Neue Episode des GA-Podcasts „So geht Rheinisch“ Das sind die elf schönsten rheinischen Schimpfwörter

Bonn · Der GA-Podcast „So geht Rheinisch“ bekommt ein neues Gesicht: Jörg Manhold, Leiter des Regional-Ressorts beim General-Anzeiger, übernimmt für LVR-Sprachforscher Peter Honnen.

 Der Rheinländer ist ein Meister darin, andere zu beleidigen, ohne den Straftatbestand der Beleidigung zu erfüllen: Das gilt auch für das Bröckemännche.

Der Rheinländer ist ein Meister darin, andere zu beleidigen, ohne den Straftatbestand der Beleidigung zu erfüllen: Das gilt auch für das Bröckemännche.

Foto: Heimat- und Geschichtsverein Beuel

Das Rheinland hat seine eigene Sprache, den Dialekt. Immer zu Karneval hat er Hochkonjunktur in Liedern und Büttenreden. Doch die rheinische Mundart ist vom Aussterben bedroht. Ganz so, wie viele Regionalsprachen in der Welt. Dabei sagen uns die Sprachforscher, dass das Rheinische sehr erhaltenswert ist. Es gilt ihnen als ganz eigene Sprache mit eigenem Wortschatz und eigener Grammatik. Und man kann Dinge mit ihr ausdrücken, wie es im Hochdeutschen nicht möglich ist.

Nirgendwo ist das klarer zu erkennen, als in den rheinischen Redensarten. Denn sie halten viel Lebensweisheit und Weltwissen im spezifisch rheinischen Sinne. Wer sie analysiert, ihre Herkunft beleuchtet und ihre Einsatzorte skizziert, der erfährt viel über die seelische Disposition des Rheinländers an sich.

Der General-Anzeiger widmet dieser Gattung des Dialekts eine eigene samstägliche Kolumne. Inzwischen sind daraus zwei Bücher entstanden, die die schönsten Redensarten komprimiert darbieten. Und ab sofort soll das Projekt, das sich der Erhaltung und Förderung der rheinischen Umgangssprache widmet, auch hörbar werden. Im Zwei-Wochen-Rhythmus werden wir ab sofort montags einen Podcast veröffentlichen, der sich mit den Redensarten und dem rheinischen Platt befasst. Unterstützung und Ideen liefern uns dabei regelmäßig erfahrene Mundartsprecher.

In Zweifelsfällen holen wir uns Hilfe bei den Sprachexperten des Landschaftsverbandes Rheinland. Dessen Forscher Peter Honnen hatte bis Jahresende den Podcast „So geht Rheinisch“ verfasst. Und weil er sich nun leider in den Ruhestand verabschiedet hat, machen wir an dieser Nahtstelle mit den Redensarten weiter. Ein bisschen weniger wissenschaftlich und ein bisschen mehr journalistisch, aber hoffentlich nicht weniger Interessant.

Unter anderem geht es da auch um das Kapitel: Schöner schimpfen. Wir präsentieren die elf schönsten rheinischen Beleidigungen. Denn bei den rheinischen Schimpfwörtern ist der Gegensatz von Intention und wörtlicher Übersetzung geradezu unüberbrückbar groß. Schnell hat man jemanden augenzwinkernd als „widdeliches Sackjeseech“ bezeichnet. Aber niemand käme hier auf die Idee, das tatsächlich als „widerliches Jute-Antlitz“ verstehen zu wollen. Das Gleiche gilt für so klangvolle Ausdrücke wie: Aapefott, Ädäppelsnas, Ähzezäller, Baselemanes, Drömeldier, Düsseldorfer, Flaatschmuul, Halfjehangs, Jesocks, Klaafmul, Kniesbüggel, Labbes, Luuschhöhnsche, Möckeföttche, fiese Möpp, Pilledresser, Quallmann, Schlappmanes, Schwadlappe und Tütenüggel.

Diese Art der Ansprache erfüllte, auf Hochdeutsch formuliert, teilweise den Straftatbestand der Beleidigung oder üblen Nachrede. Nicht auszuschließen wäre eine Reaktion des so Titulierten, die an körperliche Gewalt heranreicht. Gut, dass diese Begriffe im Kern unübersetzbar bleiben und auf diese Weise ihren sprachlichen Zauber bewahren, der seine Wurzeln im Humus des rheinischen Humors verankert.

Sackjeseech – Sackgesicht: Das Sackjeseech ist ein Schimpfwort der Extraklasse, denn es ist universell einsetzbar. Im Kern ist es freundlich abwertend gemeint, kann aber auch einen Hinweis auf ästhetische Fragwürdigkeit des Antlitzes bedeuten. Soll heißen: Der Angesprochene ist nicht ganz so hübsch. Das Attribut Sackjeseech kann man sich durch jegliches Fehlverhalten erarbeiten.

Klävbotz – Klebriger Zeitgenosse: Die Klävbotz ist ein Gast, der nicht gehen will. Er hat offenbar eine Hose an, mit der er an seinem Sitz klebt und auch gar nicht gehen will. Der Ausdruck kann aber auch bei Menschen verwendet werden, die an der Theke stehen.

Blötschkopp - Blödmann: Hier ist einer, der die meisten komplizierteren Sachverhalte nicht versteht. Das Gehirn funktioniert nicht in dem Umfang, wie man es von einem Durchschnittsbürger erwarten würde.

Kniesbüggel - Geizkragen: Ein Kniesbüggel (wörtlich Schmutzbeutel) ist jemand, der unsauber und ungepflegt ist, kein Geld für sein Äußeres ausgibt. Deshalb kennt man ihn im Rheinland eigentlich nur noch als Inbegriff des Geizkragens. Daraus ist das Adjektiv kniestich "geizig" entstanden: "Da es der viel zu kniestich für" sagt man auch in der Umgangssprache.

Fiese Möpp - Gemeiner Hund:Der "Fiese Möpp" ist eine unangenehme Person, bei der man aufpassen muss. Er kann hinterlistig sein oder offensiv Unangenehm. Da ist der Rheinländer nicht wählerisch.

Nöttelefönes – Nörgler: Wenn man in der Bonner Region nach einem besonders typischen Mundartwort fragt, ist der Nöttelefönes immer ganz vorne dabei. Denn es ist ein Wort, das so seltsam und lustig klingt, dass Nichtrheinländer nur noch Bahnhof verstehen. Aber auch viele junge Leute in der Bonner Region dürften mit dem Wort nicht mehr viel anfangen können.

Ein Nöttelefönes ist ein notorischer Nörgler, der an allem und jedem etwas auszusetzen hat, überall ein Haar in der Suppe findet und deshalb immer für schlechte Stimmung sorgt. Die Rheinländer scheinen diesen Typ besonders zu fürchten, denn es gibt in den rheinischen Mundarten unzählige Wörter, die alle Schattierungen dieser Nörgelei bezeichnen. (LVR-Zitat Honnen oder Cornelissen)

Schwadlappe – Schwätzer: Beim Schwadlappe geht es um "Schwätzer" und auch um "Schwätzerinnen". Das Tätigkeitswort "schwaade" (schwätzen, schwadronieren) hat sein ursprünglich einmal vorhandenes r verloren (schwarde). "Schwadschnüss" ist eine analoge Bildung.

Stronzbüggel – Angeber: Die wörtliche Übersetzung wäre vielleicht: Prahlbeutel. Denn das Angeben in der Variante Strunzen leitet sich von mittelalterlichen Wortstamm Strunsen ab. Und das bedeutet Prahlen. Der Beutel ist eine Versächlichung des Angebers, was doch eine niedliche Verballhornung ist.

Mutzepuckel – Melancholiker: Der Mutzepuckel ist ein Nörgler, Miesepeter oder Griesgram, der die ganze Stimmung kaputt macht. Im Rheinland also ein nicht wirklich gern gesehener Gast, denn er kann jede Party kippen und zur Trauerfeier werden lassen.

Tütenüggel – Waschlappen: Am Tütenüggel (oft als Tüütenüggel gesprochen) kommt man einfach nicht vorbei. Der ist ein wunderlicher Mensch, ein Tolpatsch oder Dummkopf. Neuerdings ist ein Typus hinzugekommen, den es früher gar nicht gab: das Weichei und der Frauenversteher. Woran man sieht, dass die Bezeichnung keineswegs veraltet, sondern noch quicklebendig ist.

Windbüggel - Schaumschläger: Dem "Windbüggel" wird mit rheinischem Humor unterstellt, hochnäsig und angeberisch zu sein. Auf jeden Fall gleicht er dem Gebäck, das aufgeblasen ist und viel Luft enthält. Eben ein Windbeutel mit wenig Inhalt.

Der Podcast „So geht Rheinisch“ ist auf ga-rheinisch.de und über alle gängigen Podcast-Plattformen zu hören.

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