Düsseldorfer Barockfest auf Schloss Benrath Eintauchen in eine vergangene Epoche

Düsseldorf · Schloss und Park Benrath in Düsseldorf erwecken zum vierten Mal mit einem Fest die Barockzeit zum Leben. Musiker, Schauspieler, Puppenspieler und Künstler entführen die Besucher in eine vergangene Epoche.

 Ansicht von der Südseite her auf Schloss Benrath.

Ansicht von der Südseite her auf Schloss Benrath.

Foto: SSPB

Einzelne Radfahrer fahren den Weiher entlang, über den Schlossvorplatz, vorbei an den steinernen Löwen, während einige Enten schnatternd über die spiegelglatte Fläche des Gewässers gleiten. Darüber thront herrschaftlich, flankiert von zwei Nebenflügeln, das blassrosafarbene Hauptgebäude, Corps de Logis. Das ist das Bild, das sich den Besuchern, von der Nordseite kommend, heutzutage von Schloss Benrath bietet. Durchschreitet man die zu beiden Seiten zwischen Haupt- und Nebengebäuden liegende Eingänge, gelangt man in den Schlosspark, der von einem 470 Meter langen Spiegelweiher durchzogen ist. Unweigerlich stellt man sich vor, wie der Hofstaat mit pompösen Kleidern und gepuderten Gesichtern durch die weitläufige Gartenanlage flanierte, dessen Waldgebiet sich sogar bis zu den Ufern des Rheins erstreckt. Am kommenden Wochenende erwacht genau diese Szenerie zum Leben – beim Barockfest.

Erbaut wurde die dreiflügelige, offene Schlossanlage in der Spätphase des Barock. Der junge Kurfürst Carl Theodor beauftrage 1755 den Architekten Nicolas de Pigage mit dem Bau eines neuen Garten- und Lustschlosses. Das bereits bestehende Wasserschloss aus dem 17. Jahrhundert ließ er abreißen, weil es in seinen Augen zu schadhaft und unzeitgemäß war – übriggeblieben ist davon nur noch die Orangerie.

Zwischen 1756 und 1770 errichtete der Oberbaudirektor das fünfteilige Pavillonensemble im französischen Stil, dessen Fassaden und Wasserflächen so aufeinander abgestimmt sind, dass sie sich im Wasser spiegeln können. „Raten Sie mal, wie viele Stockwerke das Schloss beherbergt“, fragt Johanna Masurek von der Stiftung Schloss und Park Benrath beim Betreten des Schlosses.

Von außen betrachtet wirkt der Hauptbau zweistöckig – aber der Eindruck täuscht – es sind sogar doppelt so viele Zwischenetagen. Mit Filzpantoffeln gleiten die Besucher über den Marmorboden und stellen verwundert fest, dass sich hinter dem imposanten Tanzsaal und den Gemächern von Kurfürst und Kurfürstin ein komplexes System aus Geheimgängen für das Personal verbirgt. Bei der Führung durch die „verborgenen Räume“ können maximal acht Teilnehmer auf Erkundungstour hinter die mit mintgrünen und rosafarbenen Seidentapeten bespannten Türen gehen.

Der Tanzsaal bot den Gästen einen besonderen Clou: „Die Musik schallte von oben auf die Herrschaften herab, ohne dass die Musiker zu sehen waren“, so Masurek. In der Kuppel des Saals konnten vier bis fünf Musiker versteckt Platz nehmen. Auch die Beköstigung des Hofstaates erfolgte wie von Zauberhand: Durch ein unterirdisches Tunnelsystem zwischen Haupt- und Seitengebäuden brachten Bedienstete die Speisen. Bei all diesen Finessen ist es kaum vorstellbar, dass Kurfürst und Kurfürstin nur ein einziges Wochenende auf Schloss Benrath verbrachten haben sollen.

Am ersten Juliwochenende kehrt der Kurfürst jedoch mit seiner Entourage zurück. Musiker, Schauspieler, Puppenspieler und Künstler entführen die Besucher beim vierten „Düsseldorfer Barockfest Schloss Benrath“ in die Zeit des Barock. Bei einem Gang durch den Park kann man den Kurfürsten und seine Gemahlin bei ihrem Gartenfest beobachten oder einem Künstler bei der Fertigung einer Büste über die Schulter schauen. Kostümierte Führungen, eine Greifvogelschau und Musik aus der Epoche komplettieren die Zeitreise. „Empfehlenswert ist, beim Einlass dabei zu sein, wenn die Künstler aus dem Schloss kommen“, sagt Masurek.

Seit 2000 verwaltet die „Stiftung Schloss und Park Benrath“ die gesamte Anlage. Die Nebengebäude beherbergen das Naturkundemuseum und das Museum für Gartenkunst sowie Ausstellungsräume für Wechselausstellungen. Das Porzellankabinett zeigt eine erlesene Auswahl des Schlossporzellans und bildet die größte Sammlung des Frankenthaler Geschirrs. In 76 Hochbeeten des Gartenprojekts „Elisabeths Garten“ wachsen historische Gemüsesorten. Zu den Hauptaufgaben der Stiftung zählen die Koordination und Bemühung um Drittmittel. Daneben organisiert die Stiftung Veranstaltungen, wie das Barockfest, das Lichterfest mit Konzertabend oder einen Weihnachtsmarkt am Weiher vor dem Schloss.

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