"Zoch" in der Fastenzeit Düsseldorfer Rosenmontagszug wird am 13. März nachgeholt

Düsseldorf · Der „Zoch“ in Düsseldorf kommt - statt am Rosenmontag nun an einem Sonntag im März. Die Düsseldorfer Jecken wollen ihren Karnevalszug in der Fastenzeit nachholen. Dabei soll es auch neue Mottowagen geben.

 Die Jecken in Düsseldorf holen im März den Rosenmontagszug nach.

Die Jecken in Düsseldorf holen im März den Rosenmontagszug nach.

Foto: dpa

Mitten in der Fastenzeit wird im Rheinland erneut Karneval gefeiert. Die Düsseldorfer Jecken holen ihren von Sturmtief „Ruzica“ ausgebremsten Rosenmontagsumzug am 13. März nach. Das Comitee Düsseldorfer Carneval (CC) gab diesen Ersatztermin am Dienstagabend bekannt. Der für seine politischen Mottowagen international bekannte Karnevalszug war am Montag wenige Stunden vor dem geplanten Start wegen einer Sturmwarnung von den Organisatoren abgeblasen worden. Mit dem Ersatztermin Mitte März müssen Politiker in aller Welt erneut mit besonders scharfer Satire rechnen.

Für einen „Ersatz-Zoch“ in der Fastenzeit haben die Düsseldorfer Karnevalisten den Segen des Kölner Kardinals Rainer Maria Woelki, in dessen Bistum Düsseldorf liegt. Er könne diesen Wunsch gut verstehen. Der Erzbischof empfahl den Jecken jedoch, die ausgefallenen Züge am Sonntag Laetare nachzuholen, der dieses Jahr auf den 6. März fällt: „Denn dann gibt es den nächsten Grund zu feiern, da an diesem Tag die Fastenzeit bis zum Osterfest schon zur Hälfte geschafft ist.“ Der Aschermittwoch ist der erste Tag der 40-tägigen Fastenzeit.

Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) blickt dem Karnevalszug am 13. März mit Freude entgegen. „Wir feiern dann einen grandiosen Abschluss des genialen Karnevals“, sagte er. Die Wahl dieses Termins wurde zunächst nicht näher begründet. Ein Blick in den Veranstaltungskalender zeigt aber, der 6. März als Ersatztermin hätte Düsseldorf und den Düsseldorfer Einzelhandel vor neue Probleme gestellt: Parallel zu einer Messe ist am 6. März ein verkaufsoffener Sonntag geplant. „Volksfeste und Shopping befruchten sich nicht“, sagte Peter Achten, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes NRW, im Vorfeld. Die Menschen hätten dann anderes im Sinn als das Einkaufen.

Bei dem Düsseldorfer Karnevalszug Mitte März wollen die Jecken auch wieder für Überraschungen sorgen. „Es wird neue Mottowagen geben“, sagte CC-Präsident Michael Laumen. Dafür hatte sich auch Wagenbauer Jacques Tilly ausgesprochen. „Es wäre ein Gesichtsverlust, wenn Düsseldorf keine aktuellen politischen Mottowagen hätte“, sagte Tilly der Deutschen Presse-Agentur. Die Mottowagen sind seit Jahren für ihre satirische Schärfe berühmt. Laumen unterstrich, dass der Ersatztermin 13. März wichtig sei. „Das ist in aller Interesse, auch im Interesse der Vereine, die das ganze Jahr die Wagen gebaut haben.“

Wagen könnte in Polen für diplomatisches Nachspiel sorgen

Am Rosenmontag, dem traditionellen Höhepunkt des Straßenkarnevals, konnten die Düsseldorfer vor dem Rathaus zumindest einige Mottowagen von Figurengestalter Tilly sehen. Trotz der Absage feierten viele Jecken in den Altstadtkneipen. Der rund 60 Wagen umfassende und mehrere Kilometer lange Zug zieht jedes Jahr etwa 800 000 bis eine Million Menschen an, die an den Straßen jubeln und Kamelle fangen. Bereits im Februar 1990 war der Rosenmontagszug in Düsseldorf wegen Sturms abgeblasen worden. Allerdings wurde der damalige Ersatztermin nach dem Winterende im Monat Mai im Nachhinein als zu spät angesehen.

Einer der Düsseldorfer Rosenmontagswagen, die vor dem Rathaus gezeigt wurde, könnte in Polen ein diplomatisches Nachspiel haben. Der polnische Außenminister Witold Waszczykowski will in Berlin wegen eines Motivs intervenieren, das Polen als misshandelte Frau unter dem Stiefel des nationalkonservativen Parteichefs Jaroslaw Kaczynski darstellte. „Wir werden auf diplomatische Art darauf aufmerksam machen und unsere Partner in Deutschland fragen, wem das dient“, sagte Waszczykowski am Dienstag im polnischen Rundfunk.

Der Politiker, der wie Kaczynski zur nationalkonservativen PiS-Partei gehört, sah in dem Motivwagen „Verachtung der Polen und der polnischen Politiker“. Tilly nimmt die Kritik an seiner Arbeit gelassen. „Für mich ist das auf jeden Fall eine Bestätigung dafür, dass sich autoritäre Politik weiter durchsetzt“, sagte er am Dienstag. Er lasse sich von derlei Protesten aber nicht beeinflussen. „Narrenfreiheit ist das oberste Gebot. Jeder kriegt einen drüber.“ Aber er begrüße Kritik: „Das ist Bestandteil der Streitkultur.“ Streit sei gut und wichtig, solange er nicht in Gewalt umschlage.

In Mainz wollen sich die Verantwortlichen Zeit für die Entscheidung über einen Ersatztermin lassen. „Das muss man auch sauber vorbereiten“, sagte der Präsident des Mainzer Carneval-Vereins, Richard Wagner, am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur. „Ich hoffe, dass wir in den nächsten 14 Tagen dazu kommen.“

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