Kommentar zur VRS-Preiserhöhung An der Schmerzgrenze

Meinung | Köln · Die Tickets für Busse und Bahnen in Bonn und der Region werden in den nächsten beiden Jahren schrittweise teurer. So bringt man keine weiteren Menschen dazu, das Auto stehenzulassen, kommentiert Christoph Meurer.

Mehr und mehr Gemeinden rufen den Klimanotstand aus. Ein solcher Beschluss bedeutet unter anderem, politische Entscheidungen auf ihre Klimaverträglichkeit hin zu prüfen. Die Entscheidung der Verbandsversammlung des Verkehrsverbunds Rhein-Sieg (VRS) für höhere Ticketpreise bei Bussen und Bahnen kommt durch keine Klimanotstandsprüfung – auch wenn die Tariferhöhung sich nur auf die Zeitkarten, also Monatsabos, erstreckt.

Wohl jeder Pendler kann vielstrophige Klagelieder über Verspätungen und Ausfälle bei Bussen und Bahnen singen – und das bei nun weiter steigenden Preisen. So bringt man keine weiteren Menschen dazu, das Auto stehenzulassen. Vielmehr ist es gut möglich, dass bei so manchem nun die Schmerzgrenze erreicht und das Ticket- Kündigungsschreiben unterzeichnet wird.

Allerdings standen die Mitglieder der Verbandsversammlung vor einem Dilemma. Die nächsten Tarifverhandlungen bei den Busfahrern stehen laut VRS-Geschäftsführer Michael Vogel im August an. Dazu kommen nach VRS-Angaben gestiegene Kosten für Energie und Material. Mehr Geld muss also her. Und das hätte bei einer Ticket-Nullrunde von den Städten und Landkreisen, mit ihren Kommunen, kommen müssen.

Sollte es wirklich allgemein gewünscht sein, den ÖPNV zu stärken, müssen deshalb neue Finanzierungsmodelle her – und mit ihnen Bund und Länder völlig neu in die Pflicht genommen werden, was sowohl die laufenden Kosten als auch die Umsetzung von Ausbaumaßnahmen betrifft.

Die Entscheidung des VRS war schwierig. Dass diese auf Antrag der CDU geheim getroffen wurde, ist aber ein fatales Signal. So schafft man weder Transparenz noch Glaubwürdigkeit. Man könnte fast meinen, der Kommunalwahlkampf 2020 hat schon begonnen.

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