Kein Einreiseverbot in Deutschland Maschinen mit Coronavirus-Erkrankten sollen nicht in Köln/Bonn landen

Bonn · Mehr als 42.000 Menschen sind weltweit mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Viele Staaten haben inzwischen ein Einreiseverbot für Reisende aus China ausgesprochen. Welche Vorkehrungen treffen die Flughäfen in Deutschland?

 Das Flugzeug der Bundeswehr, das Deutsche und andere Staatsbürger aus dem vom Coronavirus betroffenen chinesischen Wuhan ausgeflogen hat, ist am 1. Februar in Frankfurt gelandet.

Das Flugzeug der Bundeswehr, das Deutsche und andere Staatsbürger aus dem vom Coronavirus betroffenen chinesischen Wuhan ausgeflogen hat, ist am 1. Februar in Frankfurt gelandet.

Foto: dpa/Auswärtiges Amt

Mehr als 30 Staaten haben mittlerweile ein Einreiseverbot für Reisende aus China. Von Antigua und Barbuda und Armenien, Aserbaidschan, Australien, Vietnam, Russland, Indien, etliche Staaten Mittelamerikas, Israel, Iran und Saudi-Arabien bis Italien und die USA. Laut Daily Mail wird in Großbritannien darüber nachgedacht, ebenfalls ein Einreiseverbot auszusprechen. In Deutschland hingegen scheint das überhaupt kein Thema zu sein.

Im Gegenteil. Nach wie vor gibt es Direktflüge zum Beispiel aus Peking nach Deutschland. Wer von China nach Köln oder Bonn will, kann einen Direktflug über die Lufthansa nach Düsseldorf oder Frankfurt buchen. Ausgeführt wird der Flug indes von Air China. „Wir haben den Flugverkehr nach und aus China bis einschließlich 29. Februar eingestellt“, sagte ein Sprecher der Lufthansa auf GA-Anfrage. Die durchgeführten Flüge erfolgten lediglich „marketing- und buchungstechnisch“ über die Airline-Partner der Star Alliance.

Spezielle Vorkehrungen wegen der Coronavirus-Epidemie gebe es am Flughafen Köln/Bonn keine, sagte eine Sprecherin. „Es gibt ja auch keine Direktflüge aus China, die bei uns landen.“ Wer indes bei den Airlines nachfragt, erfährt, dass es Anschlussflüge für Reisende gibt, die einen Flug von China über München nach Köln gebucht haben. Air China fliegt bis München, die Lufthansa übernimmt den Inlandsflug an den Rhein. Wer über Frankfurt fliegt, der bekommt über seine Flugbuchung zum Beispiel bei der Lufthansa ein Bahnticket zum Hauptbahnhof Köln oder nach Siegburg.

An deutschen Bahnhöfen sind derzeit einem Sprecher der DB zufolge keine besonderen Maßnahmen: „Wir stehen mit Behörden und medizinischen Einrichtungen im engen Austausch. Intern sind alle unsere Verantwortlichen in den Geschäftsfeldern sensibilisiert. Die allgemeingültigen Hygienevorkehrungen sollten durch jeden Mitarbeiter beachtet werden“, heißt es knapp aus Berlin.

„Wir haben aber natürlich ein Notfallszenario, das etwa dann greift, wenn ein Pilot eine Erkrankung meldet“, so die Sprecherin aus Köln. Dann würden viele Maßnahmen greifen, wie etwa, dass die Maschine an einem speziellen Platz am Terminal andockt. Sollte sich bereits im Flugzeug herausstellen, dass es sich um eine Erkrankung wegen des Coronavirus handelt, dann solle das Flugzeug umgeleitet, denn „wir gehören nicht zu den fünf Flughäfen in Deutschland, die im Verdachtsfall eines am Coronavirus erkrankten Passagiers angeflogen werden“, so die Flughafensprecherin. „Im Übrigen haben wir sofort nach Bekanntwerden der Coronavirusfälle unsere Mitarbeiter informiert. Aufsteller sensibilisieren zudem die Fluggäste in den Terminals. Wir stehen, wie alle anderen Flughäfen auch, im engen Kontakt zu den Gesundheitsbehörden.“

In Deutschland sind bislang 14 mit dem Coronavirus infizierte Fälle bekannt. Am vergangenen Freitag hat das Coronavirus aus China zwei Gäste des Flughafens Frankfurt auf die Isolierstation gebracht. Dennoch heißt es beim Flughafen Frankfurt: „Der Flughafen Frankfurt ist auf Infektionskrankheiten sehr gut vorbereitet und steht im kontinuierlichen Kontakt mit den zuständigen Gesundheitsbehörden. Derzeit werden keine Einreisekontrollen im Sinne von Gesundheitschecks am Flughafen durchgeführt.“

Und in Düsseldorf, wo auch Direktflüge aus China ankommen? „Die Einschätzung einer Gefährdungs- beziehungsweise Risikolage obliegt in solchen Fällen den Gesundheitsbehörden der Stadt Düsseldorf. Das Gleiche gilt für das Anberaumen möglicher Schutzmaßnahmen, wie zum Beispiel Befragung der Fluggäste nach Auffälligkeiten wie grippe-ähnlichen Symptomen, Einsatz von Desinfektionsteppichen, Tragen von Atemmasken, etcetera“, so der Flughafensprecher. Bisher werde vom Gesundheitsamt der Landeshauptstadt Düsseldorf „noch keine Veranlassung gesehen, solche Maßnahmen in die Wege zu leiten, da die Einschätzung einer Einschleppung von Fällen nach Deutschland durch das Robert-Koch-Institut (RKI) weiterhin als gering angesehen wird“.

Unterdessen sind in sind mehr als 1000 Menschen am neuartigen Coronavirus gestorben, mehr als 42.000 sind infiziert. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lädt am Dienstag und Mittwoch zu einem Expertengipfel, wo Fachleute sich mit Therapien, der Quelle des Virus, Übertragbarkeit und möglichen Impfungen befassen. Am Donnerstag wollen die EU-Gesundheitsminister über Maßnahmen zum Schutz vor der Ausbreitung des Virus beraten.

Und in der Region? Im Gesundheitsamt des Rhein-Sieg-Kreises sei ein Management-Team zusammengestellt worden, heißt es aus dem Kreishaus. Dazu gehören die Leitungen des Gesundheitsamts, des Amtsärztlichen Dienstes sowie der Abteilung Hygiene- und Infektionsschutz. Zudem bestehe regelmäßiger Kontakt zu übergeordneten Behörden, wie etwa das Landeszentrum für Gesundheit sowie den Gesundheitsämtern der Nachbarkommunen und zum Sanitätsdienst der Bundeswehr.

Andererseits heißt es in einem Prüfbericht über die Gesundheitsdienstleistungen und Hygieneüberwachung des Rhein-Sieg-Kreises, bei der Pandemieplanung des Kreises gebe es noch „Optimierungspotenzial“. Wie berichtet, gibt es den Prüfern zufolge immer noch keine konkreten Strategien für ein Vorgehen im Falle eines größeren Vorfalls – und das, obwohl es im Juli 2017 „ein Ausbruchsgeschehen mit einem multiresistenten Erreger in einem hochsensiblen Bereich eines Krankenhauses“ im Rhein-Sieg-Kreis gegeben habe. Das sogenannte Störfallmanagement sei mangelhaft, heißt es. Ein Entwurf des Landeszentrums für Gesundheit NRW für einen Pandemieplan sei nie übernommen worden.

Wie sehen also die Vorbereitungen für mögliche Erkrankungen durch das Coronavirus (2019-nCoV) aus? Der Pressestelle der Kreisverwaltung zufolge sind etliche Kliniken darauf vorbereitet, Verdachtspatienten aufzunehmen: Helios Klinikum Siegburg, Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin, St. Johannes Krankenhaus Sieglar, St. Josef-Krankenhaus Troisdorf, St. Franziskus-Krankenhaus Eitorf sowie Cura-Krankenhaus Bad Honnef.

Das 2019-nCoV stammt aus der Familie der Coronaviren. Eine Übertragung von Mensch-zu-Mensch sei möglich. Momentan werde davon ausgegangen, dass es nicht so ansteckend sei wie die Influenza (Grippe). Eine spezifische Therapie gebe es ebenso wenig wie eine Impfung. Das Gesundheitsamt empfiehlt die Einhaltung „einer guten Handhygiene sowie der Husten- und Nies-Etikette“ und möglichst zu Erkrankten mit Erkältungssymptomen Abstand zu halten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort