Andreas Bourani im Kölner Palladium Emotionaler Rückenwind

Köln · Andreas Bourani ist trotz seines steilen Erfolgs eher ein zurückhaltender, fast ernster Typ geblieben. Dennoch freut er sich ungemein, als er auf der Bühne im ausverkauften Kölner Palladium nicht ohne Stolz verkündet, dass dies das größte Bourani-Konzert aller Zeiten sei.

 Exzellente Stimme: Andreas Bourani in Köln.

Exzellente Stimme: Andreas Bourani in Köln.

Foto: Brill

Sogleich wird der 31-jährige Sänger und Songschreiber aber wieder ganz bescheiden und dankt artig den 4000 Fans, die sich zum Start seiner "Hey"-Tour 2015 in die Konzerthalle aufgemacht haben.

Mit "Wieder am Leben" vom aktuellen "Hey"-Album, für das er sich drei Jahre Zeit genommen hat, reißt Bourani das Publikum von Beginn an mit und beweist mit weiteren neuen Songs, dass der Erfolg seines Erstlings "Staub und Fantasie" kein Zufallstreffer war. Die Fans geben ihm mit rhythmischem Applaus emotionalen Rückenwind und singen freudig beseelt seinen ersten Hit "Nur in meinem Kopf" mit. Die früheren ungeduldigen Rufer nach "Auf uns", jenem Titel, der den Erfolg der deutschen Kicker bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien musikalisch begleitet und schließlich auch Bouranis Karriere ungemein beflügelt hat, bleiben stumm. Offenkundig hat sich zwischenzeitlich herumgesprochen, dass es auf "Hey" mehr Hörenswertes zu entdecken gibt als nur den WM-Mitsing-Gassenhauer als Endlosschleife. "Füreinander gemacht", auch wenn ein wenig Coldplay durchklingt, und "Alles beim Alten" präsentieren eindrucksvoll Bouranis hervorstechende Talente wie seine exzellente Stimme sowie stilistisches Balancegefühl. Dieses bewahrt ihn auf dem schmalen Grat des gehobenen Mainstreams, zwischen Liedermachen und Pop, zuverlässig vor peinlichen Abstürzen.

Gemeinsam mit seiner ihm bestens zuspielenden Band setzt er auf eingängige Melodien und versteht es hervorragend, seine Emotionen massenkompatibel zu vermitteln. Aber Bourani hat keine Ambitionen, musikalisch die Fan-Kurven zu bedienen. Seine Musik offenbart den Mut zu authentischer Nachdenklichkeit und setzt auf einen sensiblen Dialog mit dem Publikum. Bei Liedern wie "Nimm meine Hand" oder "Mit der Zeit" herrscht eine fast andächtige Stille im Publikum.

Als Bourani merkt, dass vor der Bühne ein Sanitäter benötigt wird, zögert er keinen Moment und bricht ab. Aber dann ist sie doch wieder da, jene ansteckende Begeisterung, die alle Fans eint, wenn sie gemeinsam "Ein Hoch auf uns" singen. In diesem Moment euphorischer Stimmung sind wir wieder Weltmeister.

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