Elf Fälle in 2018 Gewalt gegen Rettungskräfte in der Region nimmt zu

Rhein-Sieg-Kreis · In elf Fällen wurden Mitarbeiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis in 2018 attackiert. In Heimerzheim war an Rosenmontag ein Sanitäter schwer verletzt worden, die Ermittlungen sind mittlerweile eingestellt worden.

Auch im Rhein-Sieg-Kreis müssen sich Rettungskräfte zunehmend mit Kritik, Ablehnung oder gar Gewalt auseinandersetzen. Das teilte die Siegburger Kreisverwaltung in einer Pressemitteilung mit. Die Spannbreite dabei sei immens: angefangen von Verkehrsteilnehmern, die sich durch Rettungswagen im Einsatz an ihrer zügigen Weiterfahrt behindert fühlten und diesen Ärger verbal zum Ausdruck brächten, bis hin zu massiven körperlichen Angriffen auf das Rettungsdienstpersonal. Auslöser hierfür seien nicht selten, dass die Angreifer unter dem Einfluss von Alkohol oder Drogen stünden, hieß es vom Kreis weiter.

„Die Arbeit der Einsatzkräfte bildet einen wesentlichen Bestandteil der Daseinsvorsorge“, sagte Landrat Sebastian Schuster. Fehlender Respekt beschädige daher das gesamte Hilfesystem. „Der gesellschaftliche Leitgedanke, in Not befindlichen Menschen schnelle Hilfe zukommen zu lassen, muss im Bewusstsein der Bevölkerung deutlich spürbar sein“, ergänzte der Leiter des Amtes für Bevölkerungsschutz beim Rhein-Sieg-Kreis, Rainer Dahm.

„Das Rettungspersonal nimmt die Sonderrechte nicht für sich in Anspruch, sondern für Menschen in konkreter gesundheitlicher Not“, so Dahm. Nach Angaben der Kreisverwaltung gab es im Jahr 2018 zwischen Alfter und Windeck elf gemeldete Fälle, in denen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter des Rettungsdienstes teils erheblich verletzt worden seien. Im Jahr 2017 seien es noch drei Fälle gewesen.

Sanitäter in Heimerzheim angegriffen

Für Schlagzeilen hatte ein Vorfall am Rosenmontag des vergangenen Jahres in Heimerzheim gesorgt. Damals war ein 23 Jahre alter Sanitär bei einem Angriff schwer verletzt worden. Er war gegen 22.30 Uhr zu einem Einsatz auf die After-Zoch-Party in der Georg-von-Boeselager-Schule gerufen worden. Auf dem Weg mit dem Patienten zum Rettungswagen wurde er plötzlich von mehreren Unbekannten angegriffen. Nach Angaben der Polizei versuchten sie, eine brennende Zigarette auf dem Kopf des Helfers zu zerdrücken, anschließend sollen sie ihn geschubst und geschlagen haben.

Als der 23-Jährige auf den Boden stürzte, traten die Täter, die mit dem Rettungseinsatz nichts zu tun hatten und nicht kostümiert waren, auf ihn ein. Der Sanitäter wurde schwer verletzt ins Krankenhaus eingeliefert, die Täter machten sich aus dem Staub. Wie Sebastian Buß, Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, jetzt auf GA-Anfrage sagte, sei das Verfahren mittlerweile eingestellt worden. Es hätten keine Täter ermittelt werden können.

Kreisweite Blaulichtallianz

„Wir lassen die im Kreisgebiet tätigen Einsatzkräfte mit diesem Problem nicht allein, sondern bieten den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gezielte Fortbildungen mit Deeskalationstraining an“, erläuterte Christian Diepenseifen, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes im Rhein-Sieg-Kreis. Das Gewaltphänomen begrenze sich aber nicht auf den Rettungsdienst, sondern erstrecke sich auf das Gesamtspektrum aller Einsatzkräfte, hieß es weiter. Als eine Art kreisweite Blaulichtallianz startete daher im vergangenen Jahr die Kampagne „Respekt“.

Dabei werben laut Kreis neben der Kreispolizeibehörde Siegburg, dem Rhein-Sieg-Kreis, den Städten und Gemeinden auch die Feuerwehren und Hilfsorganisationen gemeinschaftlich für einen respektvollen Umgang gegenüber Einsatzkräften. Für Schuster ist das Thema nach eigenem Bekunden eine Herzensangelegenheit: „Mir ist das friedvolle Miteinander ein sehr großes Anliegen. Respektloses Verhalten ist für viele heutzutage kein Fremdwort.“

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