Konstantin von Eckardt Erinnerung an „Maler von Nippes“

Köln · Viele Jahre lebte Konstantin von Eckardt als obdachloser Zeichner in Köln-Nippes. Sein Vater hatte einst enge Beziehungen zu Konrad Adenauer. Am Sonntag wird an den „Maler von Nippes“ erinnert.

 Konstantin von Eckardt war als „Maler von Nippes“ in dem Kölner Stadtteil bekannt.

Konstantin von Eckardt war als „Maler von Nippes“ in dem Kölner Stadtteil bekannt.

Foto: Anneliese Fikentscher/arbeiterfotografie.com

Nippes, nördlich der Kölner City gelegen. Ein Veedel zwischen Kultur und Konsum, Kölsch und Kappes, Kunst und Karneval. Kurzum: ein Flecken Kölns, in dem das Leben pulsiert. Und jahrzehntelang gehörte auch Konstantin von Eckardt dazu.

Allerdings werden die meisten Nippeser ihn nicht unter seinem Namen gekannt haben. Von Eckardt war der „Maler von Nippes“, ein kauziger Obdachloser, der mehr als 20 Jahre neben der Kirche Sankt Marien am Baudriplatz lebte – zunächst in einem Zelt, dann in einer von Unterstützern gespendeten Blockhütte beziehungsweise einem Gartenhäuschen – wobei er wohl zunächst von dort vertrieben werden sollte.

Porträts und Architektur

 Dea Bohde präsentiert ein Foto der Hütte des „Malers von Nippes“, das der Kölner Fotograf Boris Becker vor einigen Jahren aufgenommen hat.

Dea Bohde präsentiert ein Foto der Hütte des „Malers von Nippes“, das der Kölner Fotograf Boris Becker vor einigen Jahren aufgenommen hat.

Foto: Helmut Hergarten

Als Maler wurde er bezeichnet, weil er stets zeichnete – Porträts und Architektur. „Er zeichnete mit feinem Strich“, sagt Dea Bohde. Die Künstlerin hat ein Atelier an der Florastraße, nur wenige Hundert Meter von der Kirche entfernt, an deren Mauern von Eckardt in besagter Blockhütte lebte. Zunächst habe er sich gegen die feste Behausung auf dem Gelände der katholischen Pfarrgemeinde gewehrt, berichtet Bohde. „Jeder in Nippes kannte ihn“, ergänzt die Künstlerin. Da bilde auch sie keine Ausnahme.

Sie habe ihn aber nie angesprochen, führt sie aus. Er habe manchmal etwas Rüdes an sich haben können, womit sie nur schwer habe umgehen können, erläutert sie. Dennoch war und ist Bohde vom „Maler von Nippes“ fasziniert. Das merkt jeder, der sich mit ihr über von Eckardt unterhält.

Im Jahr 2016 war der „Maler von Nippes“ im Alter von 81 Jahren gestorben. Der tote Körper wurde in der Blockhütte gefunden – laut Bohde von einer Buchhändlerin, in deren Geschäft er sich oft aufgehalten hatte.

Kunst-Festival nach dem Tod

Einige Wochen später richtete Bohde zusammen mit dem Bonner Kunsthistoriker Michael Stockhausen und den damaligen Studentinnen Seda Pesen, Luisa Schlotterbeck und Tarika Leela Johar das Kunst-Festival „Ins Offene“ als Hommage an den „Maler von Nippes“ aus. Dazu gehörten eine Ausstellung, Lesungen, Vorträge, Darbietungen und Musik.

An diesem Sonntag, 2. Februar, gibt es nun eine kleine Fortsetzung. In ihrem Atelier sowie in dessen Fenster zur Straße, das Bohde ihr „BOHDE-Fenster“ nennt, werden drei Filme gezeigt, die von Eckardt, seinem Leben, dem Veedel und dem Kunst-Festival „Ins Offene“ handeln. Jeder ist eingeladen, die Filme anzuschauen, sich über von Eckardt zu informieren, an ihn zu erinnern und mit anderen Besuchern ins Gespräch zu kommen.

Der Sonntag ist nicht zufällig als Veranstaltungstag ausgewählt worden. Wie Bohde berichtet, wäre Konstantin von Eckardt am 2. Februar 85 Jahre alt geworden. Seine Lebensdaten seien nach dem Tod bekannt geworden, sagt sie weiter.

Wichtige Figur der Adenauer-Zeit

Und nicht nur das. Es kam heraus, dass er einer der beiden Söhne von Felix von Eckardt (1903-1979) war. Der Journalist, Drehbuchautor und CDU-Politiker war ein enger Vertrauter des ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer. Unter anderem war er Chef des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung sowie Staatssekretär im Bundeskanzleramt.

Später war er Bevollmächtigter der Bundesrepublik in Berlin sowie Bundestagsabgeordneter. Auf ihrer Internetseite bezeichnet ihn die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung als „Auge, Ohr und Sprachrohr“ des Kanzlers.

Mit dem Vater überworfen

Während der NS-Zeit schrieb von Eckardt Drehbücher, als Staatssekretär stellte er sich später schützend vor Waldemar Pabst, der 1919 die beiden KPD-Anführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht hatte erschießen lassen. Von Eckardt hatte in den 1960er Jahren argumentiert, dass Pabst damals aus Staatsräson gehandelt habe. Felix von Eckardt erhielt unter anderem das Bundesverdienstkreuz, in Bremen ist eine Straße nach ihm benannt.

Wie der Sohn dieser nicht unwichtigen Figur der Adenauer-Zeit ein obdachloser Kauz in Köln-Nippes wurde, weiß Bohde nicht genau. Es gebe allerdings das Gerücht, dass er sich irgendwann mit seinem Vater überworfen habe, sagt sie. Vermutlich sei es um das Wirken von Eckardts als Künstler gegangen. „Der Vater war schon eine Nummer für sich“, meint Bohde. Aber ihr geht es um den Sohn.

Mehr über den „Maler von Nippes“ gibt es am Sonntag zu sehen. Im längsten der drei Filme (44 Minuten), die dann gezeigt werden, kommen Menschen aus Nippes zu Wort, die von Eckardt kannten und über ihn anekdotenhaft berichten.

Ja, meint Bohde, der „Maler von Nippes“ sei manchmal rüde gewesen. Aber meistens habe er die Menschen angelächelt.

Zur Erinnerung an Konstantin von Eckardt, den „Maler von Nippes“, hat Dea Bohde ihr Atelier, Florastraße 65, in Köln-Nippes am Sonntag, 2. Februar, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. In ihrem Atelier-Fenster, dem BOHDE-Fenster, widmet sich Bohde dem „Maler von Nippes bis Sonntag, 9. Februar. Auch an diesem Tag will sie dann ihr Atelier öffnen. Weitere kostenlose Termine gibt es auf Anfrage unter ☏ 01 79/48 37409.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort