Nach Tod von Mädchen Drohungen gegen Chefarzt der Kölner Uniklinik

Köln · Ein Aufmarsch von 200 Familienmitgliedern hat vor der Kölner Uniklinik für einen Großeinsatz der Polizei gesorgt. Die Angehörigen eines verstorbenen Mädchens forderten die Untersuchung des Kindes.

 Ein Krankenwagen vor der Universitätsklinik Köln (Symbolbild).

Ein Krankenwagen vor der Universitätsklinik Köln (Symbolbild).

Foto: Marius Becker/ dpa

Die Kölner Polizei ermittelt gegen einen Familienvater, der einem Chefarzt des Kölner Uniklinikums am vergangenen Freitagabend mit dem Tod gedroht hat. Etwa 200 Angehörige einer serbischen Großfamilie haben sich daraufhin vor der Klinik aufgehalten und sind vereinzelt verbal aggressiv geworden. Grund dafür: Die Tochter des Mannes ist wegen Komplikationen nach einer Operation verstorben.

Ein Familienmitglied sagte dem Kölner Express, dass das Mädchen zum wiederholten Male am Herz operiert worden sei. Ein Arzt habe laut dem Angehörigen nach der OP mitgeteilt, dass alles gut verlaufen sei. Es kam allerdings zu Komplikationen, worauf das Mädchen starb. Die OP fand am Mittwoch statt, am Donnerstag wurde das Mädchen für hirntot erklärt, wie Polizeisprecher Christoph Gilles auf GA-Anfrage mitteilte.

Am Donnerstag habe der besagte Chefarzt, der zwar das OP-Team leitet, aber selbst nicht dabei war, den Vater über den Hirntod des Mädchens unterrichtet. Anschließend trafen die ersten Familienmitglieder im Krankenhaus ein, hielten sich im Flur und im Zimmer des Mädchens auf. Danach bedrohte der Vater laut Polizei den Chefarzt mit dem Tod. Vor der Klinik sammelten sich dann im Laufe des Freitagnachmittags immer mehr Menschen. Viele wollten trauern, es kam aber laut Gilles zu Beleidigungen und Anschuldigungen gegenüber dem Arzt.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Entgegen vieler Medienberichte bedrohte aber nur der Vater des Mädchens den Arzt mit dem Tod. Zumindest erfüllte er den juristischen Straftatbestand, zu körperlichen Auseinandersetzungen kam es nicht. "Wir hatten keine andere Wahl, als umgehend die Polizei einzuschalten", sagte der stellvertretende Sprecher der Uni-Klinik, Christoph Wanko.

Die Kräfte einer Hundertschaft trafen ein und versuchten die Situation zu beruhigen. Im Kölner Universitätsklinikum ist von einer "Ausnahmesituation" die Rede. „Wir haben regelmäßig mit Menschen in schicksalhaften Situationen zu tun, die schnell emotional werden können", so Wanko. "Dafür haben wir Verständnis. In diesem Extremfall wurden jedoch Grenzen überschritten "

Der Staatsanwaltschaft wurden sämtliche Krankenhausdokumente und Polizeiermittlungen zugesandt, die nun regulär ermittelt, weshalb das Mädchen gestorben ist. Außerdem muss entschieden werden, ob eine Obduktion durchgeführt werden soll.

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