Palladium in Köln Die Band Jennifer Rostock rockte überwiegend weibliche Fans

KÖLN · Die Karrierekurve von Jennifer Rostock kennt offenbar nur eine Richtung, und zwar nach oben. Erst 2007 kam das Quintett in Berlin zusammen, hat seither vier Studioalben und eine DVD produziert, ist 2008 für Mecklenburg-Vorpommern im Rahmen von Stefan Raabs Bundesvision Song Contests an den Start gegangen, wurde 2009 mit der 1-Live-Krone als beste Newcomerband und letztendlich 2011 als beste Band geehrt.

 Spaßparty: Jennifer Weist animiert die Kölner Fans.

Spaßparty: Jennifer Weist animiert die Kölner Fans.

Foto: Thomas Brill

So wundert es nicht, dass man bei der Titelsuche für das jüngste Album, das vor knapp vier Wochen veröffentlicht wurde, auf "Schlaflos" gekommen ist.

"Schlaflos in Köln" heißt es im Palladium für knapp 2000 überwiegend weiblichen Fans, die Frontfrau Jennifer Weist zu ihrer persönlichen Heldin erkoren haben. Die Tattoo- und Piercing-Gezierte will nicht das liebe Mädchen, das in den Himmel kommt, sein, sondern sie spielt perfekt das böse Mädchen, das überall hinkommt.

Sie erreicht dies mit einem rauen Charme und einer Show zwischen romantischem Konfetti-Regen, inszeniert derben Schnaps-Runden, dosiert anzüglichen Anspielungen und einer Animation, bei der Mädchen ihre Brüste für eine Cola zeigen und Jungs mit freiem Oberkörper in einem Kreis Pogo tanzen. Beim Sing-Contest der Fans tritt die 18-jährige Rebekka gegen die 25-jährige Mona an, wobei sich beide gleich textunsicher an dem Song "Feuer" versuchen.

Aber jenseits der mainstreamigen Spaß-Party zwischen Oberstufenfest und Privat-TV-Format kann Jennifer Rostock mit neuen Songs zwischen Punk, Pop und Pink punkten. Mit der amerikanischen Sängerin teilt sie die authentische physische Präsenz, neben ihrer gesanglichen Energie wesentlicher Erfolgsfaktor von Jennifer Rostock.

Mit "Phantombild", das leider unter Austeuerungsdefiziten leidet, legt das Quintett einen rasanten Start hin. Acht weitere Lieder vom neuen Album, darunter der respektable Rap "Ein Schmerz und eine Kehle", die NDW-Reminiszenz "Tauben aus Porzellan", der frische Rock von "K.B.A.G." sowie Bekanntes wie "Du willst mir an die Wäsche" oder "Es war nicht alles schlecht" bis hin zum Miley-Cyrus-Cover "Wrecking Ball" treffen das "wilde" Lebensgefühl ihres weiblichen Publikums zwischen 18 und 28 auf den Punkt, lassen es mitsingen und jubeln.

Zwei Zugaben sind Pflicht, ehe nach "Schlaflos" die Fans die Halle verlassen, um ob des Konzerterlebnisses sicherlich noch länger im selbigen Zustand zu verharren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort