Feuerwehrübung in Köln Horrorszenario nur simuliert

Flughafen Köln/Bonn · Die Flughafenfeuerwehr hat am Flughafen Köln/Bonn mit externen Hilfskräften die Zusammenarbeit bei einer gemeinsamen Notfallübung geprobt.

10:10 Uhr am Samstagmorgen: Weißer Qualm dringt aus einem Seitentor einer Frachthalle am Flughafen, eine Stichflamme schießt empor, wenige Augenblicke später ist eine Explosion zu hören, ein rot-gelber Feuerball steht für Sekunden über dem Dach des Gebäudes und löst sich kurz danach in schwarzen Rauch auf. Es herrscht für einen Moment Stille. Doch dann werden Hilferufe laut, vereinzelt stolpern Menschen aus dem Inneren der Halle, irren unter Schock planlos umher, an einem Fenster im Obergeschoss versucht ein kleine Gruppe, auf sich aufmerksam zu machen.

Große Feuerwehrübung am Flughafen Köln Bonn
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Große Feuerwehrübung am Flughafen Köln Bonn

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Zum Glück handelte es sich bei diesem Horrorszenario nicht um eine echte Katastrophe, sondern um eine Notfallübung, an der die Werkfeuerwehr des Airports, die Berufsfeuerwehr der Stadt Köln, die Fliegerhorstfeuerwehr der Bundeswehr sowie Rettungsdienste und die Landespolizei teilnahmen. Die Situation: In einer Frachthalle im öffentlichen Bereich des Flughafens ereignet sich beim Frachtumschlag mit Gefahrgut eine Explosion mit Folgebrand.

35 Menschen befinden sich im Gebäude, werden unterschiedlich schwer verletzt oder getötet. Die Werksfeuerwehr des Flughafens entscheidet wegen des hohen Schadensausmaßes nach einer ersten Erkundung der Unfallstelle, Hilfe von der Kölner Berufsfeuerwehr anzufordern. Nur wenige Minuten dauert es, da erschallen erste Martinshörner, mit Blaulicht strömen Fahrzeuge der Feuerwehren, der Polizei und der Rettungsdienste zum Ort des Geschehens.

Wehrleute dringen durch die Türen ins Gebäude, andere klettern Leitern hoch und gelangen über die Fenster im Obergeschoss in die Räumlichkeiten, um Menschen zu bergen. Schläuche werden ausgerollt, Tragen aus den Autos geholt, ein Drehleiterwagen platziert. Notärzte versuchen einen Mann wiederzubeleben, zwei Feuerwehrmänner stützen eine junge Frau mit sichtbaren Verletzungen, schleppen sie aus dem Gefahrenbereich.

Gleichzeitig versuchen mehrere Polizeibeamte, Menschen davon abzuhalten, in das Gebäude zu laufen und Neugierige daran zu hindern, Fotos zu machen oder einfach nur durch ihre Anwesenheit die Arbeit der Hilfskräfte zu stören. Denn auch das gehörte zur Übung. Neben den 35 Statisten, die Opfer mimten und mit einer Karte ausgestattet waren, welche Verletzungen sie davon getragen haben, waren noch einmal so viele Statisten eingesetzt, die verzweifelte Angehörige, Schaulustige oder Sensationsreporter spielten.

Damit wollten die Organisatoren möglichst realitätsnahe Bedingungen schaffen und den Stressfaktor der Einsatzkräfte testen, wie Michael Wehle von der Flughafenfeuerwehr berichtete. Den Part des rücksichtslosen Sensationsgierigen hatte unter anderem Dirk Hartenstein übernommen. „Einen Platzverweis habe ich schon erhalten, als nächstes hat man mir die Festnahme angedroht, weil ich Fotos machen wollte“, erklärte er.

Alle Hände voll zu tun hatte die Polizei auch mit Daniela Radehorst alias Melanie. Sie sollte versuchen, in die Halle einzudringen, weil sie dort ihren Bruder Timo vermutete. Immer wieder tauchte sie an verschiedenen Stellen auf, schrie sich die Seele aus dem Leib, widersetzte sich den Beamten und war kaum zu bändigen.

Einen Nervenzusammenbruch erlitt Konstanze Borchert. Sie war in die Rolle eines Angehörigen geschlüpft. „Ich habe tatsächlich geweint, die Atmosphäre war absolut realistisch“, berichtete sie und fügte mit einem Schmunzeln hinzu: „Der Feuerwehrmann, der mich abgefangen hat, musste fast mit weinen.“ Insgesamt 250 Personen waren in die Übung eingebunden. „Durch das Notfalltraining soll die Kooperation interner und externer Einsatzkräfte geprobt werden.

Mit dem Krisenstab des Flughafens wird sichergestellt, dass das Notfallmanagement funktioniert“, fasste Lars Drewes, Leiter der Flughafenfeuerwehr, die Ziele der Übung zusammen. Nach seinen Worten sind Verkehrsflughäfen verpflichtet, alle zwei Jahre eine Notfallübung durchzuführen. Das schreibe die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) vor.

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