Appell an Schulleitung Düsseldorfer Schülerin widerspricht Mobbingvorwürfen

Düsseldorf · Die Darstellungen des Konflikts an einem Düsseldorfer Gymnasium gehen massiv auseinander. Nach dem Cyber-Mobbing gegen Lehrer an der Schule widerspricht eine Schülerin der Rektorin.

 Ein Mann geht zum Max Planck-Gymnasium in Düsseldorf. An der Schule stellten Lehrer Strafanzeige wegen Cybermobbing.

Ein Mann geht zum Max Planck-Gymnasium in Düsseldorf. An der Schule stellten Lehrer Strafanzeige wegen Cybermobbing.

Foto: dpa/Fabian Strauch

Am Montag wird Polizeihauptkommissar Jörg Blankenstein wieder im Düsseldorfer Max-Planck-Gymnasium sein, um mit den Schülern der achten und neunten Jahrgangsstufe unter anderem über Cybermobbing zu sprechen. „Ich werde das Thema Beleidigungen ansprechen. Dass es nicht in Ordnung ist, andere Menschen im Internet zu verunglimpfen. Dass man darüber nachdenken muss, bevor man etwas liket“, sagt Blankenstein, der seit 2010 in der Präventionsdienststelle des Polizeipräsidiums Düsseldorf tätig ist.

An dem Düsseldorfer Gymnasium gibt es einen heftigen Konflikt zwischen Schülern und Lehrern, in den sich auch Eltern eingemischt haben. Die Schulleitung hat Klassenfahrten abgesagt, weil Lehrer im Internet beleidigt worden sind. Ein Teil der Eltern hält die Maßnahme für überzogen und fordert die Absetzung der Schulleiterin. „Wie lange dieser Konflikt schwelt, kann ich gar nicht sagen. Ich rate der Schule, die Sache aufzuarbeiten und Kante zu zeigen, dass man das so nicht akzeptiert“, sagt Blankenstein, der schon viele Jahre zur Beratung in das Gymnasium kommt. „Bei strafrechtlich relevanten Hintergründen sollte man über eine Strafanzeige nachdenken.“

Merle Bach (Name und Alter geändert) ist Schülerin des Max-Planck-Gymnasiums. Sie möchte anonym bleiben, weil sie fürchtet, sonst schlechter benotet zu werden. Sie sagt, dass die Vorfälle, von denen die Schulleitung spricht, keinesfalls Mobbing seien. Die geschilderten Vorkommen seien nicht über einen längeren Zeitraum erfolgt. „Um Psychoterror handelt es sich sicher nicht“, sagt sie. „Ich muss einräumen, dass es Memes, welche sich gegen die Lehrer gerichtet haben, gegeben hat und diese auch von Accounts auf Instagram veröffentlicht wurden“, sagt die 15-Jährige. Die Accounts seien jedoch privat und nicht öffentlich gewesen. „Die Aktionen waren nicht richtig von uns, was wir Schüler auch definitiv alle einsehen. Jedoch muss ich in diesem Fall ganz stark das Verhalten der Mehrheit des Lehrpersonals und auch unserer Schulleiterin kritisieren“, so die Schülerin. Diese würden die ganze Situation sehr stark zuspitzen, kritisiert sie.

Welche Folgen hat Mobbing?

Die Polizei berät an Düsseldorfer Schulen, besonders wenn die Schüler die Altersgrenze zur Strafmündigkeit erreichen. „Mit 13 gibt es Beratungsbedarf“, erklärt ein Sprecher der Polizei. Blankensteins Kriminalprävention richtet sich vor allem an die achten und neunten Jahrgangsstufen. Seine Botschaft an die Schüler lautet: Was passiert, wenn ich ab einem bestimmten Alter eine Straftat begehe? Welche Folgen hat das für das weitere Leben? „In dem Alter kann man eine mögliche kriminelle Laufbahn noch verhindern“, sagt er. Blankenstein berät zu vielen Kriminalthemen – wie Diebstahl und Raub. Momentan aber, sagt er, sei das Thema Cybermobbing an den Schulen besonders gefragt. Blankenstein nennt den Schülern dann Beispiele, bespricht diese und bearbeitet sie mit ihnen. „Ich zeige den Jugendlichen, was sie falsch machen können“, sagt er. „Und ich teile ihnen auch mit, welche Folgen das für sie bei der Polizei und bei der Justiz haben kann.“ Er bietet auch entsprechende Veranstaltungen für Eltern an. „Die sind aber immer recht mau besucht“, so Blankenstein.

15-Jährige appelliert an die Schulleiterin

Merle Bach sagt, das Schüler-Lehrer-Verhältnis auf ihrer Schule sei noch nie gut gewesen. „Das hat jedoch nie zu psychischen oder physischen Übergriffen auf Lehrer geführt“, sagt die Jugendliche. Die 15-Jährige appelliert an die Schulleiterin: „Was manche Schüler gemacht haben, war nicht richtig, und das sehen wir auch alle ein. Aber anstatt die Probleme zu dramatisieren, sollte die Rektorin sich uns vielleicht in einem Gespräch nähern und nach den Ursachen für die Reaktion auf unserer Seite suchen und nicht alles durch eine Überdramatisierung noch verschlimmern. Wir Schüler fühlen uns nämlich leider auch ignoriert, übergangen und nicht ernst genommen.“

Blankenstein arbeitet seit nunmehr zehn Jahren in der Präventionsdienststelle. Mit der Schulleiterin des Max-Planck-Gymnasiums hat er im Vorfeld auch gesprochen. „Sie hat mir erzählt, dass sie wie andere Schulen auch Probleme hat mit Verunglimpfungen im Internet“, sagt er. Manchmal sei es fehlendes Unrechtsbewusstsein bei den Schülern. „Man denkt nicht darüber nach, was ein Post anrichten kann, das ist ja auch mal eben schnell gemacht“, sagt der Polizeihauptkommissar. Mit dem Thema Lehrer-Mobbing wird sich auch der Landtag befassen. Die SPD-Fraktion hat einen entsprechenden Antrag gestellt.

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