Krimifestival in Köln Crime Cologne bringt Zuhörer an ungewöhnliche Orte

Köln · Das Festival bringt zwischen dem 1. und 7. Oktober Krimifans und Autoren zusammen. Die Besucher können Auszüge der Werke bei besonderen Events erleben. Doch in diesem Jahr bietet Crime Cologne Spezial noch bis Jahresende noch einige Highlights.

 Beim Crime Cologne Festival dreht sich alles um Kriminalliteratur.

Beim Crime Cologne Festival dreht sich alles um Kriminalliteratur.

Foto: Frank Peters

Die Leiche in der Ostlandstraße 27 entdeckt Manni Thielen nur durch Zufall. Der 28-Jährige ist pleite und verzweifelt genug, als Aushilfsdetektiv zu arbeiten. Eigentlich wollte er nur eine gewisse Carmen ausfindig machen. Einer seiner Klienten hat mit ihr, trotz Ehefrau, die Nacht verbracht und wird nun mit eindeutigen Fotos erpresst. Doch in ihrem Apartment ist sie nicht. Generell findet Thielen hier nicht viel vor – außer einem Bett, einem Sessel und einem unbekannten Toten.

So beginnt der Köln-Krimi „Tödlicher Klüngel“ von Christoph Gottwald. Immer wieder verortet der Autor Geschehnisse an bekannten Plätzen in Köln, nennt real existierende Straßen und spielt auf angenehme Weise mit den Klischees der Veedel. 1984 erschien der Kriminalroman und zwei Jahre später „lebenslänglich Pizza“, ebenfalls mit dem Gelegenheitsdetektiv aus Geldnot als Hauptfigur. Jetzt – mehr als 30 Jahre später – lässt Gottwald seinen Antiheld mit kölschem Charme in seinem neuesten Krimi „Melatenblond“ wieder auferstehen und in seine Heimatstadt zurückkehren.

Die Premierenlesung findet am 20. November im Rahmen des Crime Cologne Festivals statt. Gerd Köster liest im Alten Pfandhaus aus dem neuen Krimi „Melatenblond“ und befragt den Gottwald zu seinem Werk. Die Lesung ist zwar Teil des Krimifestivals, doch die meisten Veranstaltungen spielen sich in der Woche zwischen dem 1. und 7. Oktober ab. „Es gibt einige Veranstaltungen in der Rubrik 'Crime Cologne Spezial', die später und bis in den November hinein stattfinden“, erklärt Pressesprecher Dominic Hettgen vom Emons Verlag.

"Krimis haben das Potenzial, gesellschaftliche Fragen zu stellen"

Hettgen ist selbst großer Fan des Genres: „Krimis sind oftmals Abbilder unserer Zeit. Sie haben das Potenzial, gesellschaftliche Fragen zu stellen und Reibepunkte zu beleuchten und das alles in einem besonderen Kontext – eine tolle Form der Literatur.“ Bereits zum siebten Mal findet das Festival für Krimifans statt. Erstmalig organisiert wurde es 2012 von Verleger Hejo Emons, Gastronom Achim Mantscheff und Autor Edgar Franzmann mit Unterstützung der Stadt Köln. Seit der ersten Auflage erfreut sich das einwöchige Krimifestival großer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr waren 95 Prozent der Veranstaltungen ausgebucht und auch in diesem Jahr gibt es viele stark nachgefragte Termine.

So sind laut Veranstalter bereits der „True-Crime-Abend“ in der Rechtsmedizin, die Lesung mit Thomas Raab, „Mord im Museum“, beide KVB-Lesungen, 111 Tipps für Krimiautoren sowie zwei Dine & Crime-Abende mit Thomas Raab und Bernhard Aichner ausgebucht. In der Reihe Dine & Crime haben Gäste die Möglichkeit, bei einem meist thematisch ausgewählten Menü, Passagen aus Krimis zu hören und entweder ihrem Lieblingsautor zu lauschen oder neue Schreiber kennenzulernen. Bei den zwei KVB-Krimifahrten liest Linus Geschke in der 75-minütigen Rundfahrt aus „Das Lied der Toten Mädchen“, und Carla Berling präsentiert „Das Böse hat einen Namen: Morgenstern“. Die Besucher erleben die Autoren und ihre Werke ganz unmittelbar.

Crime Cologne Award

Die Auftaktveranstaltung ist eine Eröffnungsgala am Sonntag, 30. September. An diesem Tag wird zum vierten Mal der mit 3000 Euro dotierte Crime Cologne Award verliehen. Ausgezeichnet wird dabei ein deutschsprachiges Werk, das die Jury sowohl sprachlich als auch thematisch überzeugen konnte. Die fünfköpfige Jury besteht aus Buchhändlern, Kritikern und Journalisten. Einen Tag später startet das eigentliche Festival.

Eines der persönlichen Highlights für Dominic Hettgen ist eine Veranstaltung mit Friedrich Ani und Christine Westermann. Im Comedia Theater stellen sie Anis finsteren Roman „Der Narr und seine Maschine“ vor. „Für mich schreibt dieser Autor mit unverwechselbarem Ton und unglaublicher Melancholie“, so Hettgen über den mehrfach ausgezeichneten Krimipreisträger. Weiter liest Margarete von Schwarzkopf aus „Schattenhöhle“ – ein Werk das historische Ereignisse, literarische Recherchen und lebendige Kunstgeschichte vereint.

Mittlerweile zieht das Festival über die Grenzen des Rheinlands und Deutschlands hinaus die Autoren an. So ist in diesem Jahr Olivia Kiernan dabei, eine Thriller-Newcomerin aus Irland. In „Zu nah“ geht es um den Mord an der angesehenen Wissenschaftlerin Eleanor Costello und die darauffolgende Ermittlungsarbeit von Detective Frankie Sheehan.

Leben für die Inspiration

Die Leser werden mit auf eine spannende Reise in die Unterwelt des Internets genommen. Auf die Frage, was sie zum Schreiben inspiriere, erzählt Kiernan: „Ein Freund von mir ist Künstler und hat das einmal sehr schön formuliert: Wenn du inspiriert werden möchtest, musst du leben! Es gibt so viele Inspirationsquellen, auch im Alltag – mir helfen Gespräche mit Freunden, Radio hören oder Museumsbesuche.“ Doch auch Lesen würde sie persönlich bereichern: „Autoren sollten meiner Meinung nach viel abwechslungsreiche Literatur lesen. Ich zum Beispiel liebe Krimis, aber ich mag auch ganz normale oder historische Romane.“

In dem Krimi „Zu nah“ beleuchtet sie die Sichtweise auf Täter und Opfer intensiv und aus verschiedenen Blickwinkeln. Auch in ihrem nächsten Buch wird sie Frankie Sheehan wieder ermitteln lassen. „Ich habe das Buch gerade meinen Verlegern gegeben. Es soll kommendes Jahr veröffentlicht werden“, verrät sie. Die Autorin hat sich im Vorfeld, neben ihrer Lesung, besonders auf ihren ersten Besuch in Köln gefreut: „Auf meiner To-do-Liste steht auf jeden Fall eine Besichtigung des Doms“, so Olivia Kiernan.

Weitere Infos gibt es auf der Internetseite von Crime Cologne.

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