Kölner E-Werk Eine selbstbewusste Anna Loos startet ihre Deutschland-Tour mit Silly

KÖLN · Vor dem offiziellen Start der Kopf an Kopf-Tour gab es nur eine Art Generalprobe in einer bekannten Sektkellerei im sachsen-anhaltinischen Freyburg. Ansonsten ist Anna Loos, seit 2006 Frontfrau von Silly, erkennbar froh, dass die über 20 Konzerte umfassende Deutschlandtour im E-Werk beginnt.

 Fühlt sich wohl in Köln: Anna Loos, Sängerin von Silly.

Fühlt sich wohl in Köln: Anna Loos, Sängerin von Silly.

Foto: Brill

Die 42-jährige Schauspielerin und Sängerin, die nach dem Tod von Tamara Danz bei dem DDR-Rock-Dino, der 1978 im damaligen Ost-Berlin als Familie Silly aus dem Ei geschlüpft ist, eingestiegen ist, fühlt sich in Köln offenbar bestens aufgehoben. "Ich weiß noch wie ich damals keinen Ton herausbekommen habe, und die Fans dann die Lieder gesungen haben", erinnert sie sich an die Tour 2010, die wegen ihrer Grippe abgebrochen werden musste.

Selbstbewusst legen Anna Loos, Uwe Hassbecker (Gitarre, Violine), Jäcki Reznicek (E- und Kontra-Bass) und Ritchie Barton (Keyboards), die sich live mit drei weiteren musikalischen Zuarbeitern verstärkt haben, mit "Verkehrte Welt" los.

Der druckvolle, aber dennoch fein abgestimmte Silly-Rock hegt nicht den Anspruch, mit innovativen Klang-Offenbarungen zu überraschen. Im Osten scheinen nach wie vor die Prinzipien gediegenen Handwerks hoch geschätzt, da besteht noch immer eine Abneigung gegenüber dem oberflächlichen Effekt künstlichen Blendwerks.

Es mag zwar noch immer einige unter den rund 1500 Fans geben, die der angerauten Stimme von Tamara Danz nachtrauern, aber Loos klingt nicht nur jünger, sondern auch subtiler, insbesondere wenn ihre Texte intime Seelenzustände in und außerhalb von Beziehungen beschreiben. Textzeilen, in denen männliche Schwächen aus weiblichem Blickwinkel zu Stärken werden ("Deine Stärken") oder sensibel deutscher Patriotismus hinterfragt wird ("Vaterland"), passen sehr gut zur etwas weicheren Intonation von Anna Loos, die spielerisch zwischen temperamentvoll losrockend und besinnlich nachdenklich wechselt.

Die neben den Puhdys und Karat einstmals erfolgreichsten Vertreter der DDR-Rockszene haben sich erfolgreich den Hörstandards der Jetztzeit angepasst, ohne dabei jedoch inhaltliche Ansprüche zu verraten.

Dafür gibt es begeisterten Applaus und Zugaben. Darunter ist auch der Titelsong des neuen Albums "Kopf an Kopf", der einmal mehr beweist, dass das Zusammenspiel von Gefühl und intellektuellem Anspruch nicht allein der Singer/Songwriter-Fraktion vorbehalten sind.

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