Fall in Lindlar Kölner Mordprozess um Leiche im Wald hat begonnen

Köln · Im April 2016 entdeckte ein Journalist in einem Wald im oberbergischen Lindlar eine Leiche. Nun befasst sich ein Gericht mit dem Fall, der viele Rätsel aufgab. Zur Wahrheitsfindung greift es auf Briefe des ansonsten schweigenden Angeklagten zurück.

 Der 48-jährige Angeklagte beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Der 48-jährige Angeklagte beim Prozessauftakt im Kölner Landgericht.

Foto: dpa

Nach komplizierten Ermittlungen um eine im Wald gefundene Leiche hat in Köln der Mordprozess zu dem Fall begonnen. Angeklagt ist ein 48-Jähriger. Die Staatsanwaltschaft warf ihm am Montag vor dem Kölner Landgericht vor, das damals 30 Jahre alte Opfer mit mehreren Messerstichen heimtückisch getötet zu haben.

Die beiden Männer sollen im Januar 2016 gemeinsam in einem Auto im Großraum Bonn unterwegs gewesen sein. Während der Fahrt habe sich der Angeklagte mit dem anderen Mann auf einen Fahrerwechsel geeinigt. Als beide Männer ausgestiegen waren, habe er dann unvermittelt - und wie von vornherein geplant - mit einem Messer auf das Opfer eingestochen. Zusammen mit einem Bekannten habe er die Leiche einen Tag später in einen Wald im oberbergischen Lindlar geschafft.

Der Angeklagte schwieg beim Prozessauftakt zu diesen Vorwürfen. Das Gericht verlas allerdings einige Briefe, die er im Laufe des Verfahrens bereits an die Staatsanwaltschaft und auch seine Lebensgefährtin abgeschickt hatte. „Da kann man - wenn man will - etwas reininterpretieren“, sagte der Vorsitzende Richter.

An einer Stelle etwa schrieb der 48-Jährige von einem „Angriff“ des späteren Opfers auf ihn mit einem Elektroschocker am Tag vor der Fahrt. Auch habe er mit seinem Bewährungshelfer über Probleme mit dem Mann gesprochen. Mit der Polizei habe er ebenfalls darüber gesprochen und sprechen wollen. Leider sei ihm der andere „mit der Eskalation seiner Handlungen“ zuvorgekommen und habe ihn ausgeraubt.

Die Leiche des Mannes wurde im April 2016 im Wald gefunden - von einem Journalisten, bei dem sich ein Tippgeber gemeldet hatte. Um die Identität des Opfer klären zu können, veröffentlichte die Polizei damals Bilder von einer Tätowierung des Toten.

Der Angeklagte, der einst Informatik studiert und sich selbstständig gemacht hatte, ist bereits einmal verurteilt worden. Das Landgericht Aachen verhängte 2011 fünfeinhalb Jahre Freiheitsstrafe wegen bewaffneten Drogenhandels. Nun ist er neben Mord auch wegen versuchter Anstiftung zum Mord angeklagt. Nach der Tat soll er seinen Bekannten aufgefordert haben, einen Zeugen mit einer Überdosis Heroin aus dem Weg zu räumen. Das machte dieser laut Anklage aber nicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort