Naturschutz in der Region Freie Bahn für Forellen in Weilerswist

Weilerswist · Der 130.000 Euro teure Umbau des Wehrs Steinrausche bei Weilerswist ist abgeschlossen. Betonhindernisse für die Fische sind beseitigt worden. Retentionsfläche als Hochwasserschutz geschaffen.

 Stephan Post zeigt, wo als Ausgleich für Straßenbau ein Retentionsraum als Hochwasserschutz an der Erft entstanden ist.

Stephan Post zeigt, wo als Ausgleich für Straßenbau ein Retentionsraum als Hochwasserschutz an der Erft entstanden ist.

Foto: Axel Vogel

Für Natur- und Fischschutzexperten, denen der Bestand etwa von Forellen, Barben und Eschen in der Erft am Herzen liegt, dürfte der gestrige Tag ein guter gewesen sein. Bürgermeisterin Anna Katharina Horst und Norbert Engelhardt, Vorstand des Erftverbandes, hatten ans Wehr Steinrausche bei Weilerswist eingeladen, um auf die ökologische Bedeutung einer größeren Umbaumaßnahme hinzuweisen, die der Erftverband jetzt fertiggestellt hat: Rund drei Monaten Arbeit hatte es zuvor bedurft, und einer Investition von immerhin 130 000 Euro durch den Landesbetrieb Straßen.NRW, um das Wehr für Forellen & Co wieder durchgängig zu machen.

Große Straßenbauprojekte sind oft mit großen Eingriffen in die Natur verbunden. Daher ist grundsätzliche derjenige, der die Straße baut, auch zu Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet. So verhielt es sich auch bei der Umgehungsstraße für Weilerswist, die Straßen.NRW bereits vor geraumer Zeit aufwendig gebaut hatte.

Um die Ausgleichsmaßnahmen zu bündeln, sei bereits in den 1990er Jahren ein Konzept erarbeitet worden, erklärt Diplom-Ingenieur Stephan Post, der in der Niederlassung in Euskirchen von Straßen.NRW für die Landschaftspflege zuständig, und dort so etwas wie der Naturschutzfachmann ist.

Dabei sollte das Konzept zwei Zielen folgen: „Die Erft wieder durchgängig für Fische zu machen“, führte Post gestern beim Ortstermin aus. Zudem wollte man zweitens etwas gegen die Mitte der 1960er Jahre durchgeführte Eindeichung des Gewässers tun.

Dem Konzept folgend finanzierte Straßen.NRW dann beispielsweise auch die Aufforstung einer Auenlandschaft an der Swist bei Metternich. Vor allem fand sich auf der Agenda die Beseitigung von zwei Wehren. Eines stand bei Horchheim und beim zweiten handelte es sich um das besagte Wehr Steinrausche bei Weilerswist.

Anfang September begannen dort die Arbeiten. Und zwar unweit jener Stelle, an welcher der Erftverband bereits im Zuge der Ausgleichsmaßnahme Eindeichungen zurückgebaut hatte. Statt dessen entstand ein etwa zwölf Hektar großer Retentionsraum, der bei Hochwasser als kontrolliertes Überschwemmungsgebiet dient.

Im Herbst war nun einen Steinwurf entfernt das dortige Wehr an der Reihe. Schließlich stellte das Bauwerk mit einem fast einen Meter hohen Absturz, deren Stau den Weilerswister Mühlengraben und die Burg Kühlseggen mit Wasser versorgte, ein unüberwindliches Hindernis für Fische und andere Wasserlebewesen, erläuterte der Erftverband seine Maßnahme.

Um diese Barriere zu beseitigen, wurden alle drei Felder der Anlage unter der Brücke nach Klein-Vernich umgebaut. Dazu entfernte der Erftverband die Betonschwelle des rechten Wehrfelds. Stattdessen wurde an der Stelle eine rund 25 Meter lange „raue Rampe“ errichtet, die rund 2,5 Prozent Gefälle aufweist. Darüber hinaus wurde auch noch die Betonschwelle des linken Wehrfelds entfernt. Erhalten blieb der Kolk des mittleren Wehrfelds, um größeren Fischen einen Rückzugsraum in der Erft zu sichern. Die Bilanz der Arbeiten: Rund 315 Tonnen Schotter, Kies und Wasserbausteine wurden verbaut. Viel wichtiger aber ist, dass durch den Umbau der Wehranlage Steinrausche ein für Fische durchgängiges Gewässersystem mit Erft, Swist, Rot- und Veybach sowie dem Kuchenheimer Mühlengraben entstand.

Laut Erftverband sind nun rund 120 Kilometern „nahezu barrierefrei“ für Fische und Kleinlebewesen zu passieren. Im Erfteinzugsbereich, dem Verbandsgebiet von rund 1900 Quadratkilometern, ist der Erftverband für die Unterhaltung der Erft und ihrer Nebenflüsse und den Hochwasserschutz sowie für die Beseitigung von Abwasser, Klärschlamm und den Betrieb von Kanalnetzen zuständig.

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