucht. Eine kleine Überraschung ist, welche Gemeinde den stärksten Zuwachs verzeichnen konnte.

Die Zahl der Übernachtungen im Rhein-Sieg-Kreis ist gestiegen. Auf diese einfache Formel lassen sich die Zahlen des Landesbetriebs Information und Technik Nordrhein-Westfalen für die ersten sechs Monate herunterbrechen. Demnach zählten die Städte und Gemeinden von Januar bis Juni 635.040 Übernachtungen, ein Plus von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Durchschnittlich blieben die Touristen 2,1 Tage. Der Kreis verzeichnete auch mehr Gäste. Mit 302.642 Touristen stieg die Zahl um 2,2 Prozent.

„Der kontinuierliche Ausbau unserer Aktivangebote macht sich bemerkbar. Damit befindet sich der Rhein-Sieg-Kreis im Trend des beliebten Aktivtourismus“, so Landrat Sebastian Schuster. „Durch die abwechslungsreiche und schöne Landschaft bietet der Rhein-Sieg-Kreis viel für die Naturtouristen. Der konstante Zuspruch der Besucher zeigt, dass wir mit dem Ausbau der touristischen Infrastruktur richtig liegen. Ein weiteres attraktives Angebot ist mit Einführung des E-Bike-Verleihsystems an den Start gegangen“, sagt Hermann Tengler, Wirtschaftsförderer des Rhein-Sieg-Kreises.

Jede fünfte Übernachtung in Königswinter

Rund jede fünfte Übernachtung im Kreis, und damit anteilig die meisten, verzeichnet Königswinter (122.835), ein Anstieg von 10,7 Prozent. Die Zahl der Gäste stieg um zwölf Prozent auf 68.814. „Wir sind außerordentlich zufrieden und erwarten ein sehr gutes Jahr 2019“, sagt Oliver Bremm, Geschäftsführer der Tourismus Siebengebirge GmbH. Vor rund zwei Jahren eröffnete das Jufa-Hotel nach Umbau, im Maritim und im Grandhotel auf dem Petersberg fanden Sanierungsarbeiten statt. „Die gute Arbeit und die Investitionen tragen Früchte“, sagt Bremm. Gründe für den Anstieg sieht er daneben in Konferenzen und Tagungen, auch in Bonn, sowie in der Tatsache, dass immer mehr Deutsche Urlaub im eigenen Land machen.

Wie im gesamten Rhein-Sieg-Kreis ist auch in Königswinter die Zahl der ausländischen Gäste gestiegen. Der Kreis verzeichnete einen Anstieg um 2,1 Prozent auf 39 852 Touristen. Davon fallen allein 10.415 auf Königswinter (ein Plus von 29,8 Prozent). „Wir haben noch nie so viele englischsprachige Produkte ausgegeben wie zuletzt“, sagt Bremm. Flyer und Broschüren hätten nachproduziert werden müssen.

Bad Honnef hat zweitmeiste Touristen im Kreis

„Es sind mehr Fremde in der Stadt“, stellte jüngst auch Georg Zumsande, Chef des Honnefer Gewerbevereins Centrum e.V. fest – ein Eindruck, der sich durch die Zahlen bestätigen lässt. Mit 36 236 Touristen verzeichnet Bad Honnef die zweitmeisten im Kreis. Zwar ist die Zahl der Gäste um drei Prozent zurückgegangen. Zugleich bleiben die Besucher länger: Es gab 75.603 Übernachtungen, das ist ein Plus von sechs Prozent.

Ursächlich sein dürfte unter anderem die erfolgreiche Neuverpachtung des ehemaligen Hotels Avendi als Maxx by Steigenberger – eine Weichenstellung durch die Eigentümer, deren Bedeutung auch laut Bürgermeister Otto Neuhoff nicht hoch genug einzuschätzen ist. Ein starker Marketingverbund in einer weltweit anerkannten Hotelmarke trage dazu bei, Honnef auch international bekannter zu machen.

Die Zahl der Gäste aus dem Ausland – so aus Großbritannien und dem asiatischen Raum – stieg sogar um rund ein Fünftel. Davon profitierten alle Beherbergungsbetriebe, so Neuhoff. Dasselbe gelte für die Neubelebung des ehemaligen Commundo durch die Fortbildungsakademie der Finanzverwaltung NRW, die zusätzliche Übernachtungskapazitäten brauche, oder die anstehende Reaktivierung des KSI. „Das ist eine Entwicklung in die richtige Richtung“, sagt Neuhoff.

Much verzeichnet stärksten Zuwachs

Besonders auffällig sind die Zahlen aus Much: Mit einem Plus von 47,8 Prozent bei den Gesamtgästen und von 54 Prozent bei den ausländischen Gästen verzeichnet keine andere Stadt und Gemeinde einen solchen Anstieg. Für Helga Trimborn, Vorsitzende des Touristikvereins Bergischer Rhein-Sieg-Kreis, hängt der Anstieg mit dem Eigentümerwechsel des ehemaligen Hotels Lindner zum Trans World Hotel Kranichhöhe vor rund eineinhalb Jahren zusammen.

„Das Hotel scheint nun in der Region angekommen“, sagt sie, merkt jedoch die Erhebungsmethode des Landesbetriebs an. In die Statistik fließen nur Beherbergungsbetriebe ab zehn Betten ein. „Da fällt viel unter den Tisch. Wir haben hier in der Region viele Ferienwohnungen und kleinere Häuser“, sagt Trimborn mit Blick auf ihr Gebiet, welches Lohmar, Much, Neunkirchen-Seelscheid und Ruppichteroth umfasst. Diese seien ebenfalls gut besucht. „Insgesamt ist die Entwicklung in unserer Region positiv.“

In die Kreisstadt Siegburg sind im ersten Halbjahr 35 743 Gäste gekommen (plus 5,1 Prozent), die 69 477 Mal übernachtet haben (plus 3,4 Prozent). Einen Rückgang in allen Werten muss Niederkassel hinnehmen. Die Zahl der Touristen sank um 3,6 Prozent auf 8885, die Zahl der Übernachtungen um 6,5 Prozent auf 15 141.

Vorgebirge punktet mit Natur und Tagungstourismus

Ob Apfelroute, Wasserburgenroute, Römerkanalwanderweg oder Feuerroute – die Natur sei im Vorgebirge Anziehungspunkt für Touristen, ist sich der Geschäftsführer der Tourismus & Congress GmbH, Udo Schäfer, sicher. Darüber hinaus beherbergten Alfter, Bornheim, Rheinbach, Meckenheim und Swisttal oft Besucher auf Geschäftsreisen oder auf Tagungen. Auch Kulturveranstaltungen wie die Rheinbach Classics lockten Touristen an, sagt Schäfer.

Insgesamt wurden zwischen Januar und Juni 2119 Betten im Vorgebirge angeboten. Die meisten Beherbergungsbetriebe ab zehn Betten hat Bornheim (14), die wenigsten Meckenheim (4). In Alfter, Meckenheim und Rheinbach waren davon stets knapp die Hälfte belegt, in Bornheim ein Drittel, in Swisttal rund 16 Prozent. „Die Auslastung ist recht konstant auf diesem Niveau“, sagt Eva Konrath, Geschäftsführerin der Rhein-Voreifel Touristik (RVT). Die geringe Auslastung in Swisttal erkläre sich dadurch, dass die Statistik auch rund 800 Betten der Bundespolizei berücksichtigt, die aber nicht öffentlich vermietet werden.

Im Gegensatz zum Rhein-Sieg-Kreis verzeichnen Alfter (6236), Bornheim (12.003) und Rheinbach (13.894) zwischen vier und 14 Prozent weniger Gäste als im Vorjahreszeitraum. Ähnlich sieht es bei den Übernachtungen aus, die um vier bis sieben Prozent zurückgingen (Alfter 15.014, Bornheim 31.185, Rheinbach 23.420). Laut Konrath kein Grund zur Sorge: „Ich denke, dass sich dieser Rückgang bis Ende des Jahres wieder herausmittelt, so dass wir auch 2019 ungefähr bei den Zahlen 2018 herauskommen.“ Swisttal konnte sich über Zuwächse bei Gästen (7593, plus 12 Prozent) und Übernachtungen (27.517, plus 11,3 Prozent) freuen. Meckenheim hatte zwar mehr Gäste (7582, plus 6,6 Prozent), aber weniger Übernachtungen (14.410, minus 1,6 Prozent).

Gäste aus dem Ausland übernachteten deutlich öfter in Alfter als im Vorjahreszeitraum (plus 74,9 Prozent). Ein Grund dafür sei die Alanus Hochschule, in deren Gäste- und Tagungshaus häufig Vertreter ausländischer Hochschulen übernachteten, erklärt Konrath. Ein weiteres Plus nicht nur für Alfter: „Wir bei der RVT sehen in der Nähe zu Bonn eine tolle Ergänzung des Angebotes durch die Museumsmeile und mehr. Es erleichtert auch die Anreise der Gäste durch den Hauptbahnhof und den Flughafen.“ Bei großen Tagungen wie der UN-Klimakonferenz 2017 in Bonn profitierten die Hotels in umliegenden Kommunen.

Das sieht auch Schäfer so: „Die Nähe zu Bonn ist förderlich und dies im touristischen wie auch im Geschäftsreisetourismus sowie bei Tagungen und Kongressen.“

Wachtberg verzeichnet Minus

Mit 5943 Gästen, davon 367 aus dem Ausland, verzeichnet die Gemeinde Wachtberg zwar ein Minus von 10,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das sorgt trotzdem nicht für Sorgenfalten im Rathaus. „Das Defizit der ersten sechs Monate wird erfahrungsgemäß ausgeglichen“, teilt die Pressestelle auf Anfrage mit.

Man müsse festhalten, dass die Gemeinde mit rund 25 Betrieben die mit Abstand höchste Zahl an Ferienwohnungen im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis aufweise. Problem aber: Die Übernachtungszahlen von Ferienwohnungen werden nicht in der Statistik erfasst, erst Betriebe ab zehn Betten werden aufgenommen. „Grundsätzlich sind die Zahlen für uns in den letzten Jahren durchweg konstant auf einem guten Niveau geblieben“, heißt es im Rathaus.

Bei den insgesamt 11.728 Übernachtungen, davon 791 ausländischer Gäste, gibt es ebenfalls einen – leichten – Rückgang um 3,8 Prozent. Beim Gros der Besucher handele es sich weiterhin um Geschäftsreisende und Tagungsgäste, so die Pressestelle: Aber auch die schöne Natur sowie das wachsende touristische Angebot seien Gründe, in Wachtberg abzusteigen.

Den Verein Rhein-Voreifel Touristik unterstützt Wachtberg seit 2019 jährlich mit 16.000 Euro. Zudem stelle man den Geschäftssitz des Vereins im Köllenhof in Ließem, so die Mitarbeiter im Rathaus.

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