Neuer Erzbischof "Der dicke Pitter jubelt es in die Welt"

KÖLN · Dompropst Norbert Feldhoff hat offiziel bestätigt, was die Spatzen schon von den Kirchendächer gepfiffen haben: Rainer Maria Woelki wird der neue Kölner Erzbischof. Applaus im Dom.

 Dompropst Norbert Feldhoff verkündet die Ernennung von Rainer Maria Woelki zum neuen Bischof von Köln.

Dompropst Norbert Feldhoff verkündet die Ernennung von Rainer Maria Woelki zum neuen Bischof von Köln.

Foto: dpa

Normalerweise ist es gar nicht so leicht, auf der Kölner Domplatte in der Schar der Touristen einen echten Kölner ausfindig zu machen. Am Freitagmittag gegen zwölf Uhr war es genau umgekehrt. Gläubige nicht nur aus Köln, sondern aus dem gesamten Rheinland waren zum Dom gekommen, um im Rahmen des Mittagsgebetes einem besonderen Ereignis beizuwohnen: Der Bekanntgabe des neuen Erzbischofs, Rainer Maria Woelki.

Analog zur Ersatz-Religion Fußball, die derzeit in Brasilien vor vollen Rängen bejubelt wird, waren auch die Reihen des Doms am Freitag besetzt wie sonst an Weihnachten. Und als Dompropst Norbert Feldhoff den Transfer von Woelki aus Berlin nach Köln offiziell machte, brandete lauter und langer Applaus auf.

"Wir begrüßen den 94. Nachfolger des Maternus mit herzlicher Freude", verkündete Feldhoff, während die St. Petersglocke, die sonst nur zu 24 festen Terminen im Jahr läutet, Köln beschallte. "Der dicke Pitter jubelt es in die Welt", sagte Feldhoff, der angesichts der frohen Kunde zu Scherzen aufgelegt war: "Zum zweiten Mal in jüngerer Vergangenheit haben wir wieder einen Bischof, der aus unserem Erzbistum stammt. Er ist ja sogar Kölner - wenn auch rechtsrheinisch." Woelki kommt aus Mülheim.

"Das ist ganz großartig, weil wir jetzt einen echten Kölner hier haben", sagte Hans Wilhelmy nach der 15-minütigen Zeremonie mit leuchtenden Augen vor dem Dom. Er steht stellvertretend für die vielen Gläubigen, die selig auf die Domplatte strömten.

"Das ist eine tolle Wahl, weil er sehr beliebt und ein Brückenbauer zwischen modern und konservativ ist", sagten August Winkelmeier und seine Tochter Maria, die aus Siegburg gekommen waren. Die gebürtige Kölnerin Monika Küpper war mit ihrem Mann Reiner aus Langenfeld gekommen und hellauf begeistert: "Der is ene kölsche Jung, dat is wunderbar!"

Einzig die Domschweizer, die im Dom für Ordnung sorgen, schienen keine Aufregung zu verspüren, obwohl der Andrang immens war. "Wir haben schon Schlimmeres erlebt", gab Heinz Möller in feinstem Kölsch zu Protokoll, während er in seiner roten Robe immer wieder Touristen abweisen musste, die etwas irritiert waren ob der strengen Einlasskontrolle.

Auch in Bonn und der Region läuteten am Freitagmittag die Glocken vieler katholischer Kirchen. Im Bonner Münster verkündete Stadtdechant Wilfried Schumacher die Ernennung Woelkis und lud den Kardinal, der in Bonn studierte und dort von 1997 bis 2003 Direktor des Collegium Albertinum war, zu Besuch ein.

Doch zunächst einmal muss Woelki seinen Dienst in Köln antreten. Am 20. September wird er offiziell in sein Amt eingeführt. Bis zum 7. September bleibt er zunächst noch Verwalter der Diözese ("Diözesan-Administrator") in Berlin. Am Samstag schon wohnt Woelki allerdings dem Mittagsgebet um zwölf Uhr im Dom bei, wie Feldhoff ankündigte.

"Auch wenn ihm der Abschied von Berlin nach nur drei Jahren schwerfällt", sagte Feldhoff: "Rainer Woelki kommt mit großer Freude nach Köln."

"Ich bin mir der großen Ehre bewusst"

Der scheidende Berliner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki (57), verlässt die Hauptstadt schweren Herzens. "Nach nur drei Jahren als Ihr Erzbischof hat mich Papst Franziskus nun zum Erzbischof von Köln ernannt und dorthin geschickt", erklärte Woelki am Freitag in einer Botschaft an Berlins Katholiken. "Auch wenn ich bereits vor einigen Tagen über meine Wahl informiert worden bin, habe ich es doch nach wie vor noch nicht richtig verinnerlicht."

Er sei sich der großen Ehre und Verantwortung bewusst, die mit dem Kölner Amt verbunden sei, erklärte . "Berlin ist mir zur zweiten Heimat geworden", sagte der Kardinal. "Ich war sehr gerne Ihr Erzbischof." Woelki soll am 7. September offiziell in Berlin verabschiedet werden.

Reaktionen

"Ich freue mich, dass Kardinal Woelki dieses verantwortungsvolle Amt übernehmen wird und sein Weg ihn wieder nach Nordrhein-Westfalen zurückführt." Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD).

"Von den Möglichkeiten, die sich aufgetan haben, finde ich, das ist eine der besten." Woelkis Amtsvorgänger Kardinal Joachim Meisner.

"Die Kölnerinnen und Kölner freuen sich auf einen weltoffenen Kardinal aus Köln mit Sinn für die rheinische Mentalität und Lebensart." Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters (SPD).

"Rainer Maria Woelki hat sein Amt glaubwürdig, selbstbewusst, weltgewandt und zeitgemäß wahrgenommen." Berlins Oberbürgermeister Klaus Wowereit (SPD).

"Mit Kardinal Woelki wird jemand nach Köln berufen, der in Berlin Erfahrungen in einer ganz anderen Lebenswirklichkeit gesammelt hat." Alois Glück, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).

"Drei Jahre lang hast Du mit Umsicht und Geschick das Erzbistum Berlin geleitet." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zu Woelkis Wirken in Berlin.

"Mit Kardinal Woelki ist die Wahl des Papstes auf einen aufgeschlossenen und den Menschen zugewandten Geist gefallen, der es vermag, die Lehre seiner Kirche zu wahren und gleichzeitig den Nerv und die Herzen der Gläubigen zu treffen. Damit setzt der Papst die personelle Erneuerung der katholischen Kirche fort." Franz Josef Jung, kirchenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

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