Flughafen Köln/Bonn stundenlang lahmgelegt Landung nach Terror-Verdacht: Verdächtige müssen nicht zahlen

Köln · Nach der ungeplanten Zwischenlandung eines Flugzeugs wegen angeblicher Terror-Gespräche müssen die drei zunächst verdächtigten Passagiere voraussichtlich nicht für die Kosten aufkommen.

 Der Flugbetrieb am Flughafen Köln/Bonn war am Samstag stundenlang eingestellt.

Der Flugbetrieb am Flughafen Köln/Bonn war am Samstag stundenlang eingestellt.

Foto: dpa (Archivbild)

Da kein Straftatbestand vorliegt, könnten sie wohl nicht zur Zahlung des Großeinsatzes herangezogen werden, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Köln. Die durch Verspätungen und Ausfälle entstandenen Kosten tragen die Fluglinie und der Flughafen Köln/Bonn, wie ein Flughafen-Sprecher sagte.

Am Samstagabend war eine Passagiermaschine der Fluggesellschaft Easyjet in Köln/Bonn unplanmäßig gelandet, weil die drei Briten an Bord über terroristische Themen gesprochen haben sollten. Die Polizei hatte den Flieger durchsucht und einen verdächtigen Rucksack gesprengt, aber nirgendwo Sprengstoff entdeckt. Am Flughafen Köln/Bonn ruhte der Betrieb mehr als drei Stunden lang. Später teilte die Polizei mit, dass keine reale Gefahrenlage bestanden habe.

Eine Maschine der Billigairline Easyjet war am Samstag gegen 18 Uhr auf dem Weg vom slowenischen Ljubljana nach London, als mehrere Passagiere eine Unterhaltung zwischen drei anderen Reisenden mitbekamen, die ihnen Angst machte: Im Gespräch der drei Männer soll das Wort "Bombe" oder "Sprengstoff" gefallen sein. Später teilte die Bundespolizei mit, dass sich die 31, 38 und 48 Jahre alten Briten nach Zeugenaussage über "terroristische Inhalte" unterhalten hätten. Aus Sorge informierte ein Passagier das Bordpersonal über das Gespräch, das wiederum schaltete sofort den Kapitän ein.

Pilot entscheidet sich für Notlandung

Nachdem dort die Verantwortlichen vom Piloten informiert wurden, startete die Sicherheitsmaschinerie: Rettungskräfte, Feuerwehr und Polizei wurden in Stellung gebracht, um die Easyjet-Maschine in Empfang zu nehmen. Gegen 18.30 Uhr setzte der Airbus A319 am Flughafen Köln/Bonn schließlich auf. Er wurde in ein gesichertes Areal auf dem Flughafengeländet geleitet.

Die 151 Passagiere mussten nun nach der ansonsten problemlosen Landung die Maschine über die Notrutschen verlassen. Dabei wurden mehrere Menschen leicht verletzt. Eine Frau musste in eine Klinik gebracht werden. Busse transportierten die Fluggäste nach der Evakuierung zu einem Transitgate. Dort wurden sie zunächst mit Getränken und Snack versorgt, neun Reisende erhielten eine medizinische Versorgung.

Die drei verdächtigen Personen wurden von der Bundespolizei vorläufig festgenommen und an die Kölner Polizei übergeben. Sie wurden bis in die Nacht verhört. Auch die übrigen Passagiere wurden allesamt vor Ort befragt.

Verdächtiger Rucksack wird gesprengt

Während die Fluggäste befragt wurden, durchsuchten Bundespolizisten mit Spürhunden die notgelandete Maschine. Sie stellen schließlich einen Rucksack im Passagierbereich sicher, der dem 48-jährigen Briten gehörte.

Innerhalb des verdächtigen Gepäckstücks stellte ein Entschärfer der Bundespolizei unter anderem Verkabelungen fest. Zusätzlich berichteten Zeugen, dass sie bei dem Trio ein Buch mit einem aufgedruckten Präzisionsgewehr bemerkt hätten. Der Rucksack wurde von dem Entschärfer schließlich vorsorglich kontrolliert gesprengt. Es folgten weitere Durchsuchungen des Fliegers.

Am Flughafen Köln/Bonn geht stundenlang nichts mehr

Durch die Beeinträchtigung des Flugbetriebes am Samstagabend seien insgesamt 17 ankommende Flüge zu anderen Flughäfen umgeleitet worden, teilte ein Sprecher des Flughafens mit. 20 Abflüge waren teils erheblich verspätet, zwei Flüge seien gestrichen worden, so ein Airport-Sprecher. Von den Umleitungen waren etwa 3000 Passagiere betroffen.

Am Sonntag kam dann die Entwarnung: In dem verdächtigen Rucksack wurden keine Sprengmittel gefunden. Beim Inhalt des Rucksacks handelte es sich laut Polizei um diverse Ladekabel mit Steckdosen-Adaptern. Die Polizei habe die ganze Maschine samt Gepäckraum mit Spürhunden intensiv durchsucht, ohne jedoch irgendwelche Sprengmittel festzustellen, heißt es am Sonntag. Das Flugzeug sei gegen 4 Uhr wieder freigegegen worden, so die Polizei. Sie gehe nicht davon aus, dass eine reale Gefahrenlage bestanden habe.

Briten wieder auf freiem Fuß

Die drei Briten, die den Alarm ausgelöst hatten, waren am Sonntagnachmittag von der Staatsanwaltschaft Köln wieder in die Freiheit entlassen worden. Gegen die Männer hatte die Polizei Köln wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt. Die Vernehmungen der Tatverdächtigen sowie die vorläufige Auswertung von deren Handydaten habe zu keinen verdachtserhärtenden Momenten geführt, so die Polizei.

Die Männer sind Mitarbeiter eines Londoner Unternehmens und waren nach einer Dienstreise in Slowenien auf dem Rückweg nach London. Demnach gebe es keine erkennbaren Bezüge zum Islamismus. Auch sonst seien die Männer nicht polizeibekannt. Alle drei seien erkennungsdienstlich behandelt und ihr Gepäck sichergestellt worden.

(Mit Material von dpa)

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