Eine App für alle Verkehrsverbünde So wird Bahnfahren künftig noch einfacher

Düsseldorf · Nahverkehrskunden, die in einen angrenzenden Verbund reisen wollen, musste bislang mehrere Apps auf ihrem Handy installieren. Damit ist nun Schluss. Die Deutsche Bahn stellte dafür ihren DB-NRW-Navigator zur Verfügung.

 Die Voreifelbahn unterwegs auf freier Strecke: Reisen in der Region geht ab sofort mit nur einer App.

Die Voreifelbahn unterwegs auf freier Strecke: Reisen in der Region geht ab sofort mit nur einer App.

Foto: Axel Vogel

Wer mit dem Nahverkehr von Düsseldorf nach Bonn fahren will, für den kann es recht kompliziert werden. Denn der Reisende verlässt den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und begibt sich in einen der angrenzenden Verbünde. NRW besitzt insgesamt vier davon. Neben dem VRR sind dies der Aachener Verkehrsverbund (AVV), der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) und der Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL). Jeder hat sein eigenes Tarifsystem, jeder verfügt über eine eigene Smartphone-App.

Wer im konstruierten Extremfall an einem Tag von Bielefeld über Düsseldorf nach Köln und Aachen fahren und das Ticke t dafür per Smartphone lösen will, der benötigt vier verschiedene Apps. Damit ist ab sofort Schluss. Die Deutsche Bahn hat dafür ihrer App DB-NRW-Navigator einen neuen Anstrich gegeben und daraus mit den Verbünden eine App für alle gemacht. Mobil.NRW heißt die Anwendung, die nun nicht mehr im rot-weißen Bahn-Design daherkommt – wohl eine Grundvoraussetzung, um die Verbünde davon zu überzeugen, bei dem Projekt mitzumachen.

NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) sagte bei der Vorstellung am Montag, der ÖPNV werde nun konsequent aus Kundensicht gedacht. Der Ticketkauf scheitere nicht mehr an Verbundgrenzen. Wüst erklärte den NRW-Alleingang damit, dass man nicht so lange haben warten wollen, bis sich die Länder auf eine bundesweit einheitliche App geeinigt hätten. Unter dem Projektnamen „Mobility inside“ entwickelt der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen eine vergleichbare bundesweite App.

Berthold Huber, Personenve rkehrsvorstand der Deutschen Bahn, sagte, wenn es nicht möglich sei, Tarifstrukturen zu vereinheitlichen, bleibe nur die Zusammenarbeit. Er zeigte auch auf, wo die Reise langfristig hingehen könne. Denkbar sei beispielsweise auch, dass auch andere Verkehrsmittel – etwa Carsharing-Dienste – in die App integriert werden könnten. „Wir wollen nicht stehenbleiben“, sagte der Bahn-Manager. Die Entwicklung der App hat Huber zufolge rund eine Millionen Euro gekostet.

„Gewinn für den ÖPNV“

Detlef Neuß vom Fahrgastverband Pro Bahn NRW sieht die neue App sehr positiv. „Sie ist ein Gewinn für den ÖPNV“, sagt Neuß und lobt insbesondere die Bedienerfreundlichkeit der Anwendung. „Ich muss kein Tarifexperte sein, um den günstigsten verbundübergreifenden Tarif herauszubekommen.“ So lobt er beispielsweise, dass nun endlich das „Einfach weiter“-Ticket des VRR, mit dem Abo-Kunden dann auch in den benachbarten Verbund fahren können. Verbesserungsbedarf sieht der Pro-Bahn-Vertreter bei den Echtzeitinformationen. „Nicht alle Busunternehmen stellen die Informationen zur Verfügung oder erheben sie überhaupt. Da sehe ich noch Luft nach oben“, sagt Neuß. Nach Angaben von Bahn-Vorstand Huber sind bislang in Echtzeit die Bus-Verbindungen in Bonn und Düsseldorf verfügbar.

Bei der Mobil.NRW-App handelt es sich im Übrigen um eine reine Anwendung für den Nahverkehr. Fernverkehrsverbindungen lassen sich zwar anzeigen, aber keine Tickets dafür buchen. Neben den reinen Verbindungs- und Ticketinformationen bietet die neue App einen Überblick über die Bautätigkeit auf einzelnen Strecken. Über einen RSS-Feed können sich die Kunden auch Störungen auf den von ihnen präferierten Strecken anzeigen lassen und sich per Push-Nachricht auf den Sperrbildschirm schicken lassen. Zudem enthält Mobil.NRW für Schreibfaule nun eine Mikrofon-Funktion. Der Nutzer hält dann die Aufnahme-Taste gedrückt und spricht Start- und Endhaltestelle hinein. Bei ersten Tests funktionierte diese erstaunlich zuverlässig.

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